Lausige Moral-Welt mit diversen Verrätern
In den Hauptrollen mit Jack Nicholson, Matt Damon und Leonardo Di Caprio hat Regisseur Martin Scorsese mit "Departed – unter Feinden" solide Thrillerkost abgeliefert. Mit einer Über-Prise Gewalt und Blut erzählt er davon, dass im Süden von Boston die eigentliche Staatsgewalt in den Händen von bestens organisierten Mafiosi liegt.
"Departed - Unter Feinden"
Der 1942 in New York City geborene Regisseur Martin Scorsese inszenierte 1968 seinen ersten Spielfilm ("Who´s That Knocking At My Door?"), machte sich bereits 1975 mit dem Robert-de-Niro-Film "Taxi Driver" unsterblich ("Goldene Palme" von Cannes) und schuf danach erstklassige Spannungshochkaräter wie "Raging Bull - Wie ein wilder Stier" (1979 mit Robert de Niro als Boxer in "Oscar"-Hochform), "The King of Comedy" (1982 mit Alt-Ass Jerry Lewis), "Die Farbe des Geldes" (mit Paul Newman und Tom Cruise) sowie "Kap der Angst" (1991).
Den größten Ruhm aber erntete Scorsese mit seinen inzwischen zu Klassikern gewordenen Gangsterfilmen "Mean Streets - Hexebkessel" (1973), "GoodFellas" (1989), "Casino" (1995) und "Gangs Of New York" (2002). Zuletzt inszenierte er das Howard-Hughes-Biopic "Aviator" (2004) mit Leonardo Di Caprio in der Hauptrolle.
Scorsese zählt zu den bedeutendsten Filmemachern überhaupt. Darüber hinaus ist er Begründer und Vorsitzender von "The Film Foundation", einer Stiftung, die sich der Konservierung von Filmen verschrieben hat. Im Verlauf seiner Karriere hat er alle wichtigen Filmpreise eingeheimst (u.a.: "Goldener Löwe" von Venedig 1995, den "Life Achievement Award" des American Film Institute "für sein Lebenswerk" 1997), nur den begehrten "Oscar" bekam er bislang nicht zugesprochen.
Mit "Departed" kehrt Scorsese wieder zum Gangsterfilm-Genre zurück. Dabei orientierten sich sein Drehbuchautor William Monahan (zuvor: "Königreich der Himmel") und er an den Mustern eines in Asien sehr erfolgreichen Hongkong-Thrillers aus dem Jahr 2002 ("InFernal Affairs").
Thema: Im Süden von Boston steht die Polizei im harten Dauerkampf gegen das organisierte Verbrechen. Deshalb wird der junge Cop Billy Costigan in das Syndikat des irischstämmigen Gangsterbosses Frank Costello eingeschleust. Zugleich hat der einen "seiner Spezis", den Jungkriminellen Colin Sullivan, im Polizeidienst untergebracht, wo er sich in einer Spezialeinheit hocharbeitet und für Costello wertvolle Spitzeldienste leistet.
Das alte New York nun in Boston, eine lausige Moral-Welt, mit diversen Verrätern und Mördern auf beiden Seiten, dazu eine sensible Polizei-Psychologin (Vera Farmiga) mit beruflichen wie privaten Verhältnissen sowohl zu Billy wie auch Colin, und über allen thront bei diesem sehr brutalen, teilweise packend-spannenden Kerle-Katz-und-Maus-Spiel der Pate Frank, vom dreifachen "Oscar"-Preisträger Jack Nicholson "losgelöst" - diabolisch-präsent dargeboten. Der 69-Jährige mimt den Über-Vater und satanischen Freund mit einer unbändigen Bösewicht-Spiellust, befindet sich aber bisweilen auch im Grenzbereich einer Karikatur.
Neben ihm leisten sowohl Leonardo di Caprio in seinem (nach "Aviator" und "Gangs of New York") dritten Scorsese-Film wie auch Matt Damon ("Oscar"-Autor für "Good Will Hunting", "Der talentierte Mr. Ripley", "Die Bourne-Verschwörung") ordentliche Darstellerarbeit.
