Eine Frau, die ihren Mann steht
Die Schauspielerin Lauren Bacall ist mit 89 Jahren gestorben. Sie prägte mit ihrem Ehemann Humphrey Bogart den Film noir. Auch nach Bogarts Tod blieb sie dem Filmgeschäft treu, wenn auch in kleineren Rollen. Filmkritiker Peter Claus über eine außergewöhnliche Karriere.
Ja, sie war die Frau von Humphrey Bogart, aber Lauren Bacall war auch nach Bogarts Tod 1957 noch fünf Jahrzehnte im Filmgeschäft und auf der Bühne tätig. Filmkritiker Peter Claus hat die Hollywood-Ikone der 1940er Jahre 1992 in San Sebastian beim Schwimmen getroffen - und sie bei einem Kaffee als "nette, amerikanische Hausfrau" kennen gelernt, berichtet er im Deutschlandradio Kultur.
Dennoch stecke in Bacall weit mehr als die Ehefrau von Bogart. 1943 entdeckt, sollte sie eigentlich als "Femme Fatale" eingesetzt werden. Bacall aber stammte aus einer polnisch-französisch-deutschen Familie und war gebildet. Nach ihrem dritten Film mit einer dusseligen Rolle habe sie gesagt: "Da mache ich nicht mehr mit. Entweder ich bekomme gute Rollen, die mir entsprechen, über Frauen, die ihren Mann stehen - oder ich kehre Hollywood den Rücken." Letztlich hätten sich die Bosse der Filmindustrie gebeugt.
Sexappeal und Intelligenz
Trotzdem wurde es später ruhiger um sie, sie nahm viele kleine Rollen an. Für Claus eines der interessantesten Projekte: die Rolle der zickigen Schwiegermutter in Barbara Streisands "Liebe hat zwei Gesichter", für die sie ihre einzige Oscar-Nominierung erhielt. Da habe Bacall auch ihre an der Uni erworbenen Psychologie-Kenntnisse einbringen können. "Man merkt: Die Frau wusste bei jeder Dialogzeile, was sie da sagte", beobachtet Claus. Auch mit 72 Jahren habe Bacall das ausgestrahlt, was sie als 19-Jährige zum Star gemacht hat: Sexappeal gepaart mit unglaublicher Intelligenz.
Typisch für Bacall war ihre darstellerische Präsenz und ihre Ironie. Der Korrespondent Wolfgang Stuflesser sagte im Deutschlandradio Kultur, Bacall sei "eine große Diva" gewesen - "und sie hatte den wohl trockensten Humor der Filmbranche".