Lebensretter im Scheckkartenformat
Blut spenden jederzeit an jedem Ort - das soll der neue, elektronische Blutspendeausweis des Deutschen Roten Kreuzes ermöglichen. Denn bisher ist der freiwillige Aderlass in Deutschland noch sehr kleinteilig organisiert.
Der 65-jährige Jörg Tillner meldet sich zum heutigen Blutspenden beim DRK in Berlin Steglitz an. Er ist seit Jahren Spender – und er ist einer der ersten mit dem neuen, elektronischen Blutspendeausweis.
"Der Unterschied zwischen der neuen Blutspendekarte und der alten ist auf Anhieb schon mal das Format. Weil die Karte ja übliche Scheckkartengröße hat. Und dann auch bequemer praktisch unterzubringen ist im Portmonnaie wie die EC-Scheckkarten auch."
Die ehrenamtliche Helferin Doris Krause nimmt das Plastikkärtchen entgegen und legt es auf ein elektronisches Lesegerät. Wenige Sekunden später erscheinen die persönlichen Daten von Jörg Tillner auf dem angeschlossenen Computermonitor.
"Also es sind folgende Daten auf dem neuen Ausweis, auf der Chipkarte gespeichert: Vorname, Familienname, Geburtsdatum, die Adresse und das letzte Spenderdatum - und die Blutgruppe ist auch drauf, ja."
Die Daten lassen sich so problemlos elektronisch verarbeiten. Wichtig ist das unter anderem für einen kleinen Aufkleber: Der kommt auf einen Bogen, in dem der Spender Fragen zu seiner Gesundheit beantworten muss.
"Den Aufkleber, den wir aus dem Drucker herausholen, da sind dann die eingegebenen Daten der Spender drauf. Und wir nennen das Klebchen und das kommt dann auf den Erhebungsbogen und der Spender liest sich den Erhebungsbogen durch und kontrolliert alles noch mal und unterschreibt."
Das Klebchen dient zur Identifizierung des Spenders, seiner Gesundheitsdaten - und der Blutspende: Denn auf den Spendebeutel kommt ebenfalls ein Aufkleber. Die Blutherkunft lässt sich so zweifelsfrei klären. Die elektronische Informationsverarbeitung ist einfacher – auch, da die Daten nicht mehr per Hand in den PC eingegeben werden müssen. Und: Mit der elektronischen Karte lässt sich erstmals deutschlandweit bei einem der sieben Blutspendendienste spenden, sagt Kerstin Schweiger vom DRK:
"Bisher war es so, dass der Spender jeweils mit seiner Spendernummer seinem DRK-Blutspendedienst zugeordnet war. Diese Spendernummer war aber nicht bundesweit erfasst oder erfassbar von den restlichen DRK-Blutspendediensten, das ist jetzt mit der neuen Technologie möglich. Sodass eben eine Spende in einem anderen Bundesland problemlos möglich geworden ist."
Alle Spendenausweise basieren dafür auf der gleichen Technologie: Die Daten sind auf einem RFID-Chip gespeichert, der in den Ausweis eingelassen ist. RFID steht für Radio-frequency Identification – also die Identifizierung über Radiowellen, erklärt Frank Gillert von der Technischen Hochschule Wildau:
"Also letzten Endes funktioniert das alles ganz ähnlich wie jede andere Funktechnologie auch. Das heißt, eine Antenne sendet ein elektromagnetisches Feld aus, das ist eine Welle, die sich durch die Luft bewegt, und die trifft nun auf eine Spule, auf eine andere Antenne, und induziert dort eine Spannung und das ist die Energie, die ich dann nutzen kann, um entsprechend den Chip dann zu aktivieren und damit zu arbeiten."
