Bullshit-Bingo mit Armin Laschet
07:26 Minuten
Der Lasch-o-mat sorgt im Netz für Heiterkeit: Die Website generiert Zitate, die Armin Laschet zwar nie gesagt hat, aber gesagt haben könnte. Dass die Parodie so gut ankommt, liege am Wunsch nach wahrhaftigen Politikern, so der Journalist Lorenz Meyer.
Was würde Armin Laschet zu Veggiefleisch, Feminismus oder Britney Spears' Vormundschaft sagen? Wer ihn das nicht persönlich fragen kann, der kann auf den Lasch-o-mat zurückgreifen – und dem CDU-Kanzlerkandidaten ein Zitat in den Mund legen, das dieser zwar nie gesagt hat, das aber exakt wie ein typisches Laschet-Statement klingt.
Zufallszitate aus dem Lasch-o-mat
Das satirische Tool Lasch-o-mat ist ein Zufallsgenerator und speist sich aus phrasenhaften Zitatbausteinen, die Laschet so tatsächlich benutzt hat. Wer auf die Website des Lasch-o-mat klickt, gibt zuerst ein Wunschthema wie "Veggiefleisch" ein, dann spuckt der Generator ein Zitat aus, das den eingegebenen Begriff mit diesen Bausteinen kombiniert. Das könnte dann zum Beispiel so klingen:
"Es geht jetzt darum, ein schlüssiges Veggiefleisch-Konzept zu haben. Aber ohne China, ohne Russland, ohne andere große Akteure geht es nicht. Die anderen sollten daraus keine parteipolitische Frage machen."
Wem das Zitat im Laschet-Stil gefällt, der kann es auf der Website auch direkt auf ein Foto des Politikers setzen lassen: Das Ergebnis sieht aus wie die in den sozialen Medien beliebten und vielfach geteilten Zitattafeln. Und auch die Fake-Zitatkacheln im Laschet-Stil verbreiten sich insbesondere auf Twitter derart viral, dass die Website des Lasch-o-mats immer mal wieder nicht erreichbar ist..
Hinter dem Lasch-o-Mat steckt das Unternehmen Visualtech aus Mainz, das sich auf Online-Marketing spezialisiert hat. Inspiriert wurden die Erfinder von einem Tweet des Journalisten Lorenz Meyer, wie Visualtech-Geschäftsführer Michael Zieger im Interview mit T-Online erzählte.
Auf Zuruf parodiert Meyer auf Twitter auch regelmäßig andere Personen, etwa den Duktus des Kolumnisten Harald Martenstein oder jenen des Welt-Chefredakteurs Ulf Poschardt. Und auch Meyer findet den Lasch-o-mat lustig, sieht zwischen dem Tool und seinen Parodien aber einen Unterschied wie zwischen Kino und Theater: Seine Tweets lebten von der Spontanität, seien eine Live-Performance, eine Art Improtheater auf Twitter. Der Lasch-o-mat wiederum habe das alles bereits vorbereitet.
Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit
"Laschet ist der Prototyp des Politikers, der maximal vage bleiben will", erklärt Meyer. Deshalb lasse er sich so gut parodieren. "Der will sich nicht festlegen, er will ja von allen gewählt werden. Außerdem weiß er natürlich, dass jede Art von Festlegung Risiken birgt."
Solche Bullshit-Bingo-Stanzen gebe es auch bei anderen kameraerprobten Menschen, beispielsweise höre man so etwas auch bei Fußballspielern. Und Politiker seien generell vorsichtiger geworden, relativierten ihre Aussagen mehr. Bei Laschet sei das allerdings "grandios übersteigert". Und es falle sehr auf, dass er Vorbereitetes verwende.
"Die Politiker ahnen glaube ich gar nicht, wie sehr die Leute ausgehungert sind nach Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit", sagt Meyer. Seiner Meinung nach ist der Laschet-Generator deshalb so ungeheuer erfolgreich. "Die Leute haben ein ausgezeichnetes Gespür dafür, ob jemand authentisch ist oder nicht."
(jfr)