Wie die Menschen Krise und Sanktionen trotzen
21:08 Minuten
Viele Hoffnungen werden gerade auf die Gespräche in Wien über eine Neuauflage des Atomabkommens mit dem Iran gesetzt. Doch noch müssen die Iraner ihren Alltag unter den Sanktionen bewältigen - und unter Corona. Begegnungen mit Lebenskünstlern vor Ort.
Wir sind in der Hauptstadt Teheran bei Sabah Khaleghi. Er hält einen großen bunten Plüsch-Papagei in den Händen und hat Spaß. Er hat ihm sozusagen gerade das Sprechen wieder beigebracht.
Der 73-Jährige repariert alles, was auf der Werkbank im ersten Stock seines Hauses landet: Spielzeugautos mit und ohne Fernsteuerung, Plüschtiere, Spieluhren, kleine Roboter, aber vor allem Puppen.
"Ich hatte Puppen hier, die keinen Cent mehr wert waren. Ein Vater, der eine gebracht hat, hat erzählt, er hätte lieber zwei neue gekauft, aber sein Kind wollte nur diese Puppe. Zum Beispiel die Puppe hier – das Mädchen schläft mit ihr ein und wacht mit ihr auf, isst mit ihr und wächst mit ihr auf und verbindet Erinnerungen mit der Puppe."
Sein Arbeitszimmer ist ein riesiges Ersatzteillager. Die Regale laufen über vor teils winzigen Autoreifen und Zugwaggons. Aus den Schubladen quellen Puppenköpfe, Arme und Beine in allen Größen und Farbtönen.
Wegen der Pandemie ist Sabah nur noch selten in seinem Laden. Das machen die Söhne. Er vermisst das manchmal.
Allerdings sagt er auch: "Für mich hat sich die Lage dadurch verbessert. Denn die Kinder gehen nicht zur Schule, sitzen daheim und sollen sich mit irgendwas beschäftigen. Die Eltern sind genervt, weil die Kinder dauernd fragen, was sie noch spielen können. Dann kommen die Eltern zu mir und betteln fast, dass ich das Spielzeug ihrer Kinder repariere."
Auch die US-Sanktionen haben ihm eher mehr Geschäft gebracht. Viele Iraner haben gerne ausländisches Spielzeug beispielweise aus den USA gekauft. Ersatzteile dafür kriegt man jetzt aber kaum noch – außer beim Spielzeugdoktor. Und was er nicht in irgendeiner Schachtel, Tüte oder Kommode findet, das baut er selbst.
"Ich habe immer hart gearbeitet und hab nicht nur ein oder zehn Jahre Erfahrung. Ich hab mit 23 angefangen. Jetzt bin ich 73."
Zwei Automechanikerinnen im Iran
Der Arbeitsplatz von Kiana und Niloufar liegt am nördlichen Stadtrand von Teheran. Die beiden 30-Jährigen arbeiten als Automechanikerinnen in einer Werkstatt unter lauter Männern.
Niloufar hat den rechten Arm keck in die Hüfte gestemmt. Ihre großen dunklen Augen strahlen eine Menge Selbstbewusstsein aus. Sie hat sich zuerst fürs Auto Reparieren interessiert, erzählt ihre Freundin Kiana.
"Eines Tages war Niloufars Auto kaputt. Sie hat mich angerufen und gefragt, ob ich hier im Westen von Teheran einen Mechaniker kenne. Mein Bruder hat Niloufar dann zu Ali gebracht. Und sie hat sofort gefragt, ob er ihr nicht ein bisschen was zeigen kann. Er hat Ja gesagt, was unglaublich war – so was in einer Autowerkstatt!"
"In unserer Branche haben Frauen immer gefehlt"
Schließlich haben beide dort zusammen vor zwei Jahren eine Ausbildung begonnen. Die Autowerkstatt ist klein, aber schick, erinnert mehr an eine der Boxen entlang einer Formel 1-Strecke. Kiana schleift an Autoteilen, als ihr Kollege kommt.
"Das ist eine großartige Sache, dass die Beiden hier arbeiten. In unserer Branche haben Frauen immer gefehlt. Männer schauen immer auf das große Ganze, aber Frauen schenken den Details mehr Aufmerksamkeit. Und gerade bei den neuen Autos ist das wichtig. Ihre Arbeit ist eine wichtige Hilfe, technisch aber auch in anderen Bereichen."