Die Mitarbeiter in den DRK-Spendendiensten können die Daten von der Chipkarte so jederzeit auslesen. Dafür benötigen sie lediglich ein handgroßes Lesegerät, auf das die Karte gelegt wird und das mit einem Computer gekoppelt ist. Die Daten sind dabei im hohen Maße sicher, sagt Kerstin Schweiger:
"Die Daten sind nach dem neusten Stand der Technologie verschlüsselt. Das heißt, sie können nur von den zugehörigen Lesegeräten ausgelesen werden, die diese Verschlüsselung interpretieren können. Diese sind nur bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DRK-Blutspendedienste auf den Blutspendeterminen vorhanden, sodass es keine Möglichkeit gibt, dass die Spender von Nichtbefugten ausgelesen werden können."
Seit Anfang des Jahres wird der elektronische Blutspendeausweis unter anderem in Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen eingeführt. Bis zum ersten Quartal 2013 soll er deutschlandweit verfügbar sein. Der Spender muss dafür eine Einwilligungserklärung unterschreiben.
"Der Spender willigt ein, dass seine Daten, die genannten Daten, auf dem neuen, bundeseinheitlichen Ausweis gespeichert werden können. Wenn er diese Einwilligung nicht gibt, behält er den bisher bekannten Ausweis in Papierform bei und kann damit dann bei seinem DRK-Blutspendedienst weiterhin Blut spenden."
Eine kleine zusätzliche Papierkarte bekommt der Spender aber auch weiterhin: In ihr werden das letzte Spendedatum und die Anzahl der bisher geleisteten Spenden notiert. Die Daten sind zwar auf dem elektronischen Ausweis gespeichert – aber der Nutzer kann sie von sich aus nicht einsehen.
Jörg Tillner lässt sich seine Papierkarte abstempeln, steckt den elektronischen Ausweis ein, geht zur medizinischen Untersuchung und dann zum Blutspendesaal.
"Jetzt wird’s ernst! Jetzt lege ich mich auf die Liege, dann gibt’s die Nadel und dann wird das Blut abgezapft."
Eine Mitarbeiterin desinfiziert die Vene, sticht eine Nadel ein - und dann läuft Blut in den angeschlossenen Spendebeutel. Ein halber Liter wird abgezapft – dann ist alles vorbei. Der Spendebeutel wird abgeklemmt und Jörg Tillner sammelt sich noch einen Moment:
"Na, das ist schon empfehlenswert einen Augenblick nach der Spende liegen zu bleiben, damit der Kreislauf sich ein bisschen beruhigen kann."
Zum Abschluss geht’s dann noch zum Buffet – mit belegten Brötchen und Getränken. Als kleine Aufwandsentschädigung für die heutige Spende.
Mehr zum Thema Blut spenden:
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Die ehrenamtliche Helferin Doris Krause nimmt das Plastikkärtchen entgegen und legt es auf ein elektronisches Lesegerät. Wenige Sekunden später erscheinen die persönlichen Daten von Jörg Tillner auf dem angeschlossenen Computermonitor.
"Also es sind folgende Daten auf dem neuen Ausweis, auf der Chipkarte gespeichert: Vorname, Familienname, Geburtsdatum, die Adresse und das letzte Spenderdatum - und die Blutgruppe ist auch drauf, ja."
Die Daten lassen sich so problemlos elektronisch verarbeiten. Wichtig ist das unter anderem für einen kleinen Aufkleber: Der kommt auf einen Bogen, in dem der Spender Fragen zu seiner Gesundheit beantworten muss.
"Den Aufkleber, den wir aus dem Drucker herausholen, da sind dann die eingegebenen Daten der Spender drauf. Und wir nennen das Klebchen und das kommt dann auf den Erhebungsbogen und der Spender liest sich den Erhebungsbogen durch und kontrolliert alles noch mal und unterschreibt."
