Landgang Sachsen

Von Susanne Mack, Hans Reimann, Ralf Geissler, Claus Fischer, Claus-Stephan Rehfeld |
Der Sachse hat nahe am Wasser gebaut. Darüber fängt er aber nicht an zu greinen, sondern er begnügt sich mit der Erkenntnis, dass ihm das Wasser wieder mal bis zum Hals steht. Das war im Frühjahr 2002 so, das war im Frühjahr 2008 so. Erst ging "König Kurt" in den Wogen politischer Erregung unter, dann schlugen über seinem "Kronprinzen" die Wellen zusammen.
Schon lange singt kein Dresdner das alte Spottlied über die große Schwesterstadt: "In der großen Seestadt Leipzig (ha ha ha!) / War 'nemal ne Wassersflut (ha ha ha!)" Diese Lust der Neckerei ist verstummt, seit sich rumgesprochen hat, dass Sachsens Hauptstadt auf einem riesigen unterirdischen See schwimmt - wassertechnisch, aber offenbar auch politisch.

Gemietlich geht's heute im Landgang zu, Sachsen also. Als Reiseleiter vom Dienst begrüßt Sie daheim Claus Stephan Rehfeld.
Der Freistaat Sachsen. "Ich kann's doch nicht ändern" ... sang schon Preils Arthur vor 80 Jahren auf Schellack. Schellack ist vorbei, der Text noch gültig. Wir können's auch nicht ändern. Bekannt war Preils Lied auch unter dem Titel, wir versuchen es mal aussprachemäßig: "Der Phlegmatische". Ein solcher wiederum war Hans Reimann mitnichten, er stimmte gerne mal "Ein Loblied auf die gute alte Zeit" an. Das untersagen wir uns heute, denn so einiges hat sich geändert. So erfuhren wir vom Stuttgarter Institut für rationelle (!) Psychologie, die Männer in Chemnitz "haben wenig zu lachen". So wenig, dass sie auf dem letzten Platz landeten. Nun ja ...


Die Themen:
Der Kaffeesachse. Wie er es wurde.
Sächsische Hymne. Ein schönes Loblied.
Eine lange Geschichte. Die Kleine Wappenkunde.
Sachsens Namen. Professor Udolph packt aus.
Und: Kein Schnadahüpferl. Sangeslust allerorten.

Dies also sind die Themen im Landgang Sachsen. Und dies sind die Beiträge:

Der Kaffeesachse. Wie er es wurde

"SUPPENSCHWAB, m., eine Gestalt des Volksspotts, die auf der angeblichen Vorliebe der Schwaben für Suppen beruht" - so lesen wir und sind nicht auf der falschen Spur, denn ein paar Zeilen weiter winkt er, der Suppensachse. Und von dem sind es nur noch zwei Wörter, dann haben wir ihn gefunden: den Kaffeesachsen. Im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm. Sie können es sich natürlich auch einfacher machen und in ein Kaffeehaus gehen. Oder sich - so Sie nicht im Sachsenland leben - eines Spruches erinnern, den Sie schon oft gehört haben und der dialektfrei gesprochen mitteilt: Ohne Kaffee können wir nicht kämpfen.

Der Kaffeesachse. Wie nun aber kam er zu seinem Ruf?



Kabarett "Sächsische Lieder", aufgenommen 1978:
"D'r Gaffee is' für alles gut, belährte mich Frau Grassen, `s gibt nüscht, wo der nich helfen dud, se gönn' sich druf verlassen!"

Kaffeesachsen. Wo kommt das Wort eigentlich her? Ulla Heise aus Leipzig ist Kulturhistorikerin und sagt uns, was wir ahnten, also kurzum: Nichts genaues weiß man nicht. Aber unter den Kaffeesachsen gebe es da so Gerüchte ...

Ulla Heise: "Also, einmal wird gesagt, dass hätte Friedrich der Große gesagt, als die sächsischen Truppen sich wieder mal in die Flucht geschlagen haben und nicht an der Schlacht teilgenommen hätten. Es gibt mehrere solche Fälle im Siebenjährigen Krieg. Also da hätte er gesagt: 'Die sitzen lieber beim Kaffee als zu kämpfen'."

