Lebenslanges Lernen
In Hessen zeigt sich die ältere Generation wissbegierig und kreativ: Seit über einem Jahr besteht die Akademie 55 Plus Darmstadt e.V. Die Einrichtung deckt mit ihren Kursen eine breite Themenpalette ab. Für den Jahresbeitrag von 55 Euro erhält man die Mitgliedschaft. Dieses Angebot haben bislang 270 Senioren angenommen - Tendenz steigend.
"Internet für Anfänger", "Auf jüdischen Spuren durch Darmstadt", "Pflanzen mit anderen Augen sehen", "Powerpoint für Anfänger", "Bachblütentherapie", "English Konversation", "Autofahren, aber clever"... Das ist nur ein kleiner Auszug. Es klingt wie die Kursliste einer Volkshochschule, Wanderwochen in Oberbayern oder wie ein Esoterikwochenende im Harz. Aber es ist nichts davon.
"Am 22. Mai haben wir uns gegründet, vor einem Jahr. Und jetzt haben wir 270 Mitglieder. Das ging im ersten Jahr schnell, das darf man jetzt nicht hochrechnen, sonst wären wir in 10 Jahren bei ein paar 1000."
Wir befinden uns in Darmstadt. Es ist heiß, sehr heiß. Über dem Asphalt der Hauptstrasse flimmert die Luft. Kein Wunder, es ist ja auch Südhessen. Vom Haupt-Bahnhof nimmt man am besten die 1, die fährt durch, aber sie fährt nur alle halbe Stunde. Dann doch lieber mit der 5 und umsteigen in die 7. Darmstadt ist eine überschaubare Stadt. Nach 10 Minuten ist man da. Heidelbergerstraße. Ecke Niederstraße. Ein Eckhaus in gelb mit einem kleinen Anbau. Früher ein Laden. Zwei Schaufenster. Auf den Scheiben in weißer Schrift, gut lesbar: "Akademie 55 Plus".
Im Innern, die Initiatorin und 1. Vorsitzende, Heidrun Bleeck, die mit ihrer Mitarbeiterin gerade noch das Neueste über ein Theaterprojekt besprochen hat:
"Ich war Lehrerin, lange Jahre und bin dann in die, wie heißt das, Arbeitsteilzeit gegangen, in den passiven Teil, wo man freigestellt wird und hatte schon lange mal den Wunsch, eine Weile nach England zu gehen. Und da habe ich die 'University of 3rd Age' in Cambridge entdeckt. Das war nämlich die Allererste in England. Die haben das ganze Modell aufgebaut. Und von da an hat sich das ausgebreitet und jetzt hat jede größere englische Stadt eine 'U3A', nicht ganz so groß wie in Cambridge, aber überall tut sich da was und es ist ein Riesenerfolg."
Heidrun Bleeck bleibt mit ihrer Begeisterung nicht lange alleine. Sie kommt nach Deutschland zurück und erzählt davon. Schnell finden sich Anhänger, die von der Idee begeistert sind und mit einsteigen:
"Dann haben wir ein erstes Treffen gemacht mit allen Interessenten, die sich gemeldet hatten. Und dann hat sich eine Gruppe herausgebildet von ungefähr 15-20 ganz aktiven Leuten, die sich jede Woche Montags getroffen haben, drei Stunden lang und die da dran gegangen sind, eine Satzung zu schreiben. Wir mussten ja einen gemeinnützigen Verein gründen, damit wir überhaupt an irgendwelche Gelder rankamen."
Nach zwei Monaten war es soweit. Die Satzung geschrieben, der Verein gegründet: Akademie 55 Plus Darmstadt e.V. Bleeck:
"Und dann haben wir ein Konzept geschrieben. Und das haben wir dann an die Stadt Darmstadt und an mögliche Sponsoren gegeben und dann haben wir tatsächlich auch Gelder bekommen, konnten uns hier diese Geschäftstelle mieten, und was man so alles braucht."
Eine Idee. Elan, Mitstreiter, Organisationsstrukturen und ein bisschen Geld. Das Grundgerüst steht, die Vorraussetzungen waren geschaffen. Und die Mitglieder?
"Ich hatte davon in der Zeitung gelesen und fand das eine sehr gute Idee, die auch meinem Alter entsprach, habe mich gleich angemeldet zur Mitgliedschaft, war also ein frühes Mitglied."