Kiana ist etwas kleiner als ihre Freundin, sie hat wasserstoffblond gefärbte Haare, die vorne aus ihrer bunten Mütze rausschauen. Niloufar hat nur ein Haarband um ihre dunklen Locken gebunden. Eigentlich ist im Iran Kopftuchpflicht. Das wäre bei ihrer Arbeit zu gefährlich und unpraktisch, erklärt sie.
"Das ist unsere Arbeitskleidung. Wir haben versucht sie so auszusuchen, dass wir nicht gegen die Kopftuchvorgaben verstoßen. Denn das könnte uns und der Werkstatt Probleme machen. Aber natürlich wollen wir uns auch wohlfühlen."
"Je dreckiger, desto professioneller"
Die langen weiten Mäntel, die im Iran ebenfalls vorgeschrieben sind, hängen am Haken. Die beiden jungen Frauen tragen schwarze Arbeitsanzüge, wie man sie von der Formel 1 kennt, mit bunten Werbeemblemen aufgedruckt für Motorenöl und Werkstattzubehör.
Sie haben Make-up und Lippenstift aufgelegt, die Augen dunkel geschminkt. Viele Iranerinnen legen Wert auf lange lackierte Fingernägel. Das funktioniert beim Job als KFZ-Mechanikerin nicht, sagt Niloufar und streift sich ein paar schwarze Gummihandschuhe über.
"Wir versuchen immer zu vergessen, dass wir Frauen sind. Und wir würden jedem raten, Handschuhe zu tragen, schon wegen der Gesundheit. Wir hantieren hier mit Chemikalien und Benzin. Und als Mechaniker wird man nun mal dreckig. Je dreckiger, desto professioneller."
Niloufar schnappt sich einen Schlagschrauber, um an einem Auto auf der Hebebühne einen Reifen abzumontieren. Währenddessen erzählt Kiana von einer der wenigen negativen Erfahrungen, die sie in ihrem Job gemacht haben.
"Letzten Sommer war es sehr heiß. Ich hatte bei der Arbeit was Kurzärmeliges an, was sehr luftig war. Einer unserer Kunden hat dann die zuständige Behörde angerufen und denen erzählt, dass hier nicht korrekt verschleierte Frauen arbeiten. Dann kam von denen jemand und hat uns in einem ziemlich rüden Ton gesagt, dass wir ein Kopftuch tragen müssen", erzählt sie.
"Ich hab‘ ihm erklärt, dass das in unserem Beruf zu gefährlich ist. Das war alles wirklich ziemlich bitter, dass sie nicht einfach respektieren, was Niloufar und ich hier machen. Denn die anderen, die kommen, ermutigen uns, weiterzumachen. Aber der wollte uns nur unterdrücken."
Wir haben alle Gesetze genau gelesen
Nur - die beiden selbstbewussten jungen Frauen lassen sich nicht unterdrücken, sie kennen ihre Rechte, erzählt Niloufar und nimmt demonstrativ die Schultern zurück und das Kinn nach vorne.
"Wir kämpfen – klar! Wäre uns sowas passiert, als wir noch ganz jung waren, hätten wir uns das nicht getraut, um keinen Ärger zu kriegen. Aber Kiana hat Jura studiert. Wir haben alle Gesetze genau gelesen, um sicher zu gehen, dass sie uns nicht ausbremsen können. Wir haben erst angefangen zu arbeiten, als wir sicher waren, dass es kein Verbot gibt."
Niloufar hat einen Bachelor in Grafikdesign. Ihre Eltern sind Akademiker, erzählt sie. Die finden es gut, dass die beiden Freundinnen etwas Handwerkliches machen, was man immer brauchen kann.
Andere junge Frauen motivieren auf Instagram
Als Aktivistin sieht sich weder Kiana noch Niloufar.
"Wir wären gerne stark genug, um für Frauenrechte zu kämpfen. Aber wir sehen im Iran keine Chance dafür. Wir versuchen das im Rahmen der Gesetze, um keine Probleme zu bekommen, weder mit dem Gesetz, noch mit den Kunden oder anderen Leuten.
Wir mögen einfach unseren Job und versuchen uns drauf zu konzentrieren, noch mehr über das Auto Reparieren zu lernen und da eben besser zu werden."
