Last Exit Zempow
Märkische Kiefern im Wind und Bio-Rinder am Wegesrand: Ansonsten gibt es in der 138-Seelen-Gemeinde in Nordostbrandenburg nicht viel zu sehen. Und doch hat in dieser Einöde eine Legende überlebt: das Autokino Zempow. Claus Neumann ist der Besitzer.
Sonnenuntergang. Wir sind weit im Osten Deutschlands. Stille Dörfer, zwischen den Wäldern glitzern Seen und im Örtchen Zempow biegt ein sandiger Weg links ab. Ein paar hundert Meter weiter eine umzäunte Lichtung. Ein weißhaariger Mann schließt gerade das Tor auf.
Claus Neumann: "Eigentlich befinden wir uns hier in einem Autokino, das liegt zwischen der Ruppiner Schweiz und der Mecklenburger Seenplatte, am Ende der Welt sozusagen."
Autokino Zempow, verkündet ein großes gelbes Schild an der Wand eines reetgedeckten Hauses.
Drinnen steht Claus Neumanns Frau Regina an der Popcorn-Maschine, macht den ersten Kaffee, während Sohn Maik sich im Vorführhäuschen zu schaffen macht.
Claus Neumann: "Eigentlich befinden wir uns hier in einem Autokino, das liegt zwischen der Ruppiner Schweiz und der Mecklenburger Seenplatte, am Ende der Welt sozusagen."
Autokino Zempow, verkündet ein großes gelbes Schild an der Wand eines reetgedeckten Hauses.
Drinnen steht Claus Neumanns Frau Regina an der Popcorn-Maschine, macht den ersten Kaffee, während Sohn Maik sich im Vorführhäuschen zu schaffen macht.
"Gehen tun Klamauk-Filme"
Maik Neumann: "Also gehen tun Klamauk-Filme. Früher waren es ‚Auf dem Highway ist die Hölle los‘‘. Wat nich jeht, det sind so Oscar-Filme, zum Beispiel ‚Der Pianist‘."
Heute läuft Will Smith in dem apokalyptischen Blockbuster "After Earth" über die Leinwand. "Passender Titel zur Gegend hier", knurrt Claus Neumann vorn am Tor. Seit der Wende kämpfen er und seine Familie um den Erhalt des einzigen Autokinos der einstigen DDR.
Claus Neumann: "Guten Abend! So, zweimal bitte? Macht zehn Euro und ein Programm dazu - bittschön."
Früher seien sie einfach mit LKWs durch die Dörfer gefahren, Projektoren auf der Ladefläche und die Leinwand im Gepäck.
Claus Neumann: "Und siehe da, die Leute kamen - war der halbe Film vorbei, fing’s an zu regnen. Die Urlauber stürzten in ihre Trabis: Ei sieh da … Und da kam die Idee, machen wir doch ein Autokino!"
Als das Autokino Zempow dann 1977 seine Pforten öffnete, kamen mit ihm auch ungebetene Gäste
Claus Neumann: "Und dann war da noch die Sache mit den Westautos. Denn es war ja nicht verboten, dass ein Westberliner hierher kommt und ins Auto-Kino fährt. Und der stand nun neben DDR Trabbi oder Wartburg. Da waren schon einige Horch-und-Gucks hier. Ja, die kamen regelmäßig."
Heute läuft Will Smith in dem apokalyptischen Blockbuster "After Earth" über die Leinwand. "Passender Titel zur Gegend hier", knurrt Claus Neumann vorn am Tor. Seit der Wende kämpfen er und seine Familie um den Erhalt des einzigen Autokinos der einstigen DDR.
Claus Neumann: "Guten Abend! So, zweimal bitte? Macht zehn Euro und ein Programm dazu - bittschön."
Früher seien sie einfach mit LKWs durch die Dörfer gefahren, Projektoren auf der Ladefläche und die Leinwand im Gepäck.
Claus Neumann: "Und siehe da, die Leute kamen - war der halbe Film vorbei, fing’s an zu regnen. Die Urlauber stürzten in ihre Trabis: Ei sieh da … Und da kam die Idee, machen wir doch ein Autokino!"
Als das Autokino Zempow dann 1977 seine Pforten öffnete, kamen mit ihm auch ungebetene Gäste
Claus Neumann: "Und dann war da noch die Sache mit den Westautos. Denn es war ja nicht verboten, dass ein Westberliner hierher kommt und ins Auto-Kino fährt. Und der stand nun neben DDR Trabbi oder Wartburg. Da waren schon einige Horch-und-Gucks hier. Ja, die kamen regelmäßig."
Als die Horch und Gucks verschwanden
Die Horch-und Gucks, wie in der DDR die Stasi-Spitzel genannt wurden, verschwanden mit der Wende. Eine Zeit, an die sich die Neumanns fast mit Wehmut erinnern.