"Ich habe die Zeitung verfolgt, die Artikel in dem Darmstädter Echo, war also ganz angetan von dieser Idee, dass man unterschiedliche Gebiete abdeckt mit Kursen, die von Mitgliedern angeboten werden und kleinere Ausflüge, Besichtigung und Reisen und deshalb bin ich ganz begeistert dabei. Ich habe zwei Englischkurse belegt und versuche das wieder aufzufrischen, was ich in der Schule mal gelernt habe."
Die zwei Damen aus dem Englischkurs haben den direkten Weg gefunden. Sie waren nicht die Einzigen. Das Interesse war von Anfang an groß. Heidrun Bleeck:
"Auch alles, was wir so angeboten haben zum Kennenlernen, Einführungsveranstaltung, da hatten wir mit 60 Leuten gerechnet und es kamen aber weit über 200, und die haben dann 3 Stunden gestanden, anstandslos. Das waren alles so Erlebnisse, die dann doch gezeigt haben, dass es wichtig ist, dass es sowohl Menschen gibt, die das wollen, als auch diejenigen, die selber Kurse anbieten wollen."
Es ist halb drei. Der Englischkurs beginnt. In einem kleinen Raum, in dem gleichen Gebäude. Die Stimmung ist euphorisch. Die Damen haben Besonderes erlebt. Zwei Kursteilnehmerinnen:
"Chesterfield war toll. War einfach einmalig. Ich kanns immer noch nicht fassen, wie die Engländer sich um uns gekümmert haben. Das war so reizend. Von morgens bis abends stand immer ein Engländer oder eine Engländerin an meiner Seite und ich hatte die Gelegenheit eine Woche englisch zu reden, was ich noch nie in meinem Leben hatte."
"Wunderbar. Ich bin in das Englisch eingetaucht wie ein Fisch ins Wasser und es hat mir sehr, sehr gut getan."
Die Kurs-Leiterin ist Muttersprachlerin. Teilnehmer: sechs vitale Damen, denen man das Rentenalter fast nicht ansieht. Eine Austauschreise nach Chesterfield. Das erinnert an den Schüleraustausch in der 10. Klasse. Aber es ist nicht nur die Verlockung der Reise, die die Damen hierher gebracht hat. Die Akademie trifft ihre Bedürfnisse.
"Das hat mehrere Aspekte. Das ist einmal lernen, dann nette Leute kennen lernen und Aktivitäten miteinander machen und den Freundeskreis erweitern ist auch eine Motivation."
Spaß machen soll es, Bekanntschaften fördern und dabei noch lehrreich sein. Der Grund des Erfolgs, ist das vielfältige Angebot. Das breite Spektrum der Kurse bietet zahlreiche Möglichkeiten. Heidrun Bleeck:
"Jeder macht, was er kann und was er möchte. Wir haben bis jetzt noch nichts abgelehnt. Es gibt zum Beispiel auch Autoreparatur für Frauen, aber das wird nicht so gut angenommen. Ich hätte es auch nötig, aber ich habe mich nicht eingetragen."
Heidrun Bleeck unterrichtet auch Englisch. Und das tut sie woanders:
"Ich gebe einen Kurs im Wohnpark Kranichstein. Mein Durchschnittsalter ist 85. Englisch."
Wenn die "Schüler" nicht mehr zur Akademie kommen können, kommt Frau Bleeck eben zu ihnen:
"Also, von diesem Wohnpark haben wir ungefähr ein Dutzend Mitglieder und weil die zum Teil unbeweglich sind, im Rollstuhl sitzen, habe ich gesagt: Wir machen den Kurs dann da, wo sie nicht rausbrauchen. Und die Älteste ist 94. Und die machen Englisch noch mal. Mit viel Spaß."
Zurück zum Englischkurs. Die Damen bei der Arbeit. Aber eines ist merkwürdig. Die Herren fehlen. Heidrun Bleeck:
"Frauen, habe ich so das Gefühl bei allem, was so neu angeboten wird, sind immer etwas mutiger, etwas schneller, etwas wissbegieriger und trauen sich auch mehr. Aber wie gesagt, wir haben ja ein Drittel Männer: Die sind schon ziemlich qualifiziert."
Vielleicht sind sie woanders zu finden. Zwei Straßen weiter läuft parallel einer der meistbesuchten Kurse. Richtig. Es geht um Computer. Eine Generation, die mit dem Wirtschaftswunder, dem Käfer und Heinz Erhardt großgeworden ist, will nachholen, was die Jugend heute blind beherrscht. Zum Beispiel E-Mails schreiben. Kursleiter Dieter Friedrich liebt seinen Kurs. Gutgelaunt und voller Elan fordert er seine Teilnehmer mit neuen Aufgaben. Hier gibt es Männer. Auch wenn sie in der Unterzahl sind. 3 gegenüber 4 Frauen. Zwei Kursteilnehmer:
"Ich wollte mich mit dem Computer mal ein bisschen intensiver befassen und als Pensionär hat man ja Zeit dazu."
"Ich habe nun ja mal meine Kenntnisse auffrischen wollen, ich habe zwar mit Rechnern gearbeitet, ich bin Biologe, aber das sind spezielle Programme. Mit Bildbearbeitungsprogrammen hat das jetzt nichts zu tun, aber die Grundlagen wollte ich nochmal aufstocken."
In dem Kellerraum der Schule ist es angenehm kühl. Ein entspanntes, aber konzentriertes Arbeitsklima. Dieter Friedrich:
"Ich sehe auch, dass die Leute sehr begeistert sind und sehr gerne mitmachen und von da her habe ich auch sehr viel Spaß."
Zwei Kursteilnehmerinnen:
"Wir tauschen gerade unsere E-Mail-Adresse, um uns gegenseitig eine Email zu schicken."
"Ich versuche gerade, eine Email an meine Nachbarin zu schreiben. Och ja, klappt schon ganz gut."
Das Tempo und die Anforderungen sind moderat.
Friedrich: "Diese Kurse sind auch so konzipiert, dass sie für die Älteren zugeschnitten sind und dass auch jeder mitkommt."
Die Ausrüstung professionell.
Friedrich: "Genau, wir führen das hier vor auf einem großen Beamer und die Teilnehmer werden dann gebeten, das Ganze nachzuvollziehen. Es wird einmal vorgeführt und dann sollen es die Teilnehmer nachmachen."
Die Damen und Herren des älteren Semesters haben sichtlich Freude, auch wenn die Gründe ursprünglich anderer Natur waren:
"Ich konnte schon ein bisschen vorher. Und ich bin vor allem hierher gegangen, dass meine Söhne mich nicht immer so schief angucken. Und ich kann schon ganz gut alleine damit umgehen."
Die Stunde nähert sich dem Ende. Auch der Englischkurs ist vorbei. Es ist Nachmittag. Das ist Konzept. Die Kurse sind alle spätestens um 17 Uhr fertig, damit auch die auswärtigen Teilnehmer in den Wintermonaten gut nach Hause kommen können. Ein Projekt, das sich ganz nach den Bedürfnissen der Mitglieder richtet. In Heidelberg gibt es eine ähnliche Initiative schon viele Jahre. Erstaunlich, dass sich diese Idee nicht bereits weiter verbreitet hat. Zumal es für jeden bei 55 Euro Jahresbeitrag erschwinglich scheint.
"Am 22. Mai haben wir uns gegründet, vor einem Jahr. Und jetzt haben wir 270 Mitglieder. Das ging im ersten Jahr schnell, das darf man jetzt nicht hochrechnen, sonst wären wir in 10 Jahren bei ein paar 1000."
Wir befinden uns in Darmstadt. Es ist heiß, sehr heiß. Über dem Asphalt der Hauptstrasse flimmert die Luft. Kein Wunder, es ist ja auch Südhessen. Vom Haupt-Bahnhof nimmt man am besten die 1, die fährt durch, aber sie fährt nur alle halbe Stunde. Dann doch lieber mit der 5 und umsteigen in die 7. Darmstadt ist eine überschaubare Stadt. Nach 10 Minuten ist man da. Heidelbergerstraße. Ecke Niederstraße. Ein Eckhaus in gelb mit einem kleinen Anbau. Früher ein Laden. Zwei Schaufenster. Auf den Scheiben in weißer Schrift, gut lesbar: "Akademie 55 Plus".
Im Innern, die Initiatorin und 1. Vorsitzende, Heidrun Bleeck, die mit ihrer Mitarbeiterin gerade noch das Neueste über ein Theaterprojekt besprochen hat:
"Ich war Lehrerin, lange Jahre und bin dann in die, wie heißt das, Arbeitsteilzeit gegangen, in den passiven Teil, wo man freigestellt wird und hatte schon lange mal den Wunsch, eine Weile nach England zu gehen. Und da habe ich die 'University of 3rd Age' in Cambridge entdeckt. Das war nämlich die Allererste in England. Die haben das ganze Modell aufgebaut. Und von da an hat sich das ausgebreitet und jetzt hat jede größere englische Stadt eine 'U3A', nicht ganz so groß wie in Cambridge, aber überall tut sich da was und es ist ein Riesenerfolg."
