Leben im ewigen Eis
Die Polargebiete sind die Regionen der Erde, die am stärksten vom Klimawandel bedroht sind. Die Erhöhung der Meerestemperatur führt zur Zerstörung eines einzigartigen Lebensraums. Der Band "Zukunft: Polargebiete" widmet sich den kalten Extremregionen und zeichnet ein faszinierendes Bild der dort lebenden Pflanzen und Tiere.
Vor 200 Millionen Jahren war die heutige Antarktis das Herzstück des Urkontinents Gondwana. Als der Superkontinent auseinander brach, driftete die Antarktis langsam nach Süden und kam - vor 120 Millionen Jahren - am Südpol an. Im hohen Norden herrschten vor 55 Millionen Jahren noch milde 23 Grad Wassertemperatur. Dann kühlte die Arktis allmählich ab - je mehr Sonnenwärme die entstehenden Schneemassen ins All zurück reflektierten, umso kälter wurde es.
Der neue Bildband "Zukunft: Polargebiete", erschienen im Bertelsmann Verlag, liefert faszinierende Einblicke in die Polkappen der Erde: Eiskaltes Klima, wenig Niederschlag, mächtiges Packeis und Eisberge findet man in beiden Polargebieten. Das Nordpolargebiet ist ein zugefrorenes Meer. Deshalb gibt es hier im Sommer eisfreie Gebiete - die arktische Tundra mit ihrem Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die Antarktis dagegen wird von einem Kontinent gebildet, den eisbedecktes Meer umgibt. Bis zu 4000 Metern mächtig ist die Eisdecke - hier bildet sich kein Boden, auf dem Pflanzen gedeihen könnten.
Der prächtige Bildband stellt die mutigen Pioniere vor, die in diesen Lebensräumen überdauern: die nordamerikanischen Karibus, die zwischen der nördlichen Tundra und den subarktischen Wäldern 5000 Kilometer weit wandern, ein Rekord unter den an Land lebenden Säugern. Oder das Arktische Ziesel, ein Eichhörnchen, das zwei Drittel seines Lebens im Winterschlaf dahindämmert. Warum seine Körpertemperatur dabei unter den Gefrierpunkt sinken kann, ohne dass sein Blut gefriert, ist den Forschern noch immer ein Rätsel. Am Südpol halten Pinguine bei schneidendem Eiswind mit Hilfe eines ausgeklügelten Wärmeaustauschverfahrens stattliche 39 Grad Körpertemperatur aufrecht.
Wunderbare Fotografien zeigen die Natur der Extremregionen - das satte Blau und Grün der Meere, darin leuchtend rot Seesterne oder schimmernd silbrig die selten gewordenen Kabeljauschwärme. Bisweilen sind die Farben der Bilder leicht entsättigt oder verfremdet, so dass sich spannende neue Blickweisen ergeben. Für Bilder wie Inhalte zeichnet ein ganzer Stab von Autoren verantwortlich; viele davon sind oder waren selbst als Forscherinnen und Forscher in den Polargebieten aktiv. Ihre gut verständlichen Texte mit den farblich hervor gehobenen Tabellen und Textkästen decken ein thematisch breites Spektrum ab - Naturphänomene haben ebenso ihren Platz wie neueste Erkenntnisse der Klimaforschung, politische Querelen um die Ausbeutung von Bodenschätzen oder die großen Probleme der indigenen Kulturen.
Die Lebensräume der Polargebiete sind hoch gefährdet und möglicherweise bereits dem Untergang geweiht - das muss man heute niemandem mehr sagen. Dem Eisbären, so heißt es im Buch, schmilzt das Eis unter den Tatzen. "Gewinner und Verlierer" will der Band darstellen, so deutet der Untertitel an. Doch die Waagschale der Gewinner senkt sich nicht besonders tief: ein bisschen mehr Tourismus vielleicht, Kreuzfahrten im verschwundenen Packeis, Tomatenanbau und Skigebiete in Grönland. Ansonsten, daran lassen die Autoren keinen Zweifel, versinkt die Schönheit von Arktis und Antarktis im warm gewordenen Meer - während die Politik damit beschäftigt ist, sich um Bodenschätze zu streiten.