Das Klebchen dient zur Identifizierung des Spenders, seiner Gesundheitsdaten - und der Blutspende: Denn auf den Spendebeutel kommt ebenfalls ein Aufkleber. Die Blutherkunft lässt sich so zweifelsfrei klären. Die elektronische Informationsverarbeitung ist einfacher – auch, da die Daten nicht mehr per Hand in den PC eingegeben werden müssen. Und: Mit der elektronischen Karte lässt sich erstmals deutschlandweit bei einem der sieben Blutspendendienste spenden, sagt Kerstin Schweiger vom DRK:
"Bisher war es so, dass der Spender jeweils mit seiner Spendernummer seinem DRK-Blutspendedienst zugeordnet war. Diese Spendernummer war aber nicht bundesweit erfasst oder erfassbar von den restlichen DRK-Blutspendediensten, das ist jetzt mit der neuen Technologie möglich. Sodass eben eine Spende in einem anderen Bundesland problemlos möglich geworden ist."
Alle Spendenausweise basieren dafür auf der gleichen Technologie: Die Daten sind auf einem RFID-Chip gespeichert, der in den Ausweis eingelassen ist. RFID steht für Radio-frequency Identification – also die Identifizierung über Radiowellen, erklärt Frank Gillert von der Technischen Hochschule Wildau:
"Also letzten Endes funktioniert das alles ganz ähnlich wie jede andere Funktechnologie auch. Das heißt, eine Antenne sendet ein elektromagnetisches Feld aus, das ist eine Welle, die sich durch die Luft bewegt, und die trifft nun auf eine Spule, auf eine andere Antenne, und induziert dort eine Spannung und das ist die Energie, die ich dann nutzen kann, um entsprechend den Chip dann zu aktivieren und damit zu arbeiten."
Die Mitarbeiter in den DRK-Spendendiensten können die Daten von der Chipkarte so jederzeit auslesen. Dafür benötigen sie lediglich ein handgroßes Lesegerät, auf das die Karte gelegt wird und das mit einem Computer gekoppelt ist. Die Daten sind dabei im hohen Maße sicher, sagt Kerstin Schweiger:
"Die Daten sind nach dem neusten Stand der Technologie verschlüsselt. Das heißt, sie können nur von den zugehörigen Lesegeräten ausgelesen werden, die diese Verschlüsselung interpretieren können. Diese sind nur bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DRK-Blutspendedienste auf den Blutspendeterminen vorhanden, sodass es keine Möglichkeit gibt, dass die Spender von Nichtbefugten ausgelesen werden können."
Seit Anfang des Jahres wird der elektronische Blutspendeausweis unter anderem in Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen eingeführt. Bis zum ersten Quartal 2013 soll er deutschlandweit verfügbar sein. Der Spender muss dafür eine Einwilligungserklärung unterschreiben.
"Der Spender willigt ein, dass seine Daten, die genannten Daten, auf dem neuen, bundeseinheitlichen Ausweis gespeichert werden können. Wenn er diese Einwilligung nicht gibt, behält er den bisher bekannten Ausweis in Papierform bei und kann damit dann bei seinem DRK-Blutspendedienst weiterhin Blut spenden."
Eine kleine zusätzliche Papierkarte bekommt der Spender aber auch weiterhin: In ihr werden das letzte Spendedatum und die Anzahl der bisher geleisteten Spenden notiert. Die Daten sind zwar auf dem elektronischen Ausweis gespeichert – aber der Nutzer kann sie von sich aus nicht einsehen.
Jörg Tillner lässt sich seine Papierkarte abstempeln, steckt den elektronischen Ausweis ein, geht zur medizinischen Untersuchung und dann zum Blutspendesaal.
"Jetzt wird’s ernst! Jetzt lege ich mich auf die Liege, dann gibt’s die Nadel und dann wird das Blut abgezapft."
Eine Mitarbeiterin desinfiziert die Vene, sticht eine Nadel ein - und dann läuft Blut in den angeschlossenen Spendebeutel. Ein halber Liter wird abgezapft – dann ist alles vorbei. Der Spendebeutel wird abgeklemmt und Jörg Tillner sammelt sich noch einen Moment:
"Na, das ist schon empfehlenswert einen Augenblick nach der Spende liegen zu bleiben, damit der Kreislauf sich ein bisschen beruhigen kann."
Zum Abschluss geht’s dann noch zum Buffet – mit belegten Brötchen und Getränken. Als kleine Aufwandsentschädigung für die heutige Spende.
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