Revolutionär gewöhnlich
22:22 Minuten
Ganz normale Menschen mit ganz normalen Problemen: Als die "Lindenstraße" 1985 startete, war das ein geradezu avantgardistisches Konzept für eine Fernsehserie. Nun endet Deutschlands erste und dienstälteste Soap. Was bleibt nach 1758 Folgen?
Mit Folge 1758 ist an diesem Sonntag Schluss: Die "Lindenstraße", eine der wichtigsten Erzählungen des deutschen Fernsehens, endet nach mehr als 34 Jahren. Sie hat die Verhältnisse in der Bonner, später in der Berliner Republik gespiegelt. Die Serie war ein Diversity-Vorreiter, erzählte von migrantischem Leben und aus Patchwork-Familien – und zeigte den ersten schwulen Kuss im deutschen Fernsehen. Die "Lindenstraße" thematisierte Rechtsextremismus, Aids und Pädophilie.
Kein Glamor, kein Luxus
Die "Lindenstraße" war bei ihrem Start im Dezember 1985 ganz anders als das, was sonst so lief Mitte der 1980er-Jahre: kein Glamour, kein Luxus, sondern gewöhnliche Menschen in Mietwohnungen mit alltäglichen Jobs und alltäglichen Problemen.
"Man darf nicht vergessen, es war die Zeit von Denver und Dallas, alle waren geschminkt, stiegen schon so aus dem Bett. Und wir machten pure Realität! Also Hans Geißendörfer guckte, ob wir auch ja keine Schminke im Gesicht hatten. Und sagte: Oh, da ist aber Puder, das machen wir weg, wir sind realistisch", erinnert sich die Schauspielerin Marie-Luise Marjan, die seit Beginn der Serie als Mutter Beimer dabei war.
Der Erfolg der Serie
Warum die "Lindenstraße" seit mehr als drei Jahrzehnten treue Fans hat, fasst für diesen Podcast unsere Autorin Yesim Ali Oglou zusammen. Außerdem sprechen wir über die Repräsentation migrantischer Perspektiven mit dem Schauspieler Hermes Ermofilos. Er spielte von der ersten bis zur letzten Folge Vasily Sarikakis, den Wirt des Restaurants "Akropolis". Ein weiterer Gesprächspartner ist der Migrationsforscher und ehemalige Kanak-Attack-Aktivist Vasilis Tsianos, für den die Lindenstraße als Heranwachsender wichtig war.