Dem "Videodrom" droht das Ende
Das "Videodrom" in Berlin-Kreuzberg war die erste Off-Videothek Deutschlands. Seit Jahren behauptet sie sich gegen das Massensterben der Videotheken – mit guten Filmen und kultigem Image. Regisseur Jörg Buttgereit vergleicht sie sogar mit der Staatsbibliothek.
Der Name der Videothek bezieht sich auf den Science-Fiction-Thriller "Videodrome" von David Cronenbourg, der 32 Jahre auf dem Index stand, weil er als zu verstörend und grenzüberschreitend empfunden wurde.
Bereits in den 90er-Jahren wollte die Staatsanwaltschaft das "Videodrom" wegen suspekter Filme schließen. Eine große Solidaritätswelle – die von Prominenten wie Christoph Schlingensief unterstützt wurde – konnte das verhindern. An diesen Vorfall erinnert dieses historische Fundstück:
Das, was damals der Staatsanwaltschaft nicht gelungen ist, scheint jetzt der Gentrifizierung zu gelingen: Steigende Miete und rückläufige Verleihzahlen machen den Betreibern das Leben schwer.
"Gefälligst unter die Arme greifen"
Jörg Buttgereit, Regisseur und "Videodrom"-Sympathisant der ersten Stunde, wünscht sich eine öffentliche Förderung:
"Es wäre jetzt endlich auch mal an der Zeit, dieses 'Videodrom', was man immer nur mit spitzen Fingern angefasst hat, mal von öffentlicher Seite staatlich zu fördern. Dieses Riesenarchiv und diese Kompetenz, die dahintersteht, ist gleichbedeutend mit der Staatsbibliothek – nur dass es nicht von oben verordnet, sondern mit Herzblut entstanden ist. Es ist eine kulturelle Institution, der man gefälligst unter die Arme zu greifen hat."
"Zuerst mal der Kunst frönen"
Abseitige Filme gehören genau wie Familienfilme zum Programm vom "Videodrom", das auch durch Internetplattformen nicht ersetzt werden könne, findet Buttgereit:
"Die meisten Filme, an die man schwer rankommt, die gibt es auch nicht online. Streamingportale wie Netflix oder Amazon haben das im Angebot, was gut läuft und mit dem sie Geld verdienen können. Das Videodrom will zuerst mal der Kunst frönen."
(cosa)