Weil es viele Kaffeesachsen gibt, gibt es die Geschichte auch noch in anderen Versionen, zum Beispiel in dieser: Als in Friedrichs Feldlager der Kaffee ausgegangen war, sei eine Abordnung der Sachsen beherzt auf den Preußenkönig zumarschiert und hätte ihm erklärt: "Ohne Gaffee könn' mir nich gämbfn !" - Nun, wie dem auch sei, die sächsische Kapitulation vor dem Kaffee fand schon vor dem Siebenjährigen Krieg statt. Anno 1718 war's, da wurde zu Leipzig das erste deutsche Kaffeehaus gegründet, welches sich nannte "Zum arabischen Coffee-Baum".

Ulla Heise: "Die Sachsen als Volk beziehungsweise ihre jeweiligen Herrscher, die waren sowieso nicht besonders kriegerisch ... "

Wissen wir, wissen wir, es sei denn, sie mussten für ihren Kaffee kämpfen. 1977, zu Zeiten der DDR-weiten "Kaffee-Krise", beschwerten sich die Kaffeesachsen massiv beim Politbüro und rümpften die Nase: "Kaffee-Mix"? So was kommt uns nicht in die Tasse!"

Kabarett "Sächsische Lieder":
(Löffelgeklapper, Schlürfen)
"A: Also wirklisch, Frau Grassen, ihr Gaffee is' ne absolude Spitze!
B: ... Ja, ja, den hab'sch aus'm "Deligad" !
A: ... Se wärn's nisch gloobm, das dud mer an Aroma schmeck'n! "(Löffelgeklapper, Schlürfen, Musik)

Am Verschwinden der Delikat-Läden ist die sächsische Wende schuld. Damals, Herbst '89. Die Montagsdemos waren getarnte Kaffeefahrten, die gleichzeitig und hart an ihrem Ruf als "Kaffeesachsen" arbeiteten. Ein Bayer ist drauf reingefallen.

Ulla Heise: "Kurz nach der Wende wurde gesagt von einem Gast aus Bayern, der in Leipzig auf einer solchen Montagsdemonstration dabei war: 'Also, die Kaffeesachsen, da scheint ja was dran zu sein. Da ham' se also ihren Bach, der hat 'ne Kaffee-Kantate gemacht, dann ham' se ihren herrlichen alten 'Kaffee-Baum', diese Gaststätte, und jetzt ziehn se durch die Gegend - die scheinen das Coffein der Deutschen Nation zu sein!'"

Sächsische Hymne. Ein schönes Loblied

Wen hat er nicht schon alles besungen, der Sachse. Eine Aufzählung unterdrücken wir uns, denn sie würde endlos geraten, weil der Sachse ziemlich viel besingt, schließlich betet er so ziemlich alles an, was ihn gerade umgibt. "Dies tun wir auch!", mögen da gleich andere Stämme rufen, aber wir stellen uns schützend vor den Sachsen und sagen nur: Aber nicht so! Sprachlich schon gar nicht, der Dialekt ist für Auswärtige unaussprechlich. Und kein Stamm liebt sich so sehr wie der der Sachsen. Ausgenommen natürlich der jeweilige Landesfürst, den er noch mehr besingt. Gestern den, heute den - der Sachse ist geschmeidig. Vielleicht bekam der Sachse Hans Reimann deshalb die Hucke voll, als er mal über seinen König so manches zu Papier brachte. Wie dem auch sei, der Sachse singt auf sich gerne Lobeshymnen, die schönste jedoch stammt von Hans Reimann.

"Ein jeder, der uns Sachsen kennt,
bewundert unser Temprament,
und weil feurig sind wie Wanzjn,
verzichten wir auf Stimulanzjn,
wie Opium und Kokain
und gar das schönde Koffein.
Was rinnt durch unsern Sachsenhals?
Zichorie, Gerstenbrand und Malz!
In einer Tour, ja seit Dezennijen,
entströmt den Zwiebelmuster-Kännichen
ein mokkaähnliches Parfiemchen.
Mir schaffens ohne Kaffee Haach;
denn unsern ächten Bliemchen,
den macht uns keiner nach!"

Zweite Strophe

"Uns Sachsen triffste überall
rund um den ganzen Erdenball.
Uns Sachsen triffste allerorts,
uns triffste nordwärts an den Fjords,
uns triffste unterhalb im Süden,
uns triffste an den Pyramiden,
in Hiddensee, in Palästina,
in Wladiwostok und in China;
mit'm Handgebäck, im Jägerhemd,
die Hüte vor den Bauch geklemmt,
denn unser Vorbild ist Karl May.
Er schlummre samft im Sarkophaach!
Old Shatterhand - juchei -
den macht uns keener nach!"

