Lange Geschichte der Prothesen

Moderation: Liane von Billerbeck |
Im Berliner Medizinhistorischen Museum öffnet am Donnerstag die Ausstellung "Leben mit Ersatzteilen". Die Schau umfasst rund 400 Exponate. "Prothesen gibt es eigentlich schon so lange die Menschheit über sich selber nachdenkt", sagte Museumsdirektor Thomas Schnalke anlässlich der Ausstellungseröffnung.
Liane von Billerbeck: Seit wann gibt es eigentlich Prothesen?

Thomas Schnalke: Prothesen gibt es eigentlich schon so lange die Menschheit über sich selber nachdenkt beziehungsweise über Gesundheit oder Krankheit nachdenkt. Das ist im Prinzip seit der Menschheitsgeschichte der Fall, denn wir kennen kein goldenes Zeitalter, in denen es den Menschen uneingeschränkt gut geht, in dem er immer gesund ist, sondern Krankheit begleitet den Menschen von Beginn an. Und deswegen ist sicherlich auch die Hilfe, die Ersatzstruktur für ein Körperteil, das sein Dienst eingestellt hat, ein Ding, das den Menschen von Beginn an auf seinem Weg durch die Zeiten begleitet.

Von Billerbeck: Wie sahen denn die ersten Prothesen aus? Also sicher haben einige von uns jetzt so die Eisenhand Götz von Berlichingens vor ihrem geistigen Auge aus dem 16. Jahrhundert…

Schnalke: Das ist schon nicht verkehrt. Sicherlich, sehr viel früher gibt es schon das dritte Bein, den Stock, den man in die Hand nimmt, wenn man eine Gehbehinderung hat, Gehbeschwerden hat. Es gibt dann im Mittelalter einfache Hanteln oder Knieplatten, auf denen (…) Leprakranke versucht haben, mit der eingeschränkten Beweglichkeit, die sie noch haben, zu gehen oder sich kriechend fortzubewegen. Und das ist dann sicher die mechanische Prothese des späten 15., Anfang des 16. Jahrhunderts. Und die Prothesenhand von Götz von Berlichingen ist hier schon ein frühes, hoch stehendes Beispiel, sie ist noch eine passive Prothese. (…)


Das vollständige Gespräch mit Thomas Schnalke können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.