Lebenssinn und Liebesbeziehungen
Der Roman geht Fragen nach dem Sinn des Lebens ebenso nach wie der Bedeutung von intensiven Liebesbeziehungen und dem Stellenwert von Philosophie.
Romantische Liebesromane sind, wenn man einmal von der Trivialliteratur absieht, etwas aus der Mode gekommen. Beziehungsdramen auf allen Ebenen füllen viele Seiten - aber vor den tiefen Gefühlen schrecken die meisten Autoren zurück, nicht so Jan-Philipp Sendker.
In seinem neuen Roman "Drachenspiele" stellt sich Paul Leibovitz ganz seiner Liebe zu Christine Wu. Die beiden Hauptfiguren sind schon aus dem vorhergehenden Roman "Das Flüstern der Schatten" bekannt, wo es Christine mit ihrer Geduld und ihrem Vertrauen gelingt, Paul aus seiner Isolation zurückzuholen, in die er sich nach dem Tod seines Sohnes geflüchtet hatte.
Nun ist er sogar bereit, mit Christine auf einer kleinen Insel vor Hongkong zusammenzuleben. Nachdem sie ihren Astrologen befragt hat, schreckt sie jedoch vor diesem Schritt zurück. Wie viele Chinesen ist sie nicht religiös, glaubt aber den Vorhersagen und enttäuscht so ihren westlichen Freund.
Doch Jan-Philipp Sendker belässt es auch in seinem neuen Roman nicht nur bei dieser Liebesgeschichte. Christine erhält von ihrem Bruder, der während der Kulturrevolution verschollen ist, einen Brief mit der Bitte um Hilfe.
Somit wird der Leser in die chinesische Geschichte und die bis heute nachwirkenden Fragen um Schuld und Moral eingeführt. Eindrücklich, ohne moralischen Zeigefinger und fertige Antworten zu finden, geht es um die über Jahre und Generationen prägenden Folgen von Verrat.
Parallel findet das moderne China Platz mit seiner Entwicklung und seinen Widersprüchen. Nachdem Paul und Christine zu ihrem Bruder Da Long in die Nähe von Shanghai gereist sind, stellen sie fest, dass dort Menschen und Tiere an einer rätselhaften Krankheit leiden, die zum Tode führt.
Paul fühlt sich berufen, der Sache auf den Grund zu gehen und deckt einen großen Umweltskandal auf, der von höchster Stelle vertuscht wird. In seinem Bestreben zu helfen und weiteres Unrecht zu verhindern, bringt er sich und Christines Familie in Gefahr. Die Ereignisse überschlagen sich und bestätigen die Vorhersagen des Astrologen. Pauls Weltbild wird grundlegend erschüttert, bis am Ende dann doch die Kraft der Liebe siegt.
"Drachenspiele" ist einfühlsam und spannend geschrieben und gleitet niemals in den Kitsch ab. Die Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Bedeutung von intensiven Liebesbeziehungen und dem Stellenwert von Philosophie beziehungsweise Religion liegen Jan-Philipp Sendker am Herzen, und er scheut sich nicht, darüber offen zu schreiben. Häufig glaubt der Leser den Fortgang der Geschichte schon zu kennen und stößt dann doch wieder auf überraschende Wendungen, sodass der Spannungsbogen trotz der unterschiedlichen ineinander verwobenen Themen immer gehalten wird.
Damit schließt der Autor nahtlos an seinen vorhergehenden Roman "Das Flüstern der Schatten" an. Und auch diesmal erzählt er wieder mit großer Sachkenntnis über China.
Besprochen von Birgit Koß
Jan-Philipp Sendker: Drachenspiele
Roman
Karl Blessing Verlag, München 2009
430 Seiten, 19,95 Euro
In seinem neuen Roman "Drachenspiele" stellt sich Paul Leibovitz ganz seiner Liebe zu Christine Wu. Die beiden Hauptfiguren sind schon aus dem vorhergehenden Roman "Das Flüstern der Schatten" bekannt, wo es Christine mit ihrer Geduld und ihrem Vertrauen gelingt, Paul aus seiner Isolation zurückzuholen, in die er sich nach dem Tod seines Sohnes geflüchtet hatte.
Nun ist er sogar bereit, mit Christine auf einer kleinen Insel vor Hongkong zusammenzuleben. Nachdem sie ihren Astrologen befragt hat, schreckt sie jedoch vor diesem Schritt zurück. Wie viele Chinesen ist sie nicht religiös, glaubt aber den Vorhersagen und enttäuscht so ihren westlichen Freund.
Doch Jan-Philipp Sendker belässt es auch in seinem neuen Roman nicht nur bei dieser Liebesgeschichte. Christine erhält von ihrem Bruder, der während der Kulturrevolution verschollen ist, einen Brief mit der Bitte um Hilfe.
Somit wird der Leser in die chinesische Geschichte und die bis heute nachwirkenden Fragen um Schuld und Moral eingeführt. Eindrücklich, ohne moralischen Zeigefinger und fertige Antworten zu finden, geht es um die über Jahre und Generationen prägenden Folgen von Verrat.
Parallel findet das moderne China Platz mit seiner Entwicklung und seinen Widersprüchen. Nachdem Paul und Christine zu ihrem Bruder Da Long in die Nähe von Shanghai gereist sind, stellen sie fest, dass dort Menschen und Tiere an einer rätselhaften Krankheit leiden, die zum Tode führt.
Paul fühlt sich berufen, der Sache auf den Grund zu gehen und deckt einen großen Umweltskandal auf, der von höchster Stelle vertuscht wird. In seinem Bestreben zu helfen und weiteres Unrecht zu verhindern, bringt er sich und Christines Familie in Gefahr. Die Ereignisse überschlagen sich und bestätigen die Vorhersagen des Astrologen. Pauls Weltbild wird grundlegend erschüttert, bis am Ende dann doch die Kraft der Liebe siegt.
"Drachenspiele" ist einfühlsam und spannend geschrieben und gleitet niemals in den Kitsch ab. Die Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Bedeutung von intensiven Liebesbeziehungen und dem Stellenwert von Philosophie beziehungsweise Religion liegen Jan-Philipp Sendker am Herzen, und er scheut sich nicht, darüber offen zu schreiben. Häufig glaubt der Leser den Fortgang der Geschichte schon zu kennen und stößt dann doch wieder auf überraschende Wendungen, sodass der Spannungsbogen trotz der unterschiedlichen ineinander verwobenen Themen immer gehalten wird.
Damit schließt der Autor nahtlos an seinen vorhergehenden Roman "Das Flüstern der Schatten" an. Und auch diesmal erzählt er wieder mit großer Sachkenntnis über China.
Besprochen von Birgit Koß
Jan-Philipp Sendker: Drachenspiele
Roman
Karl Blessing Verlag, München 2009
430 Seiten, 19,95 Euro