Dritte Strophe

"Latein und Griechisch kannste lern'n,
und wär die Gegend noch so fern,
und wär es gar im Land der Wilden,
de kannst dir deine Sprache bilden
mit Poehlmann, Ploetz und Langenscheid;
und haste nicht genügend Zeit,
dann rat ich dir in aller Güte:
nimm Ullsteins Worte in der Tüte!
Doch keiner, mag er noch so ringn,
wird tausend Worte Sächsch bringn.
Ja, wir ham schon manchen so erschreckt,
dass er wie tot zusammenbrach,
denn unsern sächschen Dialekt -
den macht uns keiner nach!"

Letzte Strophe

"Die Monarchie, das ist ein Ding,
in England haben sie ihren King,
de Perser tituliern ihn Schah,
und zeigt er sich, schrein sie Hurrah.
In Schweden, in Belutschistan,
In Spanien, in Afghanistan:
wohin man hinguckt, - es ham Regenten
die Herrschaft in bewährten Händen.
Dass unsrer abschob, ist gemeene.
Nu machmr unsern Schmutz alleene
von Kötzschenbroda bis nach Penig.
De Republik ist eine Schmach,
denn unsern guten Geenij -
den macht uns keiner nach!"

"Sächsische Ode" in: Hans Reimann. Neue Sächsische Miniaturen, Carl Reissner Verlag, Dresden, 1927


Eine lange Geschichte. Die Kleine Wappenkunde

Die Sachsenflagge ist - historisch gesehen - noch nicht sehr alt und bezieht sich mit ihren Farben grün-weiß auf die Kokarden der sächsischen Armee. Die hatte zwar wenig Erfolg in ihrer Geschichte - oft schlugen sich Sachsens Herrscher rechtzeitig, also im letzten Moment, auf die Seite der späteren Verlierer - aber Friedrich August I. freute sich so sehr, dass seine Sachsen ihn bei der Rückkehr vom Wiener Kongress mit weiß-grünen Schleifen begrüßten - trotz des wenig gloriosen Ausgangs in Wien und des verlustreichen Kriegs. Egal, den König freute es, die Landesfarben standen nunmehr fest und riefen: Neuanfang.
Und das Sachsen-Wappen? Die kleine Wappenkunde klärt uns auf.


Es war am 13. November 1918, da fiel der berühmte Satz. "Da solln se ihrn Dregg alleene machen!", sagte König Friedrich August III. zu seinem Sachsenvolk und zeigte auch dem Land den Rücken. Im Zorn verabschiedete er sich ins Exil - nicht ganz freiwillig. Die Novemberrevolution beendete 1918 die 800-jährige Regentenzeit der Wettiner in Sachsen.

Die Republik wurde ausgerufen, dann der Freistaat und das kleine Staatswappen vereinfacht. Krone, Löwen, Ordensband und Devise wurden getilgt, es blieb der neun mal von Schwarz und Gold geteilte Sachsenschild mit Rautenkranz. Das große Staatswappen gab es nun nicht mehr.


Das sächsische Landeswappen hat eine lange Geschichte. Die Zeiten änderten sich, das Wappen auch.

Am Anfang waren die Askanier, ein altes deutsches Hochadelsgeschlecht. Anno 1180 fiel dem Askanier Bernhard III. das Terrain an der unteren Elbe um Lauenburg zu. Er erhielt die Würde eines Herzogs von Sachsen. Als Familienwappen führte der neue Herzog den Ballenstedter schwarz-goldnen Balkenschild ein. 80 Jahre später legten die Askanier einen Blätterzweig darüber. Im Laufe der Jahre wurde daraus der heutige Rautenkranz.

Durch Kauf, Heiraten und Waffengänge vergrößerten die Herrscher den Landesbesitz, durch Kriege gingen beträchtliche Teile verloren. Nachdem sich Sachsen auf Napoleons Seite geschlagen hatte, setzte Friedrich August I. anno 1806 die Königskrone auf das alte Wappen. Nach der Niederlage mit Napoleon wurde das königlich-sächsische Wappen wieder geändert. Mal kam ein Hermelinmantel dazu, mal entfiel er; mal tauchte ein Ordensband auf, mal tauchten zwei Löwen auf. Mal wurde auf dem Wappen die Devise ausgegeben "PROVIDENTIAE MEMOR" (Der Vorsehung eingedenk), mal wurde die Vorhersehung getilgt - die Erfahrung war schließlich stärker.

