Buhrufe zeigen viel Liebe zum Theater
Dirigent Daniel Barenboim findet Buhrufe in der Oper unnötig und fehl am Platz. Die Musiker auf der Bühne gäben ihr Bestes, da sei es unhöflich, sie auszubuhen. Aber sind Buhrufe in Oper und Theater tatsächlich unangebracht? Das haben wir den Regisseur Leander Haußmann gefragt.
"Sehen Sie: Wenn Sie in ein sehr gutes Restaurant gehen und das Essen gefällt Ihnen nicht, gehen Sie dann in die Küche und schreien den Koch an? Nein. Sie geben vielleicht ein bisschen weniger Trinkgeld als sonst und gehen vielleicht nie wieder in dieses Restaurant",
sagt der der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim, zur Frage, ob Buhrufe vom Publikum nach einer Vorstellung angebracht sind oder nicht.
Nicht ganz so streng bewertet den Buhruf der Regisseur Leander Haußmann, den wir im Kompressor um einen Kommentar zu Barenboims Einschätzung gebeten haben. Buhrufe seien zwar hart und ließen keinen kalt, so der Regisseur. Aber:
"Es ist gar nicht so einfach 'Buh' zu rufen, das muss man sich auch erst mal trauen. Und dazu gehört dann auch wieder eine ganz große Liebe zum Theater - und zu dem natürlich, was man vom Theater erwartet. Und dann darf man auch 'Buh' rufen und im Nachhinein kann man sich das ja auch dann als Orden an die Brust heften."
Haußmann: "Wir sind ja auch nicht unterbezahlt. Ich finde, wir kriegen auch ein ganz gutes Schmerzensgeld, übrigens große Sänger auch. Und da kann man das 'Buh' nachher auch wegstecken, wenn man so 20.000 Euro am Abend kriegt."
Für seinen Kollege Frank Castorf seien Buhruf sogar überaus wichtig: "Der braucht Buhrufe wie der Fisch das Wasser." Ihm, Haußmann, sei im Grunde jede Reaktion des Publikums recht - "außer Gleichgültigkeit".