Leak von "The Intercept"

Wer gilt für Facebook als gefährlich?

06:18 Minuten
Symbolfoto: Neben dem Gefällt mir Button von Facebook sind die Worte "Wir kriegen dich" zu sehen.
Hasskommentare in Sozialen Netzwerken: In die Ausbildung und Betreuung von Content-Moderatoren müsse mehr Geld gesteckt werden, fordert Extremismusforscher Miro Dittrich. © imago / Photothek / Thomas Trutschel
Miro Dittrich im Gespräch mit Ramona Westhof |
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Eine Facebook-Liste mit Einträgen über gewalttätige Organisationen ist geleakt worden: Aus Deutschland enthält sie vor allem rechtsradikale Gruppen. Der Extremismusforscher Miro Dittrich fordert mehr Finanzmittel für die Moderation solcher Inhalte.
Es gibt einen neuen Facebook-Leak: Diesmal handelt es sich um eine interne Liste von Personen und Organisationen weltweit, die der Konzern für gefährlich hält. Geleakt wurde sie von der US-Rechercheplattform "The Intercept" und auf ihr sind über 4.000 Einträge zu finden, darunter islamistische Gruppen, bewaffnete Milizen und Kriminelle. Aus Deutschland sind vor allem rechtsradikale Gruppen und Bands aufgeführt.
Das Team "Dangerous Orgs", das sich bei Facebook um gefährliche Organisationen kümmert, sei das Beste von allen vergleichbaren Plattformen, sagt der Rechtsextremismusforscher Miro Dittrich vom gemeinnützigen Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS). Auch gehe die Liste mit ihrem Umfang von 4.000 Organisationen wahrscheinlich über das hinaus, was die meisten Regierungen hätten.
Prinzipiell begrüßt Dittrich, dass Facebook die Kategorie Gefährliche Personen und Organisationen habe, denn "wir sehen das Problem bei anderen Plattformen, dass nur nach Verstößen gegen die eigenen Richtlinien vorgegangen wird. Das bedeutet aber, dass bei einer gefährlichen Gruppe wie der Identitären Bewegung zum Beispiel nicht alle Konten der Gruppe, sondern nur einzelne Accounts gelöscht werden. Das verkennt aber das Problem."

Kein Mitspracherecht, wer auf der Liste auftaucht

Zu kritisieren sei aber, dass die Liste von einem privaten Konzern getroffen werde und es kein Mitspracherecht darüber gebe, wer auf dieser Liste landet und wer nicht. Die eigentliche Umsetzung, also die Kontrolle der Kommunikation auf der Plattform, gelinge bei Facebook sehr gut, meint Dittrich.
"Bei der Identitären Bewegung sehen wir regelmäßig, dass Akteure es nicht schaffen, wieder auf die Plattform zu kommen. Es gibt auch sehr viele Berichte in der Szene darüber, dass Beiträge von Leuten gelöscht wurden, die sich positiv über Martin Sellner, den Sprecher der Identitären Bewegung Österreich, geäußert haben."

Die harte Arbeit der Content-Moderatoren

Man sehe aber leider immer wieder, dass nicht genau unterschieden werde, ob eine kritische Auseinandersetzung darüber stattfindet. "Oft werden kritische Beiträge über diese Organisationen von Facebook auch gelöscht." Das führe dann zum Problem der Content-Moderatoren, also der Leute, die sich tatsächlich diese Inhalte ausschauen und dann entscheiden müssten.
"Hier wird harte Arbeit geleistet von einer Menschengruppe, die nicht sehr gut bezahlt wird, nicht viel Zeit hat und nicht sehr gut betreut wird mit dem doch sehr verstörenden Material, dass sie sich anschauen muss." Im Vergleich mit anderen Plattformen habe Facebook in diesem Bereich schon viel investiert, aber in die Ausbildung und Betreuung dieser Mitarbeiter müsste noch deutlich mehr Geld gesteckt werden, sagt Dittrich.
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