Eine offizielle Hymne haben die Sachsen nicht, aber ein Wappen. Im "Gesetz über das Wappen des Freistaates Sachsen" vom 18. November 1991 regelte der Freistatt die Gestaltung und Verwendung des historisch gewachsenen Landeswappens. Die Bezeichnung Freistaat übernahm das Land aus der Zeit der Weimarer Republik. Das neue Landeswappen zeigt den alten Sachsenschild mit fünf schwarzen Balken auf goldenem Grund und einem darüber gelegten grünen Rautenkranz. Es geht auf das Königreich Sachsen zurück und steht für sächsische Identität. Vielleicht riefen deshalb die Sachsen nach der Wende gerne nach ihrem "König Kurt".

Sachsens Namen: Professor Udolph packt aus

Jeglitsch, Zieschang, Fritzsch, Laubmeier ... - wir blättern gerade im Wörterbuch der Onomanistik. Sie haben damit auch schon so ihre Erfahrung gemacht, wenn Sie vor dem Klingelkasten stehen und die Namen der Einwohner lesen. Onomanistik, so heißt die wissenschaftliche Disziplin der Namensforschung. Aber einen Familiennamen haben sie sicher noch nicht angeschlagen gesehen: Sachsen. Lange glaubten Historiker, der Sachse habe seinen Namen vom Sax - einem einschneidigen Hiebschwert, mit dem er gelegentlich rumfuchtelte. Aber sicher ist das nicht. Wie so manches nicht. Welche Sachsen-Namen sind typisch? Ist es Vanessa? Oder Jaqueline?

Umfrage:
"Säggssche Namen? Ich genn doch gehne säggsschn Namen."
"Typisch sächsische gibt's nicht. Müller, Meier, Schulze. Ansonsten nichts."
"Das sind doch alles deutsche Namen. Was soll typisch sächsisch sein?"
"Hicketier. Higgedier." (lacht)"

Aber nein! Hicketiers leben in Sachsen kaum. Ein Mann weiß das ganz genau: Professor Jürgen Udolph, viele Jahre Namensforscher an der Universität Leipzig.

Jürgen Udolph: " "Schubert ist absolut typisch für Sachsen."

Zehntausende Sachsen heißen so.

"Schubert ist ein altes mittelhochdeutsches Wort. 'Schuochworcht'" heißt die alte Form. Das ist Schuhwerk. Und Schubert ist eine Variante von Schuhmacher."

Der Sachse liebt das Reisen sehr, da braucht er gute Schuhe. Ein Stamm latscht durch die Welt - mit lauter Allerweltsnamen. Nicht nur Schubert, auch Richter und Scholz kommen unter den Sachsen sehr viel häufiger vor als ohnehin in deutschen Landen. Doch berühmt ist der Sachse wegen seiner weichen Konsonanten und Zischlaute.

Jürgen Udolph: "Ja, mir ist aufgefallen diese tzsch-Schreibung - zum Beispiel in Fritzsch. Es ist eine Koseform, Verniedlichungsform, Verkleinerungsform von Friedrich. Und hat diese typische tzsch-Schreibung, die wir auch bei anderen Namen haben."

Brautzsch, Kautzsch, Kotzsch - alles typisch sächsisch. Doch die Sachsen können auch anders. Harte Endungen für harte sächsische Kerle - Fußballer zum Beispiel.

Jürgen Udolph: "Ballack ist ein typisch sächsischer Name. Denn er kommt aus der Lausitz. Und ist eine sorbische Weiterentwicklung von Baltasar. Belsazar. So kennen wir ihn auch aus der Bibel und heißt eigentlich: Gott behüte sein Leben."

Sachsen ist in Sachen Namen ein geteiltes Land. Der sorbisch geprägte Osten steht dem Westen gegenüber, wo sich verschiedene Einflüsse vermischt haben. Sachse heißt der Sachse mit Nachnamen übrigens nur außerhalb des eigenen Landes.

"Jeder Sachse in Sachsen ist ein Sachse. Aber wenn dieser Sachse jetzt sein Land Sachsen verlässt und die Grenze wechselt nach Thüringen oder nach Franken, dann liegt es sehr viel näher ihn zu nennen: Karl aus Sachsen. Oder Karl der Sachse. Und dann entsteht der Nachname Sachse im Grenzbereich der Nachbargebiete."

Den Sachsen selbst interessiert das kaum. Nachnamen kann man sich schließlich nicht aussuchen. Beim Vornamen dagegen hat auch der Sachse freie Wahl.

Straßenumfrage: "Mandy, Peggy, Romy, Susi." "Mike und Heiko." "Schorschl."