Sie dehnen die engen Grenzen sachte, die der Iran Frauen setzt. Aber sie reden auch drüber, oder besser gesagt posten dazu auf Instagram. Da haben sie inzwischen jeweils rund 25.000 Follower und Followerinnen. Vielleicht ermuntert das ja die eine oder andere junge Frau, die Grenzen auch voll auszuschöpfen und ihren Traum zu verwirklichen, meint Niloufar und zwinkert.
Isfahan - einst ein Touristenmagnet
Von Teheran sind es rund fünf Stunden Fahrt Richtung Süden nach Isfahan, einer der schönsten Städte des Iran - mit ihren märchenhaften Palästen, berühmten Bogenbrücken, den mosaikreichen Moscheen und dem Imam-Platz, der so groß ist, wie neun Fußballfelder. Über all dem liegt ein Hauch von 1001 Nacht. Isfahan ist Touristenmagnet – zumindest in normalen Zeiten.
Nassim und Babak haben sich hier eine kleine Oase geschaffen, in einem der alten, konservativen Viertel der Millionenstadt: ein Hostel in einem rund 100 Jahre alten Gebäude.
In der Mitte ganz traditionell ein Innenhof mit einem kleinen Wasserbecken, den man von außen nicht einsehen kann. Drumherum die fünf kleinen Zimmer. Die waren in den letzten Jahren immer gut besucht, oft sogar ausgebucht. Jetzt ist es wegen der Corona-Pandemie ruhig, zu ruhig.
Kochvideos in alle Welt schicken
Das junge Paar, beide 33, hat sich an gemeinsame Kochaktionen von persischen Gerichten erinnert und an die vielen E-Mail-Adressen, die sie von ihren Gästen aus aller Welt im System hatten.
"Wir haben angefangen, die Rezepte aufzuschreiben, haben dann Videos dazu gedreht und sie dann an hunderte E-Mail-Adressen geschickt und die Leute eingeladen: Wenn Ihr auch im Lockdown seid, lasst uns zusammen kochen. Wir haben total positive Rückmeldungen gekriegt. Die haben die Rezepte dann nachgekocht und uns Fotos davon geschickt."
Die Hostel-Betreiber bauten ihre Online-Aktionen aus, drehten Tanz- und Musik-Videos und verschickten sie. Vor Corona hatten sie ihren Gästen entsprechende Workshops angeboten. Jetzt konnten sie ihnen so im Lockdown ein bisschen Urlaubsgefühl schicken und starteten eine Fundraising-Aktion.
Eine Fundraising Aktion rettet das Hostel
Es kamen 2500 Euro zusammen, vielmehr als die beiden sich hätten träumen lassen. Allein das sicherte das Überleben des Hostels für vier Monate, erzählt Nassim, und ihre großen dunklen Augen leuchten.
"Viele Leute haben uns geschrieben, dass sie in den Iran zurückkommen wollen - und zwar zu uns. Und das sei ihr Beitrag, dass es uns auch weiter gibt. Sie schreiben von schönen Erinnerungen. Das war sehr inspirierend."
Einige ihrer Gäste hatten sich während ihres Urlaubs in Isfahan Musikinstrumente wie die persische Laute Setar gekauft. Babak ist Musiklehrer. Er hat ihnen dann gezeigt, wie man sie spielt. Das hat er jetzt während der Corona-Zeit wieder aufgegriffen.
"Hugo lebt in Paris. Er hat da angefangen Setar spielen zu lernen. Manchmal hat er mir Stücke geschickt, die er gespielt hat, und ich habe ihm dann Tipps gegeben. Dann hat er gefragt, ob er nicht Online-Stunden nehmen könnte. Das machen wir jetzt schon seit sechs Monaten - oder sogar noch länger? Das ist eine klasse Erfahrung."
Nassim gießt die Blumen im Innenhof. Alles ist sehr liebevoll gestaltet, mit bunten Kissen und Teppichen und einem hellen Sonnensegel mit Holzdruck-Muster. Auch dazu haben sie ihren Gästen mit Kunsthandwerkern aus der Nachbarschaft Kurse angeboten – vor Corona, erzählt sie.
Den beiden fehlen die Gespräche mit ihren internationalen Freunden. Aber das Online-Projekt ist ein Trost.
"Den Kontakt mit den Leuten zu halten, ihnen zu schrieben, was im Hostel so passiert, wie's uns geht und zu hören, wie es ihnen geht - das ist, wie wenn wir hier im Innenhof sitzen würden, als würden sie gerade nach einem langen Tag vom Sightseeing aus der Stadt kommen und uns erzählen, was sie alles erlebt haben."
"Wir sind Teil dieser Welt"
Der Iran ist durch die Politik des früheren US-Präsidenten Trump und auch durch seine eigene ein weitgehend isoliertes Land, sagt Nassim nachdenklich. Corona hat das noch mal verstärkt, aber nicht für sie und ihren Mann Babak.
"Uns hat das sehr gutgetan, zu spüren, dass wir nicht isoliert sind. Wir sind Teil dieser Welt über unsere Kommunikationswege, wir haben unsere Brieffreunde. Wir sind also gar nicht so allein."
Sie erfahren so auch, dass die Leute immer noch an den Iran denken und planen zurückzukommen – vielleicht im Herbst, meint Nassim voller Hoffnung.
Porzellanherstellung in Isfahan
Die Zukunft der Menschen im Iran ist eng mit einem Thema verknüpft: dem Atomabkommen von 2015. Der neue US-Präsident Joe Biden will dem zwar wieder beitreten, so schnell wie manch einer sich das erhofft hatte, geht es allerdings nicht.
Stattdessen muss auch die mittelständische Porzellanfabrik Zarin in Isfahan weiter mit den strengen US-Sanktionen kämpfen. In den Werkshallen stehen die modernsten Maschinen weltweit, wenn es um Porzellanherstellung geht, erklärt Werksleiter Behrouz Khodabandeh.
Er ist Mitte 50 und trägt einen blauen Arbeitskittel. Die meisten der Maschinen stammen von deutschen Herstellern. Die Umwelt- und Arbeitsschutzmaßnahmen in der Produktion sind hoch, erklärt er.
Über die Hälfte der Angestellten sind Frauen
Über die Hälfte der rund 1500 Angestellten sind Frauen, viele von ihnen in Leitungsfunktionen – ein iranisches Vorzeigeunternehmen, auch gemessen an deutschen Standards. Firmenchef Abbas Ali Ghassai hat in den Siebzigern in Nürnberg studiert. Am liebsten würde er vor allem mit deutschen Firmen Geschäfte machen.
Aber wegen der US-Sanktionen und -Drohungen ist es so gut wie unmöglich Geld einfach in den Iran zu überweisen und aus dem Iran heraus. Trotzdem importiert Ghassai Rohstoffe und verkauft Tassen, Teller und Teekannen auch nach Europa.
"Es geht noch, aber indirekt. Denn weder die Banken machen mit noch die meisten Firmen. Aber indirekt durch Drittländer oder Viertländer ist es möglich und das wird gemacht. Der Umsatz, der mit Geschäften vom Iran nach Deutschland gemacht wird, beträgt glaube ich zwei Milliarden Euro."
Sanktionen können umgangen werden
Die Iraner leben nicht erst seit Donald Trump mit Sanktionen. Und sie haben immer Wege gefunden, sie zu umgehen.
"Der Geldtransfer läuft über Wechselstuben und Banken. Und es gibt Zehntausende von Wechselstuben allein in Teheran. Und man muss diesen Leuten natürlich vertrauen".
Auch andere iranische Geschäftsleute erzählen von Vertrauen, das sie wildfremden Zwischenhändlern beispielsweise in China entgegenbringen müssen. Und ja, es sei auch schon mal Geld nicht angekommen – viel Geld.
Dazu kommt, dass diese teils undurchsichtigen Umwege teuer sind. Abbas Ali Ghassai ist über 70, ein sehr zurückhaltender Herr im grauen Anzug. Er hofft auf eine Zukunft unter leichteren Bedingungen. Erste Anzeichen gebe es schon, sagt er, seit Joe Biden US-Präsident ist.
"Ich kann nur ein Beispiel nennen: Firmen, die mit uns nicht arbeiten wollten oder durften, sind geneigt, wieder mit uns Geschäfte zu machen. Eine Firma, die mir eine Maschine, nicht liefern wollte, die ich gerne haben wollte, ist jetzt bereit, sie uns zu liefern. Und das zeigt: es hat sich etwas geändert."
