Last-Minute-Geschenke

Buchtipps aus der Literatur- und Sachbuchredaktion

Bücher stehen im Schaufenster der Buchhandlung "Weiland", in der Altstadt von Stralsund. Zwischen all den zahlreichen Weihnachtsklassikern in den Buchhandlungen wartet neuer Lesestoff zum Fest der Feste.
Bücher in einer Buchhandlung in Stralsund. © picture alliance / dpa / Stefan Sauer
Kolja Mensing im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
Noch nicht alle Geschenke beisammen? Wir empfehlen Bücher für ihr pubertierendes Kind, die Eltern, den Geliebten und sogar für alle, die nicht lesen. Jetzt aber schnell in die Buchhandlung!
"Für das pubertierende Kind"
Erwachsenwerden ist kein Spaß. Vielleicht liegen dystopische Romane und Filme bei Teenagern darum so im Trend: "Die Tribute von Panem" oder "Maze Runner" sind die Dauerbrenner im Segment "Postapokalypse". Nachschub gibt es reichlich, der Inhalt ist allerdings meist austauschbar. Eine echte Alternative – jenseits der Genreliteratur – ist Heinz Helles Roman "Eigentlich müssten wir tanzen". Eine Gruppe junger Männer streift durch eine verwüstete Landschaft irgendwo in Deutschland und verliert sich in melancholischen Erinnerungen an das Leben vor der Katastrophe. Karge Sprache, dunkel strahlende Bilder: Mehr Endzeitstimmung in so hoher literarischer Qualität ist im Moment nicht zu haben.

Heinz Helle: Eigentlich müssten wir tanzen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
173 Seiten, 19,95 Euro

"Für die Eltern"
Es ist wahrscheinlich das beste Sachbuch des Jahres: "H wie Habicht" von Helen Macdonald. Die britische Autorin erzählt, wie ihr Vater sie für die Beizjagd begeisterte – und wie sie sich nach seinem Tod entschloss, selbst einen Habicht abzurichten, um ihre Trauer zu überwinden. Ein Buch über Vögel, über Menschen und über die Wildnis. Und über die schöne und zugleich schmerzhafte Erkenntnis, dass wir unser ganzes Leben lang das Kind unserer Eltern bleiben. Ein Pflichtgeschenk!

Helen Macdonald: H wie Habicht
Allegria Verlag, Berlin 2015
416 Seiten, 20,00 Euro

"Für die Geliebte / Für den Geliebten"
Richtig schwierig: Welches Buch schenkt man dem Menschen, den man liebt? Frischverliebte schenken gern Bücher, die etwas über sie selbst erzählen, und nach einigen Jahren neigt man dann dazu, sich nach den vermeintlich gut bekannten Vorlieben des Partners beziehungsweise der Partnerin zu richten. Beides kann zu Missverständnissen und richtig großen Problemen führen. Am besten man entscheidet sich darum für ein Buch, in dem die Krise von Anfang an das Thema ist: Der norwegische Starautor Karl Ove Knausgård erzählt in seinem Roman "Lieben" – dem zweiten Band seines gefeierten autobiografischen Projekts "Min Kampen" – davon, warum zu Liebe und Romantik immer auch Zweifel, Angst und Hass gehören. Harte Kost. Aber: Die Liebe hält das aus!

Karl Ove Knausgård: Lieben
btb, München 2013
768 Seiten, 12,99 Euro

"Für alle, die nicht lesen"
Auch Menschen, die nicht lesen, bekommen Bücher geschenkt. Der Buchmarkt hat für diesen Fall ein eigenes Segment geschaffen, das in Deutschland neutral und ehrlich "Geschenkbuch" heißt und im englischsprachigen Raum mit sanfter Ironie "coffee table book" genannt wird: opulente Kochbücher, teure Ausstellungskataloge, idyllische Naturfotografie. Die coole Wahl sind die Bildbände aus dem Taschen Verlag – und unserer Favorit in diesem Jahr ist "Die besten TV-Serien". Von "Akte X" und "Arrested Development" über "Homeland" bis zu "The Wire" und "Walking Dead" ist alles dabei: Tolle Stills auf knapp 800 Seiten im Format 16:1, genau das richtige coffee table book für die Generation Netflix. Und ehrlich gesagt sind die Texte auch richtig gut. Falls der Streaming-Dienst gerade mal nicht funktioniert.

Jürgen Müller (Hg.): Die besten TV-Serien. Taschens Auswahl der letzten 25 Jahre
Taschen, Berlin 2015
744 Seiten, 49,99 Euro

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