Heidrun Bleeck bleibt mit ihrer Begeisterung nicht lange alleine. Sie kommt nach Deutschland zurück und erzählt davon. Schnell finden sich Anhänger, die von der Idee begeistert sind und mit einsteigen:
"Dann haben wir ein erstes Treffen gemacht mit allen Interessenten, die sich gemeldet hatten. Und dann hat sich eine Gruppe herausgebildet von ungefähr 15-20 ganz aktiven Leuten, die sich jede Woche Montags getroffen haben, drei Stunden lang und die da dran gegangen sind, eine Satzung zu schreiben. Wir mussten ja einen gemeinnützigen Verein gründen, damit wir überhaupt an irgendwelche Gelder rankamen."
Nach zwei Monaten war es soweit. Die Satzung geschrieben, der Verein gegründet: Akademie 55 Plus Darmstadt e.V. Bleeck:
"Und dann haben wir ein Konzept geschrieben. Und das haben wir dann an die Stadt Darmstadt und an mögliche Sponsoren gegeben und dann haben wir tatsächlich auch Gelder bekommen, konnten uns hier diese Geschäftstelle mieten, und was man so alles braucht."
Eine Idee. Elan, Mitstreiter, Organisationsstrukturen und ein bisschen Geld. Das Grundgerüst steht, die Vorraussetzungen waren geschaffen. Und die Mitglieder?
"Ich hatte davon in der Zeitung gelesen und fand das eine sehr gute Idee, die auch meinem Alter entsprach, habe mich gleich angemeldet zur Mitgliedschaft, war also ein frühes Mitglied."
"Ich habe die Zeitung verfolgt, die Artikel in dem Darmstädter Echo, war also ganz angetan von dieser Idee, dass man unterschiedliche Gebiete abdeckt mit Kursen, die von Mitgliedern angeboten werden und kleinere Ausflüge, Besichtigung und Reisen und deshalb bin ich ganz begeistert dabei. Ich habe zwei Englischkurse belegt und versuche das wieder aufzufrischen, was ich in der Schule mal gelernt habe."
Die zwei Damen aus dem Englischkurs haben den direkten Weg gefunden. Sie waren nicht die Einzigen. Das Interesse war von Anfang an groß. Heidrun Bleeck:
"Auch alles, was wir so angeboten haben zum Kennenlernen, Einführungsveranstaltung, da hatten wir mit 60 Leuten gerechnet und es kamen aber weit über 200, und die haben dann 3 Stunden gestanden, anstandslos. Das waren alles so Erlebnisse, die dann doch gezeigt haben, dass es wichtig ist, dass es sowohl Menschen gibt, die das wollen, als auch diejenigen, die selber Kurse anbieten wollen."
Es ist halb drei. Der Englischkurs beginnt. In einem kleinen Raum, in dem gleichen Gebäude. Die Stimmung ist euphorisch. Die Damen haben Besonderes erlebt. Zwei Kursteilnehmerinnen:
"Chesterfield war toll. War einfach einmalig. Ich kanns immer noch nicht fassen, wie die Engländer sich um uns gekümmert haben. Das war so reizend. Von morgens bis abends stand immer ein Engländer oder eine Engländerin an meiner Seite und ich hatte die Gelegenheit eine Woche englisch zu reden, was ich noch nie in meinem Leben hatte."
"Wunderbar. Ich bin in das Englisch eingetaucht wie ein Fisch ins Wasser und es hat mir sehr, sehr gut getan."
Die Kurs-Leiterin ist Muttersprachlerin. Teilnehmer: sechs vitale Damen, denen man das Rentenalter fast nicht ansieht. Eine Austauschreise nach Chesterfield. Das erinnert an den Schüleraustausch in der 10. Klasse. Aber es ist nicht nur die Verlockung der Reise, die die Damen hierher gebracht hat. Die Akademie trifft ihre Bedürfnisse.
"Das hat mehrere Aspekte. Das ist einmal lernen, dann nette Leute kennen lernen und Aktivitäten miteinander machen und den Freundeskreis erweitern ist auch eine Motivation."
Spaß machen soll es, Bekanntschaften fördern und dabei noch lehrreich sein. Der Grund des Erfolgs, ist das vielfältige Angebot. Das breite Spektrum der Kurse bietet zahlreiche Möglichkeiten. Heidrun Bleeck:
"Jeder macht, was er kann und was er möchte. Wir haben bis jetzt noch nichts abgelehnt. Es gibt zum Beispiel auch Autoreparatur für Frauen, aber das wird nicht so gut angenommen. Ich hätte es auch nötig, aber ich habe mich nicht eingetragen."