Kein Schnadahüpferl. Sangeslust allerorten

Wo der Sachse außerhalb seines Stammesgebietes auftaucht, da ist er problemlos und sofort zu orten. Das mag auch an seinem Dialekt liegen, aber mehr noch daran, dass selbiger Zungenschlag gemeinhin von einer weithin vernehmbaren Stimme getragen wird. Wobei auch die Stimmlage eine mindestens gewisse Rolle spielen mag. Wie dem auch sei, wo er auftaucht, da ist er auch gleich zu vernehmen. Hängt das mit des Sachsen Sangeslust zusammen? Also die kräftige Stimme. Und vielleicht auch damit, dass - wie wir gleich erfahren werden - er dort singt, wo er gerade ist? Bitte, die Herren.

Wo man (Mann) singt, da lässt er sich gerne nieder, der Sachse, also auch im Probenlokal des Männerchors Leipzig-Nord.

Matthias Nollau: "Also ich denke, dass die Sachsen ein positives Verhältnis zum Gesang haben ... "

Früher sang er gern, heute hat er ein "positives Verhältnis".

"... wobei ich da natürlich von mir selbst ausgehe."

Also von einem Sachsen. Und was besingt er nun, der Sachse?

"Also ich selbst kenne bloß das deutsche Liedgut, also vom Volkslied her ..."

...und das besingt ja bekanntlich fast alle wichtigen Lebenstätigkeiten, nämlich Liebe, Alkohol oder Wandern, nämlich von einer Frau bzw. Theke zur andern.

Er besingt alles - vom rauschenden Wald bis zu trekkenden Ostseewellen. Er besingt es überall. Ein Lied, in dem er sich nicht gefällt, das kennt er nicht. Und ein Lied, in dem er sich besonders gefällt, ist ihm auch nicht bekannt. Sagt er jedenfalls, der singende Sachse.

Er singt dort, wo er gerade ist, wobei er doch eher zum Haus- und Hofsänger neigt.

Matthias Nollau: "Familienfeiern, auch dort ist es üblich, dass gesungen wird. Sicher nun nicht gerade vierstimmig, aber vielleicht einstimmig die Melodiestimme, Volkslieder etc., aber auch Hits, selbst da wird ja auch von Jung und Alt nachgesungen und mitgemacht ... "

Musik: Jürgen Hart: "Sing, mei Sachse sing ... "

Indes: Seltsamerweise singt der Sachse selber selten selber sächsisch, meint Paul Kumpfe, zweiter Bass im Männerchor Leipzig-Nord:

"Aus meiner Erfahrung her muss ich sochn, singen wir eigentlich in der Hauptsache hochdeutsch, auch wenn ich selber jetzt mit meiner laschen Aussprache etwas danäm komme ... "

Aaah ja, aber mit dem Hochdeutschen verhält sich das in Sachsen so ähnlich wie in Baden-Württemberg. Und die Anekdote ist ja bekannt, in der sich Baden-Württemberg über die Sprache der Sachsen sehr wundern. Egal, sogar dem weltbekannten Dresdner Kreuzchor hört man an, woher er kommt.

Musik: Kreuzchor: "Am Brunnen vor dem Tore ... "

Da war es, haben sie gehört? Das "o", bzw. das "o" (sächsisch ausgesprochen) ist gaanz typisch für das Dresdner Sächsisch. Aber weder der Dresdner Kreuzchor noch der Männerchor Leipzig-Nord singen bewusst sächsisch. Tun sie das vielleicht aus Angst, man könnte sie ob des Dialekts auslachen? Matthias Nollau, 1.Tenor, schüttelt den Kopf - verneinend.

"Wir hätten ooch kein Problem damit, wenn man den Sachsen an irgendwelchen Dingen festmacht, die man vielleicht im Großen und Ganzen nicht so positiv empfindet."

Aber warum singt dann kaum ein Sachse, bzw. kaum eine Sächsin sächsisch?

Paul Kumpfe: "Das fällt mir ehrlich gesagt auch schwer zu sagen. Es fällt mir höchstens noch ein 'Erzgebirg wie bist du schie' oder so ... "

Das war der Landgang Sachsen. Gemütlich und ohne jede Heimtücke klärten autorenmäßig auf Susanne Mack, Hans Reimann, Ralf Geissler, Claus Fischer sowie Claus Stephan Rehfeld, der sich auch als Reiseleiter vom Dienst durch die Sendung moderierte.

Am 29. August dann werden wir den Weißwurstäquator überschreiten und dem Stamme der Bayern auf die Schulter klopfen. Wir üben schon mal und wünschen einen schönen Tag noch.