Lateinamerikanische Musik aus Madrid

Einige Länder Lateinamerikas können auf 200 Jahre Unabhängigkeit zurückblicken. Ein willkommener Anlass für die EBU, Komponisten dieser Region vorzustellen. Der spanische Rundfunk bietet ein Programm an mit Werken von Evencio Castellanos, Alberto Ginastera, Blas Galindo, Amadeo Roldán, Alex Tovar und Arturo Márquez.
Der Venezolaner Evencio Castellanos, Jahrgang 1915, studierte bei Emilio Sojo, dem Gründer der Musikhochschule in Caracas. Mit ihm blieb er lebenslang verbunden. Als Hommage an seinen Lehrer komponierte Castellanos 1954 die sinfonische Suite "Santa Cruz de Pacairigua". Es ist eine musikalische Reise durch die Heimat Sojos, die in den Rhythmen und Tänzen beim Fest des Heiligen Kreuzes ihren Höhepunkt findet.

Der Argentinier Alberto Ginastera, Jahrgang 1916, Schüler von Aaron Copland, ist der prominenteste argentinische Komponist. In vielen seiner Werke hat Ginastera auf argentinische Folklore und volkstümliche Elemente zurückgegriffen. So auch in dem Ballett "Estancia" von 1941, in dem das Leben in einer argentinischen Großfarm beschrieben wird.

Der Mexikaner Blas Galindo wurde 1910 geboren. Nach dem Studium bei Carlos Chavez gründet er eine Gruppe junger Komponisten, die einen mexikanischen Nationalstil prägen wollte. 1940 wird "Sones de Mariachi" uraufgeführt. Das sinfonische Stück, in dem Galindo die Musik seiner Heimat im Bundesstaat Jalisco reflektiert, avancierte zu einem Hauptwerk im lateinamerikanischen Repertoire.

Arturo Marquez ist ebenfalls Mexikaner, aber ein halbes Jahrhundert nach Galindo geboren. Sein "Danzon" führt zurück in die Ballsäle von Mexico Stadt in den 1920er Jahren. Das mitreißende Stück entstand 1994 bei einer Reise nach Malinalco und Veracruz, wo heute noch die große Tanztradition gepflegt wird.

Amadeo Roldán, ein Kubaner, der 1900 in Paris zur Welt kam, lebte und studierte zunächst fast zwanzig Jahre in Madrid. Als er nach Havanna kommt, wird dort gerade das erste Sinfonieorchester gegründet, mit dem er auch avantgardistische Musik ausprobieren kann. Sein 1928 aufgeführtes Ballett "Rebambaramba" von 1928 ist inspiriert von afrokubanischen Rhythmen, wie sie zum Karneval zu hören sind.

Der 1907 geborene Kolumbianer Alejandro Tovar hat lange in Deutschland, auch in Argentinien und den USA gelebt und sich dabei in allen Musikrichtungen ausprobiert – komponiert wie auch praktisch musiziert. Daraus ist eine selbstverständliche Verschmelzung von so genannter E- und U-Musik entstanden. Ein Beispiel hierfür: "Kalamary" - eine sinfonische Paraphrase über Themen seines Kollegen Lucho Bermudez.



Euroradio-Konzertsaison 2010/11
Teatro Monumental, Madrid
Aufzeichnung vom 15.10.10

Evencio Castellanos
"Santa Cruz de Pacairigua" Sinfonische Dichtung

Alberto Ginastera
”Estancia” Suite für Orchester op. 8a

Blas Galindo
”Sones de Mariachi” für Orchester

Amadeo Roldán
”La Rebambaramba” Balettsuite

Alex Tovar
”Kalamary” Paraphrasen auf Themen
von Lucho Bermúdez

Arturo Márquez
”Danzón Nr. 2” für Orchester


Spanisches Radio-Sinfonieorchester
Leitung: Alejandro Posada