Heidrun Bleeck unterrichtet auch Englisch. Und das tut sie woanders:
"Ich gebe einen Kurs im Wohnpark Kranichstein. Mein Durchschnittsalter ist 85. Englisch."
Wenn die "Schüler" nicht mehr zur Akademie kommen können, kommt Frau Bleeck eben zu ihnen:
"Also, von diesem Wohnpark haben wir ungefähr ein Dutzend Mitglieder und weil die zum Teil unbeweglich sind, im Rollstuhl sitzen, habe ich gesagt: Wir machen den Kurs dann da, wo sie nicht rausbrauchen. Und die Älteste ist 94. Und die machen Englisch noch mal. Mit viel Spaß."
Zurück zum Englischkurs. Die Damen bei der Arbeit. Aber eines ist merkwürdig. Die Herren fehlen. Heidrun Bleeck:
"Frauen, habe ich so das Gefühl bei allem, was so neu angeboten wird, sind immer etwas mutiger, etwas schneller, etwas wissbegieriger und trauen sich auch mehr. Aber wie gesagt, wir haben ja ein Drittel Männer: Die sind schon ziemlich qualifiziert."
Vielleicht sind sie woanders zu finden. Zwei Straßen weiter läuft parallel einer der meistbesuchten Kurse. Richtig. Es geht um Computer. Eine Generation, die mit dem Wirtschaftswunder, dem Käfer und Heinz Erhardt großgeworden ist, will nachholen, was die Jugend heute blind beherrscht. Zum Beispiel E-Mails schreiben. Kursleiter Dieter Friedrich liebt seinen Kurs. Gutgelaunt und voller Elan fordert er seine Teilnehmer mit neuen Aufgaben. Hier gibt es Männer. Auch wenn sie in der Unterzahl sind. 3 gegenüber 4 Frauen. Zwei Kursteilnehmer:
"Ich wollte mich mit dem Computer mal ein bisschen intensiver befassen und als Pensionär hat man ja Zeit dazu."
"Ich habe nun ja mal meine Kenntnisse auffrischen wollen, ich habe zwar mit Rechnern gearbeitet, ich bin Biologe, aber das sind spezielle Programme. Mit Bildbearbeitungsprogrammen hat das jetzt nichts zu tun, aber die Grundlagen wollte ich nochmal aufstocken."
In dem Kellerraum der Schule ist es angenehm kühl. Ein entspanntes, aber konzentriertes Arbeitsklima. Dieter Friedrich:
"Ich sehe auch, dass die Leute sehr begeistert sind und sehr gerne mitmachen und von da her habe ich auch sehr viel Spaß."
Zwei Kursteilnehmerinnen:
"Wir tauschen gerade unsere E-Mail-Adresse, um uns gegenseitig eine Email zu schicken."
"Ich versuche gerade, eine Email an meine Nachbarin zu schreiben. Och ja, klappt schon ganz gut."
Das Tempo und die Anforderungen sind moderat.
Friedrich: "Diese Kurse sind auch so konzipiert, dass sie für die Älteren zugeschnitten sind und dass auch jeder mitkommt."
Die Ausrüstung professionell.
Friedrich: "Genau, wir führen das hier vor auf einem großen Beamer und die Teilnehmer werden dann gebeten, das Ganze nachzuvollziehen. Es wird einmal vorgeführt und dann sollen es die Teilnehmer nachmachen."
Die Damen und Herren des älteren Semesters haben sichtlich Freude, auch wenn die Gründe ursprünglich anderer Natur waren:
"Ich konnte schon ein bisschen vorher. Und ich bin vor allem hierher gegangen, dass meine Söhne mich nicht immer so schief angucken. Und ich kann schon ganz gut alleine damit umgehen."
Die Stunde nähert sich dem Ende. Auch der Englischkurs ist vorbei. Es ist Nachmittag. Das ist Konzept. Die Kurse sind alle spätestens um 17 Uhr fertig, damit auch die auswärtigen Teilnehmer in den Wintermonaten gut nach Hause kommen können. Ein Projekt, das sich ganz nach den Bedürfnissen der Mitglieder richtet. In Heidelberg gibt es eine ähnliche Initiative schon viele Jahre. Erstaunlich, dass sich diese Idee nicht bereits weiter verbreitet hat. Zumal es für jeden bei 55 Euro Jahresbeitrag erschwinglich scheint.