Fazit: Der Cineast Scorsese hat hier mehr eine kommerziell-solide Thriller-(Auftrags-)Show denn (wie in seinen früheren Gangster-Balladen) eine tiefer gehende Menschen- und Seelenbefindlichkeitsbeschreibung abgeliefert. Mit Typen, die bekannt sind und handeln, mit der anscheinend unerlässlichen Über-Prise Gewalt und Blut, mit der bekannt-tragischen Betrachtung von Gut/Böse,samt dem üblichen Eingeständnis, dass inzwischen die eigentliche Staatsgewalt in den Händen von bestens organisierten Mafiosis liegt.
Dazu: Ein erstklassiges Ensemble von Darsteller-Profis (Alec Baldwin, Martin Sheen, Ray Winstone, Mark Wahlberg) sowie der üblich-flotte Dauer-Sound-Rhytmus ("Gimme Shelter"/The Rolling Stones) und die von Kamera-Ass Michael Ballhaus wieder brillant dirigierten Bild-Motive. Ein guter neuer Spannungsfilm von Martin Scorsese, aber diesmal auch nicht mehr, der Regie-"Oscar" winkt endlich.
"Flutsch und weg"
Großbritannien / USA 2006, Regie: David Bowers, Sam Fell, Animationsfilm, Stimmen: Ralf Bauer, Jessica Schwarz, Bert Franzke, Frank-Otto Schenk, ohne Altersbeschränkung
Der Film von David Bowers und Sam Fell entstand als Co-Produktion GB/USA und bedeutet die Zusammenarbeit zwischen dem Trick-Haus "Aardman Animations" aus dem britischen Bristol und der amerikanischen Animationsstätte "DreamWorks".
Während sich "Aardman" bislang mit den Knetfiguren um Wallace & Gromit profitabel hervorgetan hat (diverse "Oscar"-prämierte Kurzfilme sowie mit dem vorjährigen "Oscar"-Langfilm "Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen", davor aber auch sehr erfolgreich mit dem allerersten Abend füllenden Spielfilm "Chicken Run - Hennen rennen" von 2002), setzten die Amis zum Beispiel mit und um "Shrek" gigantische Erfolgs-Animationsspuren.
Nun also die erste gemeinsame Computer-Trickserei: Im Londoner Nobelviertel Kensington residiert, vornehm wie allein, die High-Society-Maus Roddy im goldenen Käfig - mit zwei Goldhamstern als Verwöhn-Butler sowie ohne jegliche Ahnung, was in der "eigentlichen Welt" draußen vor sich geht. Als aber die Hausbesitzer in Urlaub fahren, klettert eine vulgäre Kanalratte aus dem Ausguss, müllt in Rekordzeit die feudale Stätte zu, okkupiert Roddys TV-Sessel, um die laufende Fußball-WM zu sehen (mit dem Endspiel England-Deutschland, was dramatische wie entscheidende Folgen haben wird) und vertreibt schließlich die privilegierte Maus per Klospülung aus dem Paradies.
Plötzlich findet sich der versnobte Nager in der Kanalisation wieder, wo das Tohuwabohu herrscht, "Unterschichten" wie gefährliche Blutegel und singende Nacktschnecken komisch herumwuseln und eine hinterhältige Mafiosi-Kröte ("Le Frog"), einst das Lieblingshaustier von Prinz Charles, und deren "etwas zurückgebliebene" Ninja-Schergen ihr kriminelles Unwesen treiben.
Doch mit der flippigen Rattendame Rita an seiner Seite, Spross einer kinderreichen Arbeiterfamilie, macht sich Roddy wieder auf den beschwerlichen "Weg nach oben". Findet dabei nach rasanten, abenteuerlichen Verfolgungsjagden Werte wie Freundschaft, Family, Liebe. Das ist, thematisch zumindest, keineswegs neu, wurde aber drollig-witzig, flott und mit vielen herrlichen popkulturellen Anspielungen (auf Englands ewiges Fußballtrauma zum Beispiel oder auf "französische Ess-Lebensart" aus verachtenswerter Briten-Sicht oder auf die "nette" Pixar-Konkurrenz oder...oder...oder...) phantasievoll-krimi-spannend umgesetzt.
Natürlich fehlt hier der Charme der bewährten Knetmasse, aber auch in dieser Computer-Show stecken viele pointierte Tricks und Gags, dominiert der schöne, hintergründige Blödsinn. Während im Original die Promi-Stimmen von Hugh Jackman, Kate Winslet, Ian McKellen und Jean Reno in den Führungsfiguren zu hören sind, wurden bei uns Ralf Bauer, Jessica Schwarz, Bert Franzke und Frank-Otto Schenk "entsprechend" stimmlich besetzt.
