"Le Clézio hat ihn wirklich verdient"
Für Tatjana Michaelis, Lektorin beim Hanser Verlag, ist Jean-Marie Gustave Le Clézio ein "großer Autor der Gegenwelten". Sein Stil sei keineswegs schwülstig oder kitschig, sondern Le Clézio verfüge über eine "glasklare Sprache", mit der er atmosphärische Werte vermitteln könne.
Auszug aus dem Gespräch:
Jürgen König: "Seine Zeit ist vorbei – und sie wird nicht wiederkommen" – das sagte heute unser Literaturkritiker Tilman Krause über den Schriftsteller Jean-Marie Gustave Le Clézio, dem heute der Literaturnobelpreisträger 2008 zugesprochen wurde. Dabei hatte Tilman Krause ihn gewürdigt als einen der großen französischen Schriftsteller, in Frankreich werde er sehr verehrt – aber eben es kenne ihn auch dort außerhalb der literarischen Szene niemand mehr wirklich. Ende der 80er-Jahre: da wäre der Nobelpreis für Literatur gerade recht gekommen – jetzt aber sei - seine Zeit vorbei.
Ich begrüße Tatjana Michaelis, sie ist Lektorin beim Hanser Verlag, in dem 2007 der letzte Roman von Jean-Marie Gustave Le Clézio auf Deutsch erschien: "Der Afrikaner".
Guten Abend, Frau Michaelis! Teilen Sie den Eindruck Tilman Krauses, dass dieser Nobelpreis im Grunde 20 Jahre zu spät kommt?
Tatjana Michaelis: Ich freue mich auch heute über diesen Nobelpreis außerordentlich, weil ich finde, Le Clézio hat ihn wirklich verdient. Er hat ein großes, bedeutendes Werk geschaffen und ich würde auf jeden Fall sagen, in Frankreich ist er absolut präsent. Bei uns ist es in der Tat in den letzten Jahren stiller um ihn geworden.
König: In seinem Buch "Der Afrikaner" erzählt Le Clézio von einer Reise 1948 nach Nigeria. Dort begegnet er zum ersten Mal seinem Vater, einem Tropenarzt, der Lepra und Sumpffieber kuriert, der den Kolonialismus hasste, dafür mit einem Boot das Landesinnere erkundete. Le Clézio erzählt die Liebesgeschichte seiner Eltern, sie spielt in Kamerun in den 30er-Jahren, als der Traum eines Afrikas ohne Krankheit, ohne Armut, ohne Fremdherrschaft – als dieser Traum noch realisierbar zu sein schien. Beschreiben Sie uns den Stil Le Clézios. Kein Mensch hat ihn hier wirklich gelesen. Wie würden Sie das charakterisieren?
Michaelis: Le Clézio ist ja der große Autor der Gegenwelten. In diesem Fall ist es Afrika. Es ist ja eigentlich ein autobiografisches Buch. Das lebt ja sehr von seinen persönlichen Erinnerungen. Und was er so fabelhaft schafft, ist mit einer ganz glasklaren Sprache die atmosphärischen Werte dieser Landschaft, dieser Gegend, dieser Menschen spürbar zu machen. Das ist etwas, was ich immer sehr bewundert habe. Das ist nicht schwülstig. Das ist überhaupt nicht kitschig. Man riecht es, man spürt es, das ist ein großes Leben drin, das irgendwie ansteckend wirkt.
Das gesamte Gespräch mit Tatjana Michaelis können Sie bis zum 9. März 2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio
Jürgen König: "Seine Zeit ist vorbei – und sie wird nicht wiederkommen" – das sagte heute unser Literaturkritiker Tilman Krause über den Schriftsteller Jean-Marie Gustave Le Clézio, dem heute der Literaturnobelpreisträger 2008 zugesprochen wurde. Dabei hatte Tilman Krause ihn gewürdigt als einen der großen französischen Schriftsteller, in Frankreich werde er sehr verehrt – aber eben es kenne ihn auch dort außerhalb der literarischen Szene niemand mehr wirklich. Ende der 80er-Jahre: da wäre der Nobelpreis für Literatur gerade recht gekommen – jetzt aber sei - seine Zeit vorbei.
Ich begrüße Tatjana Michaelis, sie ist Lektorin beim Hanser Verlag, in dem 2007 der letzte Roman von Jean-Marie Gustave Le Clézio auf Deutsch erschien: "Der Afrikaner".
Guten Abend, Frau Michaelis! Teilen Sie den Eindruck Tilman Krauses, dass dieser Nobelpreis im Grunde 20 Jahre zu spät kommt?
Tatjana Michaelis: Ich freue mich auch heute über diesen Nobelpreis außerordentlich, weil ich finde, Le Clézio hat ihn wirklich verdient. Er hat ein großes, bedeutendes Werk geschaffen und ich würde auf jeden Fall sagen, in Frankreich ist er absolut präsent. Bei uns ist es in der Tat in den letzten Jahren stiller um ihn geworden.
König: In seinem Buch "Der Afrikaner" erzählt Le Clézio von einer Reise 1948 nach Nigeria. Dort begegnet er zum ersten Mal seinem Vater, einem Tropenarzt, der Lepra und Sumpffieber kuriert, der den Kolonialismus hasste, dafür mit einem Boot das Landesinnere erkundete. Le Clézio erzählt die Liebesgeschichte seiner Eltern, sie spielt in Kamerun in den 30er-Jahren, als der Traum eines Afrikas ohne Krankheit, ohne Armut, ohne Fremdherrschaft – als dieser Traum noch realisierbar zu sein schien. Beschreiben Sie uns den Stil Le Clézios. Kein Mensch hat ihn hier wirklich gelesen. Wie würden Sie das charakterisieren?
Michaelis: Le Clézio ist ja der große Autor der Gegenwelten. In diesem Fall ist es Afrika. Es ist ja eigentlich ein autobiografisches Buch. Das lebt ja sehr von seinen persönlichen Erinnerungen. Und was er so fabelhaft schafft, ist mit einer ganz glasklaren Sprache die atmosphärischen Werte dieser Landschaft, dieser Gegend, dieser Menschen spürbar zu machen. Das ist etwas, was ich immer sehr bewundert habe. Das ist nicht schwülstig. Das ist überhaupt nicht kitschig. Man riecht es, man spürt es, das ist ein großes Leben drin, das irgendwie ansteckend wirkt.
Das gesamte Gespräch mit Tatjana Michaelis können Sie bis zum 9. März 2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio