Le Corbusiers restauriertes Apartment in Paris

"Die Wohnung war für ihn ein Experimentierfeld"

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Le Corbusier in seinem Pariser Studio-Apartment
Le Corbusier in seiner Pariser Atelier-Wohnung, die nun auch für Besucher offen ist. © FLC/ADAGP
Von Kathrin Hondl |
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Raum, Licht, Ordnung - und einen Platz zum Schlafen: In einem Studio-Apartment in Paris lebte der legendäre Architekt Le Corbusier über 30 Jahre. Seit 2016 gehört seine Atelierwohnung zum UNESCO-Weltkulturerbe. Nun kann sie auch besichtigt werden.
Ein Messingschild in der Eingangshalle weist den Weg: "Die Wohnung von Le Corbusier befindet sich in der siebten Etage. Der Aufzug ist für Bewohner des Gebäudes reserviert."
Eine schmale gekachelte Treppe führt nach oben, direkt ins Epizentrum der Wohnung, in der Le Corbusier von 1934 bis 65 lebte: Ein kleiner Eingangsbereich mit leuchtend taubenblauer Wand. Über eine Steintreppe geht’s weiter hinauf aufs Dach, rechts ins Atelier, links in die Wohnräume.
Ein Kuhfell liegt am Boden vor dem Prototyp des Ledersofas "Grand Confort", das Le Corbusier zusammen mit Charlotte Perriand entwarf.
"Alors ça c’est le petit salon de la maison ..."
Antonello, ein italienischer Architekturhistoriker führt durch die Räume, die, sagt er, für Le Corbusier eine Art Laboratorium waren: "Er hat hier viel experimentiert. Bei der Restaurierung haben wir uns am Stand von 1965 orientiert, dem Todesjahr von Le Corbusier. Hier kann man sehen, wie oft er in den 30 Jahren davor die Wandfarbe veränderte."

Schlafzimmer erinnert an Le Corbusiers poetisches Credo

Auf der karminroten Wand zeigt Antonello auf ein kleines Rechteck, das die Farbschichten exemplarisch präsentiert: Verschiedene Rot- und Brauntöne, immer wieder ein bisschen anders, wählte Le Corbusier im Laufe der Jahre für seine Sofaecke. "15 Mal hat er die Farbe gewechselt. Die Wohnung war für ihn ein Experimentierfeld, vor allem in Bezug auf Farben."
Am farbenfreudigsten ist das Schlafzimmer, überhaupt ist es der erstaunlichste Raum in dieser großzügigen und damals wie heute unglaublich "modernen" Wohnung. Tiefblaue Wände und eine knallgelbe Tür, hinter der sich ein Spiegel verbirgt, umgeben das ungewöhnlich hohe Bett. Hoch wie ein riesiger Tisch steht es in der Zimmerecke.
"Wir vermuten", sagt Antonello, "das hat er so gemacht, um den Ausblick durchs Fenster auf Boulogne zu haben. Damals war da alles ja auch noch viel grüner. Und er liebte es, sich abends hier hinzulegen und die Bäume zu sehen."
Das Schlafzimmer erinnert an Le Corbusiers berühmtes und auch sehr poetisches Credo: "Die Materialien der Architektur sind Himmel, Raum, Bäume, Stahl und Zement", sagte er einmal. "In dieser Reihenfolge."
Und Licht natürlich. Das allerdings bereitete ihm im Atelier auch Probleme, erklärt Prune Varey von der Fondation Le Corbusier:

"Der Stein kann durch die Wand zu uns sprechen"

"Die Fenster gehen nach Osten und Westen, ein Maleratelier aber muss für optimale Lichtverhältnisse nach Norden ausgerichtet sein. Hier musste Le Corbusier das Licht mit Holz- und Aluminiumplatten kontrollieren, weil es sonst immer zu hell oder zu schwach gewesen wäre." Und so ist die Aussicht durch die Fensterfront des Ateliers auf Paris jetzt kaum noch möglich. Was allerdings nicht besonders dramatisch ist, denn leider versperrt dort heute ohnehin ein voluminöser Stadion-Neubau den Blick zum Eiffelturm.
Das alte Paris ist aber ganz anders präsent in dem hellen hohen Atelierraum. Le Corbusier hat dort nämlich die unverputzte Steinwand des Nachbarhauses sichtbar gelassen. "Der Stein kann durch die Wand zu uns sprechen", sagte er. "Diese Wand ist mein täglicher Freund."
Ähnlich hielt es Le Corbusier mit dem kleinen Garten auf dem Dach. Keine gestylten Beete oder Topfpflanzen sind hier zu sehen, sondern die "wilden" Pflanzen der Stadt.
Antonello: "Er wollte, dass die Vögel hier die Samen bringen. Und schauen, was dann wächst. Er hatte eine etwas wilde Vorstellung vom Garten."
Und so gibt einem dieser Dachgarten, wie schon die ganze Wohnung darunter, das Gefühl einen sehr lebendigen und vor allem sehr kreativen Menschen zu besuchen. Kein Museum, sondern eine Atelierwohnung von heute, in der man gerne selbst wohnen würde.

Mehr Informationen über Le Corbusiers Studio-Apartment in Paris für Besucher gibt es hier.

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