Kurz danach hatten sie Zempow sogar zum modernsten Autokino Deutschlands gemacht. Als erste statteten sie es mit einem UKW-Sender aus und bis heute kann man den Ton der Filme über das Autoradio empfangen.
Claus Neumann: "Da haben wir das Ding voll gehabt mit 230 Autos und da standen noch mal bestimmt 200 Autos. Und wo der Film zu Ende war und die Leute kamen, wie wenn in Berlin die S-Bahn ankommt und die Leute strömen vom Bahnhof. Ach da waren weit über 1000 Leute hier drauf. Det waren Zeiten, nich?"
Heute wissen die Neumanns nicht, wie lange sie noch durchhalten werden. Hier, in der trügerischen Idylle von Zempow übersteigt die Pacht fürs Gelände inzwischen längst die Einnahmen.
Claus Neumann: "Dann kam auch die Piraterie, die DVDs, Videobeamer. Det is och Abbruch. Und auch die Jugend - viel abgewandert hier. Viele kommen auch alleine, weil se keene Kumpels mehr haben – ist eigentlich traurig."
Kurz danach hatten sie Zempow sogar zum modernsten Autokino Deutschlands gemacht. Als erste statteten sie es mit einem UKW-Sender aus und bis heute kann man den Ton der Filme über das Autoradio empfangen.
Claus Neumann: "Da haben wir das Ding voll gehabt mit 230 Autos und da standen noch mal bestimmt 200 Autos. Und wo der Film zu Ende war und die Leute kamen, wie wenn in Berlin die S-Bahn ankommt und die Leute strömen vom Bahnhof. Ach da waren weit über 1000 Leute hier drauf. Det waren Zeiten, nich?"
Heute wissen die Neumanns nicht, wie lange sie noch durchhalten werden. Hier, in der trügerischen Idylle von Zempow übersteigt die Pacht fürs Gelände inzwischen längst die Einnahmen.
Claus Neumann: "Dann kam auch die Piraterie, die DVDs, Videobeamer. Det is och Abbruch. Und auch die Jugend - viel abgewandert hier. Viele kommen auch alleine, weil se keene Kumpels mehr haben – ist eigentlich traurig."
Ein Spiegel der Landflucht
Und so ist das Autokino Zempow auch ein Spiegel der Landflucht im Osten, falscher Politik von Verleihfirmen, die den kleinen Kinos Filme nur dann zugestehen, wenn sie bereits fünf Wochen woanders gelaufen sind. Das Autokino ist aber auch der einzige kulturelle Treffpunkt, den die Jugend in 30 Kilometer Umkreis von Zempow noch hat, meinen Stammgäste Dirk Bodenbach und Björn Meier.
Dirk Bodenbach: "Jetzt ist es ja schon das vorletzte Nest vor der Hölle. Das letzte ist nämlich mein Ort."
Björn Meier: "Sagen wir mal so: Es wäre schade drum, wenn es weg wäre, dann ist nämlich gar nichts mehr hier."
Inzwischen ist es dunkel geworden. Claus Neumann weiß genau, wann die richtige Zeit ist, mit dem Film zu starten und deutet auf eine stilisierte schwarze Fledermaus, die das Schild vom Autokino ziert.
Claus Neumann: "Die Fledermaus, die wohnt im Vorführraum. Das ist jetzt unser Maskottchen, diese Maus. Und wenn die früher rauskam, aus ihrem Nest, zehn Minuten später konnten wir mit dem Film beginnen. So wird man das auch heute Abend wieder erleben."
Und tatsächlich, als ein schwarzer Schatten vorbeihuscht, wirft Sohn Maik den Projektor an. Elf Autos stehen auf dem Hektar großen Gelände.
Dirk Bodenbach: "Jetzt ist es ja schon das vorletzte Nest vor der Hölle. Das letzte ist nämlich mein Ort."
Björn Meier: "Sagen wir mal so: Es wäre schade drum, wenn es weg wäre, dann ist nämlich gar nichts mehr hier."
Inzwischen ist es dunkel geworden. Claus Neumann weiß genau, wann die richtige Zeit ist, mit dem Film zu starten und deutet auf eine stilisierte schwarze Fledermaus, die das Schild vom Autokino ziert.
Claus Neumann: "Die Fledermaus, die wohnt im Vorführraum. Das ist jetzt unser Maskottchen, diese Maus. Und wenn die früher rauskam, aus ihrem Nest, zehn Minuten später konnten wir mit dem Film beginnen. So wird man das auch heute Abend wieder erleben."
Und tatsächlich, als ein schwarzer Schatten vorbeihuscht, wirft Sohn Maik den Projektor an. Elf Autos stehen auf dem Hektar großen Gelände.