Das Deutschlandradio Kultur widmet Le Corbusier anlässlich seines 50. Todestages einen Thementag. Einen ausführlichen Hintergrund finden Sie hier.
Architektur als Produkt der Fantasie
War Le Corbusier ein Faschist? Und welche Bedeutung hat er für unsere städtebauliche Zukunft? Fragen an den Stadtplaner und Le Corbusier-Experten Thilo Hilpert.
Der Stadtplaner und –soziologe Thilo Hilpert ist nicht nur ein ausgewiesener Le Corbusier-Kenner, sondern zugleich ein echter Verehrer desselben. Der Erfindungsreichtum von Le Corbusier beim Planen und Bauen von Gebäuden sei "unübertroffen", schwärmte Hilpert im Deutschlandradio Kultur.
"Der Schlüssel zu seinem Werk ist eigentlich, dass er ein Maler war. Und dass er Architektur betrachtet hat in einer völlig ungewöhnlichen Weise (...) nämlich als ein Fantasie-Produkt."
Le Corbusier wird Hilpert zufolge in einem wichtigen Punkt weiterwirken: "Und zwar in der Frage: Wie denke ich Raum?" Die Stadt funktioniere nicht als "spontaner Raum" – sie müsse gedacht und geplant werden.
"Ein bisschen knapp, ein bisschen hölzern, beherrscht von Humor"
Hilpert hat den Jahrhundert-Architekten sogar selbst noch kennengelernt, vor über 50 Jahren. Der sei ein "typischer Schweizer" gewesen, "ein bisschen knapp, ein bisschen hölzern, aber zugleich beherrscht von Humor. Der war ein ganz eigenartiger Mensch."
Klingt nett. Und gar nicht nach den Vorwürfen, die Le Corbusier immer wieder gemacht werden: Er sei Faschist gewesen, heißt es. Hilpert sagt: Ja, Le Corbusier habe Mussolini nicht nur eine architektonische, sondern auch "eine politische Zukunft gegeben". Seine Vorstellungen von Gesellschaft seien aber eigentlich eher fordistisch geprägt gewesen.