Der 1942 in New York City geborene Regisseur Martin Scorsese inszenierte 1968 seinen ersten Spielfilm ("Who´s That Knocking At My Door?"), machte sich bereits 1975 mit dem Robert-de-Niro-Film "Taxi Driver" unsterblich ("Goldene Palme" von Cannes) und schuf danach erstklassige Spannungshochkaräter wie "Raging Bull - Wie ein wilder Stier" (1979 mit Robert de Niro als Boxer in "Oscar"-Hochform), "The King of Comedy" (1982 mit Alt-Ass Jerry Lewis), "Die Farbe des Geldes" (mit Paul Newman und Tom Cruise) sowie "Kap der Angst" (1991).
Den größten Ruhm aber erntete Scorsese mit seinen inzwischen zu Klassikern gewordenen Gangsterfilmen "Mean Streets - Hexebkessel" (1973), "GoodFellas" (1989), "Casino" (1995) und "Gangs Of New York" (2002). Zuletzt inszenierte er das Howard-Hughes-Biopic "Aviator" (2004) mit Leonardo Di Caprio in der Hauptrolle.
Scorsese zählt zu den bedeutendsten Filmemachern überhaupt. Darüber hinaus ist er Begründer und Vorsitzender von "The Film Foundation", einer Stiftung, die sich der Konservierung von Filmen verschrieben hat. Im Verlauf seiner Karriere hat er alle wichtigen Filmpreise eingeheimst (u.a.: "Goldener Löwe" von Venedig 1995, den "Life Achievement Award" des American Film Institute "für sein Lebenswerk" 1997), nur den begehrten "Oscar" bekam er bislang nicht zugesprochen.
Mit "Departed" kehrt Scorsese wieder zum Gangsterfilm-Genre zurück. Dabei orientierten sich sein Drehbuchautor William Monahan (zuvor: "Königreich der Himmel") und er an den Mustern eines in Asien sehr erfolgreichen Hongkong-Thrillers aus dem Jahr 2002 ("InFernal Affairs").
Thema: Im Süden von Boston steht die Polizei im harten Dauerkampf gegen das organisierte Verbrechen. Deshalb wird der junge Cop Billy Costigan in das Syndikat des irischstämmigen Gangsterbosses Frank Costello eingeschleust. Zugleich hat der einen "seiner Spezis", den Jungkriminellen Colin Sullivan, im Polizeidienst untergebracht, wo er sich in einer Spezialeinheit hocharbeitet und für Costello wertvolle Spitzeldienste leistet.
Das alte New York nun in Boston, eine lausige Moral-Welt, mit diversen Verrätern und Mördern auf beiden Seiten, dazu eine sensible Polizei-Psychologin (Vera Farmiga) mit beruflichen wie privaten Verhältnissen sowohl zu Billy wie auch Colin, und über allen thront bei diesem sehr brutalen, teilweise packend-spannenden Kerle-Katz-und-Maus-Spiel der Pate Frank, vom dreifachen "Oscar"-Preisträger Jack Nicholson "losgelöst" - diabolisch-präsent dargeboten. Der 69-Jährige mimt den Über-Vater und satanischen Freund mit einer unbändigen Bösewicht-Spiellust, befindet sich aber bisweilen auch im Grenzbereich einer Karikatur.
Neben ihm leisten sowohl Leonardo di Caprio in seinem (nach "Aviator" und "Gangs of New York") dritten Scorsese-Film wie auch Matt Damon ("Oscar"-Autor für "Good Will Hunting", "Der talentierte Mr. Ripley", "Die Bourne-Verschwörung") ordentliche Darstellerarbeit.
Fazit: Der Cineast Scorsese hat hier mehr eine kommerziell-solide Thriller-(Auftrags-)Show denn (wie in seinen früheren Gangster-Balladen) eine tiefer gehende Menschen- und Seelenbefindlichkeitsbeschreibung abgeliefert. Mit Typen, die bekannt sind und handeln, mit der anscheinend unerlässlichen Über-Prise Gewalt und Blut, mit der bekannt-tragischen Betrachtung von Gut/Böse,samt dem üblichen Eingeständnis, dass inzwischen die eigentliche Staatsgewalt in den Händen von bestens organisierten Mafiosis liegt.
Dazu: Ein erstklassiges Ensemble von Darsteller-Profis (Alec Baldwin, Martin Sheen, Ray Winstone, Mark Wahlberg) sowie der üblich-flotte Dauer-Sound-Rhytmus ("Gimme Shelter"/The Rolling Stones) und die von Kamera-Ass Michael Ballhaus wieder brillant dirigierten Bild-Motive. Ein guter neuer Spannungsfilm von Martin Scorsese, aber diesmal auch nicht mehr, der Regie-"Oscar" winkt endlich.
"Flutsch und weg"
Großbritannien / USA 2006, Regie: David Bowers, Sam Fell, Animationsfilm, Stimmen: Ralf Bauer, Jessica Schwarz, Bert Franzke, Frank-Otto Schenk, ohne Altersbeschränkung
Der Film von David Bowers und Sam Fell entstand als Co-Produktion GB/USA und bedeutet die Zusammenarbeit zwischen dem Trick-Haus "Aardman Animations" aus dem britischen Bristol und der amerikanischen Animationsstätte "DreamWorks".
Während sich "Aardman" bislang mit den Knetfiguren um Wallace & Gromit profitabel hervorgetan hat (diverse "Oscar"-prämierte Kurzfilme sowie mit dem vorjährigen "Oscar"-Langfilm "Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen", davor aber auch sehr erfolgreich mit dem allerersten Abend füllenden Spielfilm "Chicken Run - Hennen rennen" von 2002), setzten die Amis zum Beispiel mit und um "Shrek" gigantische Erfolgs-Animationsspuren.
Nun also die erste gemeinsame Computer-Trickserei: Im Londoner Nobelviertel Kensington residiert, vornehm wie allein, die High-Society-Maus Roddy im goldenen Käfig - mit zwei Goldhamstern als Verwöhn-Butler sowie ohne jegliche Ahnung, was in der "eigentlichen Welt" draußen vor sich geht. Als aber die Hausbesitzer in Urlaub fahren, klettert eine vulgäre Kanalratte aus dem Ausguss, müllt in Rekordzeit die feudale Stätte zu, okkupiert Roddys TV-Sessel, um die laufende Fußball-WM zu sehen (mit dem Endspiel England-Deutschland, was dramatische wie entscheidende Folgen haben wird) und vertreibt schließlich die privilegierte Maus per Klospülung aus dem Paradies.
Plötzlich findet sich der versnobte Nager in der Kanalisation wieder, wo das Tohuwabohu herrscht, "Unterschichten" wie gefährliche Blutegel und singende Nacktschnecken komisch herumwuseln und eine hinterhältige Mafiosi-Kröte ("Le Frog"), einst das Lieblingshaustier von Prinz Charles, und deren "etwas zurückgebliebene" Ninja-Schergen ihr kriminelles Unwesen treiben.
Doch mit der flippigen Rattendame Rita an seiner Seite, Spross einer kinderreichen Arbeiterfamilie, macht sich Roddy wieder auf den beschwerlichen "Weg nach oben". Findet dabei nach rasanten, abenteuerlichen Verfolgungsjagden Werte wie Freundschaft, Family, Liebe. Das ist, thematisch zumindest, keineswegs neu, wurde aber drollig-witzig, flott und mit vielen herrlichen popkulturellen Anspielungen (auf Englands ewiges Fußballtrauma zum Beispiel oder auf "französische Ess-Lebensart" aus verachtenswerter Briten-Sicht oder auf die "nette" Pixar-Konkurrenz oder...oder...oder...) phantasievoll-krimi-spannend umgesetzt.
Natürlich fehlt hier der Charme der bewährten Knetmasse, aber auch in dieser Computer-Show stecken viele pointierte Tricks und Gags, dominiert der schöne, hintergründige Blödsinn. Während im Original die Promi-Stimmen von Hugh Jackman, Kate Winslet, Ian McKellen und Jean Reno in den Führungsfiguren zu hören sind, wurden bei uns Ralf Bauer, Jessica Schwarz, Bert Franzke und Frank-Otto Schenk "entsprechend" stimmlich besetzt.