Der unberechenbare Protestwähler
Werden SPD und CDU in Mecklenburg-Vorpommern weiterregieren können? Das hänge auch von der heutigen Wahlbeteiligung und den Protestwählern ab, sagt Korrespondent Daniel Heinrich. Merkels "Wir schaffen das" habe viele Menschen in der Region sehr verärgert.
In Mecklenburg-Vorpommern sind rund 1,3 Millionen Bürger dazu aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen. Landeskorrespondent Daniel Heinrich berichtete im Deutschlandradio Kultur von seinen Eindrücken beim Rundgang entlang der Wahllokale der Schweriner Innenstadt:
"Da sah es noch ein bisschen mau aus. Es sind kaum Leute zu sehen. Vielleicht liegt da am Wetter. Es regnet hier in Schwerin. Es ist auch der letzte Ferientag."
Die Wahlbeteiligung, die im Jahr 2011 nur bei 51,5 Prozent gelegen hat, sei jetzt ein entscheidendes Kriterium, sagt Heinrich. Er verwies darauf, dass alle Parteien – angefangen von der SPD bis zur CDU bis zur Linken und den Grünen – dazu aufgerufen hätten, an die Wahlurnen zu gehen. Dieser vielstimmige Wahlaufruf könnte allerdings zum Bumerang werden:
"Denn der Wahlaufruf ist immer verknüpft mit dem Zusatz, doch bitte gegen die AfD zu stimmen. Und unter denen, da sind nun einmal viele Protestwähler. Und viele dieser Leute, die den Wahlen das letzte Mal fern geblieben sind, die könnten sich heute an den Wahlurnen für die sogenannte Alternative für Deutschland entscheiden."
"Viele Leute haben das Gefühl, dass man sie vergessen hat"
Viele Menschen fühlten sich von den etablierten Parteien nicht genügend beachtet und vertreten:
"Aus Sicht vieler – gerade in den östlichen Gebieten, also wenn sie in Richtung Polen fahren, in Vorpommern - da fühlen sich einfach viele Leute im Stich gelassen. Die haben einfach das Gefühl, dass man sie vergessen hat. Und hier gab es auch eine ziemlich große Abwanderung in den letzten Jahren. In Mecklenburg-Vorpommern leben heute nur noch 1,6 Millionen Leute, nach der Wende waren es zwei Millionen."
Top-Thema des Wahlkampfs: Die Flüchtlingsfrage
Das Top-Thema des Wahlkampfs sei die Flüchtlingsfrage gewesen. So gehe es bei dieser Wahl nicht um landespolitische Themen, so die Analyse von Heinrich. Vielmehr solle ein Zeichen an Berlin und in Richtung von Bundeskanzlerin Angela Merkel gesendet werden:
"Das 'Wir schaffen das' der Bundeskanzlerin – das hat hier sehr viele Leute verunsichert. Das hat hier sehr viele Leute verärgert. Und die AfD wird hier primär als Protestpartei wahrgenommen."