Lars Eidinger: "Autistic Disco"
Fotografien, mit einer Einführung von Simon Strauß
Hatje Cantz Verlag, 2020
128 Seiten, 30 Euro
"Ich glaube nicht, dass man das Leben festhalten kann"
10:53 Minuten
Der Schauspieler Lars Eidinger zückt gerne sein Smartphone, um skurrile, atmosphärische und manchmal auch witzige Momente einzufangen. Diese Aufnahmen hat er nun unter dem eigenwilligen Titel "Autistic Disco" als Bildband herausgebracht.
Ach, jetzt fotografiert der auch noch? Mag manch einer denken, der Lars Eidinger als Schaubühnen-Schauspieler und als Darsteller in zahlreichen Kino- und TV-Filmen kennt (aktuell unter anderem in "Schwesterlein" und "Babylon Berlin"), aber nicht als Foto- und Videokünstler.
Tatsächlich aber fotografiert Leidinger mit Begeisterung schon seit Kindertagen, wovon man sich auch in seinem Instagram-Profil überzeugen kann: den Familien-Goldhamster, Menschen am Strand, leere Hotelbetten, vor allem aber Skurriles im Stadtbild, das der Berliner gerne mit seinem Telefon einfängt.
Spontan Momente einfangen
Das ist manchmal witzig und melancholisch zugleich. Auf jeden Fall aber atmosphärisch. Mit dem Bildband "Autistic Disco", der jetzt erschienen ist, habe er sich einen Lebenstraum erfüllt, sagt der Schauspieler, der seit rund 20 Jahren zum Ensemble der Berliner Schaubühne gehört.
Was reizt ihn am Fotografieren mit dem Smartphone? Es sei immer verfügbar und befreie ihn vor allem von dem Druck, etwas Gutes zustande zu bringen, den er immer ein wenig spüre, wenn er mit seiner Spiegelreflexkamera losziehe. Ohne diesen Druck, etwas inszenieren zu müssen, entstünden die besten Momentaufnahmen.
"Man blickt sozusagen dem Tod ins Gesicht"
Für ihn habe die Fotografie "einen morbiden Charme", beschreibt Eidinger seine Faszination: "Schon als Kind hatte ich dieses Bedürfnis, den Moment festzuhalten. Und dann kam irgendwann die Erkenntnis, dass das gar nicht geht, dass das eine Utopie ist: Dass das Leben in Bewegung ist, und dass der Moment eigentlich immer schon vergangen ist. Man blickt sozusagen immer dem Tod ins Gesicht. Ich glaube nicht, dass man das Leben festhalten kann. In dem Augenblick, wo man es festhalten will, ist es tot."
Und das sei nicht negativ gemeint, betont Eidinger. "Es ist nur das Spiel damit, dass man sagt: Tod ist Stillstand, und Leben ist Bewegung. Und in dem Augenblick, in dem ich es fixiere, schaue ich eigentlich dahin, wo ich herkomme und sehe, was mich erwartet." Definitiv sei die Fotografie für ihn etwas Lebensbegleitendes. Es gebe auch viele Selbstporträts von ihm. Aber die, sagt der Schauspieler, seien nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
(mkn)