Neue Bedingungen für das Atomabkommen sind unerwünscht
Viele im Iran hoffen, dass die USA unter Präsident Biden wieder zum Atomabkommen zurückkehren. Trump war 2018 ausgestiegen und hatte danach Sanktionen erlassen, die das Land tiefer und tiefer in die Wirtschaftskrise trieben. Fuat Izadi lehrt an der Teheraner Universität Internationale Beziehungen. Er warnt unter anderem Deutschland davor, neue Bedingungen bei den Verhandlungen um das Abkommen zu stellen.
"Deutschland war die Nummer eins der internationalen Wirtschaftspartner des Iran in den Neunzigern. Wenn sich Deutschland entscheidet, dass es zu diesem Niveau an wirtschaftlichem Engagement zurück will, dann ist das seine Sache. Aber man kann das nicht wirklich trennen. Wenn man also Druck auf den Iran und sein Atomprogramm ausübt, dann wird sich das auch auf die Wirtschaftsbeziehungen auswirken."
Fuat Izadi teilt die Forderungen der iranischen Führung: Die anderen Partner müssten den ersten Schritt gehen. Man selbst habe alles richtig gemacht und sei in einer starken Position.
Der Unternehmer Ghassai aus Isfahan will nicht zu politisch werden, kritisiert aber: "Man muss sehr viele Hausaufgaben machen, hier bei uns im Lande. Das heißt Regelungen, die politisch sind, mehr in Richtung Wirtschaft korrigieren, damit die Geschäfte besser miteinander arbeiten können."
Werksleiter Behrouz Khodabandeh läuft durch die Produktionshalle und hebt ein Taschentuch vom Boden auf und wirft es in den Müll. Seit rund 30 Jahren arbeitet er bei Zarin Porzellan. Früher war er oft in Deutschland, als sie Produktionsmaschinen gekauft haben. Er erinnert sich noch, dass ein deutscher Kollege skeptisch war, ob sie die auch im Iran zum Laufen kriegen.
"Er hat gedacht, das IT-Know-how im Iran sei niedrig. Aber wir haben zum Beispiel die Software hier allein umprogrammiert."
Hoffnung, dass die internationalen Geschäfte einfacher werden
In den Jahrzehnten unter Sanktionen haben die Iraner gelernt, sich selbst zu helfen. Trotzdem setzt auch Khodabandeh darauf, dass Biden die Sanktionen gegen sein Land aufhebt und internationale Geschäfte wieder einfacher werden, vor allem mit Deutschland.
Der Rückweg von Isfahan in die Hauptstadt führt vorbei an Natans. Man kann die unterirdische Atomanlage dort, in der der Iran Uran anreichern soll, nur erahnen. Aus der Ferne sind gepanzerte Fahrzeige zu sehen. Stundenlang geht es über eine kerzengerade Autobahn durch die staubtrockene Ebene. Schließlich erreicht man wieder die Hauptstadt Teheran, wo einen der dichte Verkehr regelrecht verschluckt.
Die ganze Welt zu Gast beim Spielzeugdoktor
Ganz konzentriert arbeitet Sabah Khaleghi gerade mit einem feinen Bohrer an einem Motor, der zu einem kleinen Stoffaffen gehört - Made in Japan. Dessen Fell sieht ziemlich mitgenommen aus. Affe und Besitzer haben schon einige Jahre auf dem Buckel, erklärt Sabah.
"Einige Kunden wollen ihre Kindheitserinnerungen noch mal aufleben lassen. Denen ist es auch egal, was das dann kostet."
Er hat etwas aufschlagen müssen, meint er. Durch die Sanktionen sind Materialien und Werkzeug teurer geworden. Aber er versucht die Rechnung dem Geldbeutel seiner Kunden anzupassen. Er schielt über den oberen Rand seiner starken Brille und zieht aus einem Schrank eine Tüte mit Märklin-Eisenbahn-Waggons raus. Deutsche Wertarbeit, sagt er anerkennend. Andere Spielsachen kommen aus China, Italien, dem Irak oder den USA.
Irgendwie ist die ganze Welt zu Gast in seiner kleinen Werkstatt, obwohl sein Land doch so isoliert ist. Es fällt ihm schwer, nicht über Politik zu sprechen. Für einen Moment verschwindet die kindliche Unbeschwertheit aus seinem Gesicht. Dann wendet er sich wieder dem Äffchen zu und zieht es an einer Schraube am Rücken auf.
"Jetzt klatscht er wieder", freut er sich, und das fröhliche Kind in ihm scheint zurück.