Feuriger Blues
Die Chancen, für einen Weißen aus Texas zur Blues-Legende aufzusteigen sind nicht gerade groß. Johnny Winter hat bewiesen, dass es sogar als Albino gelingt - genügend Talent vorausgesetzt. Kollegen wie Muddy Waters, Carlos Santana und Brian Setzer preisen ihn als phänomenalen Bluesgitarristen. Pünktlich zu Winters 70. Geburtstag ist jetzt eine Werksschau erschienen. Vier CDs geben einen Überblick über 40 Jahre seiner Karriere und mehr als zwei Dutzend seiner Alben.
Feurige Bluesgitarre - das war von Anfang an das Markenzeichen des Musikers aus Texas, der Ende der 60-er-Jahre in einem New Yorker Bluesclub entdeckt und quasi über Nacht berühmt wurde. Der Musikkonzern Columbia zahlte damals den höchsten Vorschuss in der Geschichte der Plattenindustrie, um das Supertalent unter Vertrag zu nehmen. Eine Investition die sich wohl schnell auszahlte. Winters Alben verkauften sich hundertausendfach. Schon ein paar Monate nach seiner Entdeckung stand er beim legendären Woodstock Festival auf der Bühne.
Sein Gitarrenspiel ist voller Kraft und Seele. Kollegen zollen Winter immer wieder großen Respekt. Bands wie ZZ Top, KISS und Aerosmith nennen den Mann mit den dünnen weißen, langen Haaren als Vorbild.
Winter selbst erklärte einmal, dass er sich schon als Jugendlicher zum Blues der Schwarzen hingezogen fühlte. "Als Albino wurde ich anders behandelt als andere und meine schwarzen Freunde konnten genau nachvollziehen, was ich durchmachte".
Gibt sich seinem tiefen Bluesgefühl hin
Mitunter zelebrierte Winter seine emotionale Identifikation mit dem Blues geradezu. Davon zeugen auf der Anthologie "True To The Blues" gerade die live Mitschnitte. Einzelne Songs sind hier mal elf, mal 18 Minuten lang. Exzessiv und mit großer Virtuosität gibt sich Winter hier seinem tiefen Bluesgefühl hin, das jenseits der Bühne von einer wachsenden Heroinsucht begleitet wurde. Wie zur Bestätigung, dass er noch lebte, nannte er 1973 ein Album "Still Alive and Well".
Allen Unkenrufen zum Trotz hat Johnny Winter auch seinen 70. Geburtstag im Februar mit einem Konzert gefeiert. "True To The Blues - The Johnny Winter Story" gibt mit 56 teils unveröffentlichten Aufnahmen einen chronologischen Einblick in sein Schaffen bis in die frühen 90-er-Jahre. Auch das 50-seitige biografische Begleitheft macht die Vierer-CD Box zu einem soliden Einstieg in Winters Musik, die vor allem vor Publikum aufblüht.
Label: Columbia