"Sprache ist für mich eigentlich alles"
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Der Darsteller Lars Eidinger ist auf der Berlinale gleich mit zwei Filmen zu Gast. Auf der Pressekonferenz zu "Persian Lessons" sorgte er mit einem emotionalen Statement für Aufmerksamkeit. Im Interview spricht er über seine besonderen Festivalmomente.
Gefühle im Filme entstehen für den Schauspieler Lars Eidinger vor allem in Verbindung mit Sprache. Sprache biete ihm als Darsteller die Möglichkeit, beim Zuschauer Gefühle zu erzeugen, erklärt er im Interview mit Deutschlandfunk Kultur.
Eidinger ist in diesem Jahr auf der Berlinale gleich in zwei Filmen zu Gast. Zunächst feiert dort "Persian Lessons" (Regie: Vadim Perelman, außerhalb des Wettbewerbs) Premiere in einer Festival-Sondervorstellung. Der Film erzählt die Geschichte einer sehr schwierigen Begegnung: Der Belgier Gilles wird 1942 zusammen mit anderen Juden von der SS in ein Konzentrationslager verschleppt und entgeht seiner Hinrichtung, weil er angibt, Perser zu sein. Ein Lageroffizier heuert ihn an, ihm Farsi beizubringen. Denn dieser Nazi träumt davon, nach Kriegsende ein Restaurant im Iran zu eröffnen. Gilles aber kann kein Farsi und bringt dem Nazi eine Kunstsprache bei.
Eidinger: "Unsere Gesellschaft ist so dermaßen vergiftet"
Die Bedeutung von Sprache in diesem Film sei für ihn eine seiner Hauptmotivationen gewesen, die Rolle anzunehmen, sagt er. "Ich merke immer als Schauspieler: Sprache ist für mich eigentlich alles." Für ihn gehe es nicht darum, sich "emotional in irgendwas einzukitschen", sondern, dass er sich eigentlich nur auf Sprache konzentrieren müsse, weil "Sprache Emotionalität provoziert".
Auf der Pressekonferenz zu dem Film sorgte Eidinger am Samstag mit einem emotionalen Statement "gegen den Hass in Deutschland" für breite Aufmerksamkeit. "Ich finde, unsere Gesellschaft ist so dermaßen vergiftet, was Hass und Missgunst angeht", sagte er mit Tränen in den Augen und zunehmend brechender Stimme.
Auf der Pressekonferenz zu dem Film sorgte Eidinger am Samstag mit einem emotionalen Statement "gegen den Hass in Deutschland" für breite Aufmerksamkeit. "Ich finde, unsere Gesellschaft ist so dermaßen vergiftet, was Hass und Missgunst angeht", sagte er mit Tränen in den Augen und zunehmend brechender Stimme.
Eidinger ist zudem Gast des Festivals als Darsteller des Schweizer Wettbewerbsbeitrags "Schwesterlein" (Regie und Buch: Stéphanie Chuat, Véronique Reymond). Diese besondere Situation sorge dafür, dass er "die ganze Zeit agieren" müsse. Er genieße das Festival, weil er da mit Leuten zusammen komme, die ihn inspirierten und mit denen der sich austauschen könne, so Eidinger.
Familiäre Erinnerungen an die Zeit mit Berlinale-Direktor Kosslick
Der Darsteller betont, dass er sich in den vergangenen Jahren auf der Berlinale immer "sehr zuhause" gefühlt habe und nun gespannt sei, wie sich das Festival nach dem Weggang des langjährigen Festivaldirektors Dieter Kosslick entwickelt. Dieser habe es geschafft, für die Gäste eine "familiäre Atmosphäre" zu schaffen: "Ich habe das Festival immer wahrgenommen als etwas, wo man das Gefühl hat, man besucht seine Eltern, man fährt einmal im Jahr nach Hause, und dann steht da der Dieter Kosslick vor der Tür und gibt einem die Hand und man umarmt sich und man freut sich, sich wiederzusehen."
Ganz besondere Erinnerungen verbindet Eidinger mit dem Festival im Jahr 2016: "Die Zeit mit Meryl Streep in der Jury war eine der schönsten Wochen meines Lebens."