Was kostet uns der Dürresommer?
Getreide, Raps, Kartoffeln - vielen Anbauprodukten hat der trockene Sommer 2018 alles andere als gut getan. Ob sich durch die zahlreichen Ernteausfälle auch die Verbraucherpreise signifikant erhöhen, ist allerdings umstritten.
Die Trockenheit hat je nach Region unterschiedliche Schäden angerichtet. Die Ackerflächen im Osten, in Teilen Mitteldeutschlands, in Nordbayern und im Norden haben am meisten gelitten, beklagt der Deutsche Bauernverband. Je nach Region ist für die Bauern durchschnittlich ein Drittel ihrer Getreideernte ausgefallen. Zum Teil noch deutlich mehr.
Eine Folge: Die Preise für Getreide- und Ölsaaten sind gestiegen. Um zehn bis fünfzehn Prozent gegenüber dem Vorjahr, so Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands. Der Landwirtschaftslobbyist betont aber zugleich: Langfristig betrachtet sei das nicht besonders viel. Und:
"Für insbesondere Getreide gilt, dass der Erzeugerpreisanteil an den Verbraucherpreisen nicht besonders hoch ist. Da wird der Verbraucher kaum etwas spüren. Er wird vielleicht bei Milchprodukten etwas spüren. Weil, dort ist der Anteil ein bisschen höher. Ich will mal so weit gehen und sagen: Das wird die Verbraucherpreise nicht dramatisch beeinflussen."
Von einem Brötchen, das ungefähr 20 Cent kostet, kriegt der Landwirt oder die Landwirtin etwa 1,5 Cent. Das sagt unter anderem die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft – kurz DLG. Die Folgen des trockenen Sommers – im Endpreis nicht enthalten.
25 Prozent weniger Kartoffeln
Bei Kartoffeln sieht es allerdings anders aus. 2017 gab es fast zwölf Millionen Tonnen Kartoffeln. Dieses Jahr – so schätzen es Experten für das Landwirtschaftsministerium – fällt die Ernte um 25 Prozent geringer aus. Und das wirkt sich direkt auf den Erzeugerpreis und auch auf den Verbraucherpreis aus, so die DLG. Demnach hat es Preissteigerungen um bis zu 30 Prozent gegeben, heißt es auf Nachfrage.
In absoluten Zahlen dürfte der Anstieg aber wohl kaum bemerkbar gewesen sein. Eine Beispielrechnung: Statt zwei Euro für einen Sack Kartoffeln, muss man 60 Cent mehr aufbringen – verkraftbar, findet die DLG.
Insgesamt ist es aber schwer nachzuvollziehen, ob extreme Wetterverhältnisse sich direkt auf den Verbraucherpreis auswirken.
Dieser Ansicht ist Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der BVE, der "Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie."
"Sie müssen natürlich beachten, dass in einem Lebensmittel viele Komponenten drin sind, sich das dann natürlich auch ausgleicht. Das heißt, dass natürlich auch über die Lieferkette hinweg, da kommt die Weiterverarbeitung, da kommt der Handel noch ins Spiel."
Soll heißen: Nur weil wir einen trockenen Sommer hatten oder einen zu nassen Frühling, werden dadurch die Lebensmittel nicht gleich teurer.
Das Wetter könnte die Preise bald stärker beeinflussen
Insgesamt aber kann man festhalten: Die Verbraucherpreise steigen. Das geht aus dem sogenannten Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes hervor. Der zeigt die Preisentwicklung der Waren und Dienstleistungen, die ein Privathaushalt üblicherweise benötigt.
Sprich, alles, was wir ausgeben, sei es für Miete, Nahrungsmittel, Bekleidung, fürs Auto oder für Windeln – alles wird hier abgebildet.
Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich dabei laut Statistischem Bundesamt im Durchschnitt von Oktober 2017 bis Oktober 2018 um fast zwei Prozent. Um neun Prozent hat sich Gemüse verteuert, Obst ist hingegen etwas günstiger geworden.
Rückschlüsse der höheren Preise auf extreme Wetterphänomene will das Statistische Bundesamt auf Nachfrage aber nicht ziehen. Bernhard Krüsken vom Deutschen Bauernverband auch nicht, warnt aber zugleich vor zukünftigen Wetter-Extremen:
"Wir haben auch gesehen, dass diese Dürre 2018 noch an den Verbraucherpreisen weitgehend vorbeigegangen ist. Wenn man dann aber die mittelfristigen und langfristigen Aussichten in Sachen Klimawandel anschaut, dann wird es sicher nicht so bleiben, weil die Auswirkungen größer und dauerhafter sein werden."