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Warum die Fußball-WM mehr Fans nach Katar bringt
06:02 Minuten
Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Katar läuft vor fast leeren Rängen. Bei der Fußball-WM 2022, die auch dort stattfindet, werde es nicht unbedingt so sein, sagt Sportwissenschaftler Gunter Gebauer. Doch auf eines müssten sich die Fans einstellen.
Bereits seit Ende September und noch bis Sonntag läuft die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Katar. Geprägt ist die Veranstaltung von Bildern leerer Zuschauerränge und damit auch fehlenden Anfeuerungsrufen und abwesendem Applaus.
Dabei sei das Publikum für Sportler im Wettbewerb sehr wichtig, sagte der Sportwissenschaftler und Philosoph Gunter Gebauer im Deutschlandfunk Kultur. "Das sagen alle Sportler. Das ist eine große Anfeuerung, die auf einen überspringt sozusagen." Er selbst sei mal Weitspringer gewesen und könne das bezeugen. Am stärksten sehe man das beim Fußball. "Wenn 30.000, 40.000 Leute eine Mannschaft frenetisch anfeuern, geht ein Ruck durch so eine Mannschaft - das trägt." Bei der aktuellen Weltmeisterschaft in Katar könne solch ein Funke kaum überspringen: "In Doha ist das die Familie, die da rumsteht und der Trainer."
Er selbst sei bereits in Katar gewesen, wenn auch nicht direkt vor dieser WM und im akademischen Kontext. Er habe dort brillante Wissenschaftler getroffen, viele aus dem arabischen Raum. Aber es seien keine Katarer gewesen, sondern Wissenschaftler, die von Katarern angestellt waren.
Sportler fast alle aus anderen Ländern
Im Sport ist es ähnlich. Es gibt fast keinen eigenen Sport in Katar. Stattdessen werden die Spitzensportler eingekauft. An der WM nehme ein einziger Sportler aus Katar teil, ein Hochspringer. "Andere, die mit katarischen Hemdchen durch die Gegend laufen, sind Leute aus dem Sudan oder Äthiopien, die eingekauft sind." Es gebe auch Nachwuchsprogramme in Katar mit Jugendlichen aus anderen Ländern, etwa eine große Fußballschule. Das Ergebnis sei dann wie bei der jüngsten Handball-WM. Die katarische Mannschaft habe gut abgeschnitten - "aber da ist keiner aus Katar".
Direkte Schlüsse auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2022, die ebenfalls in Katar stattfinden soll, könne man nicht ziehen, erklärte Gebauer. Bei nicht so attraktiven Spielen könne es zwar sein, dass sie nicht so gut besucht seien. Aber die starken Fußballnationen wie England, Deutschland, Brasilien, Italien, usw. - soweit sie qualifiziert seien - "die ziehen ja auch ihre Fans mit sich".
Obwohl in Katar der Islam Staatsreligion ist und eigentlich ein striktes Alkoholverbot gilt, solle für die Fußball-WM an bestimmten Orten Bier ausgeschenkt werden, so Gebauer. "Das ist, denke ich, schon wichtig für den Fußball." Die Fans sollten aber beachten, dass man keinen Alkohol einführen dürfe. Am Flughafen in Doha gebe es etwa ein spezielles Gerät, das Flaschen im Gepäck aufspürt.
(abr)