Besprochen von Susanne Billig
Gerd Braune u.a.: Zukunft: Polargebiete. Gewinner und Verlierer
Bertelsmann Verlag, München 2009
192 Seiten, 34,95 Euro
Der neue Bildband "Zukunft: Polargebiete", erschienen im Bertelsmann Verlag, liefert faszinierende Einblicke in die Polkappen der Erde: Eiskaltes Klima, wenig Niederschlag, mächtiges Packeis und Eisberge findet man in beiden Polargebieten. Das Nordpolargebiet ist ein zugefrorenes Meer. Deshalb gibt es hier im Sommer eisfreie Gebiete - die arktische Tundra mit ihrem Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die Antarktis dagegen wird von einem Kontinent gebildet, den eisbedecktes Meer umgibt. Bis zu 4000 Metern mächtig ist die Eisdecke - hier bildet sich kein Boden, auf dem Pflanzen gedeihen könnten.
Der prächtige Bildband stellt die mutigen Pioniere vor, die in diesen Lebensräumen überdauern: die nordamerikanischen Karibus, die zwischen der nördlichen Tundra und den subarktischen Wäldern 5000 Kilometer weit wandern, ein Rekord unter den an Land lebenden Säugern. Oder das Arktische Ziesel, ein Eichhörnchen, das zwei Drittel seines Lebens im Winterschlaf dahindämmert. Warum seine Körpertemperatur dabei unter den Gefrierpunkt sinken kann, ohne dass sein Blut gefriert, ist den Forschern noch immer ein Rätsel. Am Südpol halten Pinguine bei schneidendem Eiswind mit Hilfe eines ausgeklügelten Wärmeaustauschverfahrens stattliche 39 Grad Körpertemperatur aufrecht.
Wunderbare Fotografien zeigen die Natur der Extremregionen - das satte Blau und Grün der Meere, darin leuchtend rot Seesterne oder schimmernd silbrig die selten gewordenen Kabeljauschwärme. Bisweilen sind die Farben der Bilder leicht entsättigt oder verfremdet, so dass sich spannende neue Blickweisen ergeben. Für Bilder wie Inhalte zeichnet ein ganzer Stab von Autoren verantwortlich; viele davon sind oder waren selbst als Forscherinnen und Forscher in den Polargebieten aktiv. Ihre gut verständlichen Texte mit den farblich hervor gehobenen Tabellen und Textkästen decken ein thematisch breites Spektrum ab - Naturphänomene haben ebenso ihren Platz wie neueste Erkenntnisse der Klimaforschung, politische Querelen um die Ausbeutung von Bodenschätzen oder die großen Probleme der indigenen Kulturen.
Die Lebensräume der Polargebiete sind hoch gefährdet und möglicherweise bereits dem Untergang geweiht - das muss man heute niemandem mehr sagen. Dem Eisbären, so heißt es im Buch, schmilzt das Eis unter den Tatzen. "Gewinner und Verlierer" will der Band darstellen, so deutet der Untertitel an. Doch die Waagschale der Gewinner senkt sich nicht besonders tief: ein bisschen mehr Tourismus vielleicht, Kreuzfahrten im verschwundenen Packeis, Tomatenanbau und Skigebiete in Grönland. Ansonsten, daran lassen die Autoren keinen Zweifel, versinkt die Schönheit von Arktis und Antarktis im warm gewordenen Meer - während die Politik damit beschäftigt ist, sich um Bodenschätze zu streiten.
Besprochen von Susanne Billig
Gerd Braune u.a.: Zukunft: Polargebiete. Gewinner und Verlierer
Bertelsmann Verlag, München 2009
192 Seiten, 34,95 Euro