"Leiden an kreativen Prozessen ist normal"
Es ist selten, dass ein berühmter Künstler seine Ratlosigkeit eingesteht. An diesen Punkt der Arbeit gelangte jedoch Peter Stein bei den Proben zu "Ödipus auf Kolonos", das bei den Salzburger Festspielen Premiere feiert.
Der Theaterregisseur Peter Stein, der derzeit in Berlin "Ödipus auf Kolonos" von Sophokles inszeniert, sieht die Probearbeiten für das Stück gerade in einer kritischen Phase. Beim Umgang mit dem Text dieser Tragödie müsse er die Schauspieler zu einer bestimmten Art und Weise des Sprechens zwingen, was ihm überhaupt nicht liege, sagte Stein am Freitag im Deutschlandradio Kultur:
"Ich weiß überhaupt nicht, wie ich es eigentlich inszenieren soll. Ich bin in einer ziemlich kritischen Phase, um das sehr deutlich zu sagen. In dem Sinne, als ich nicht so genau weiß, wie ich weiter machen und die Sache verbessern soll. In dem Fall ist Geduld angesagt und sich zusammennehmen, den Schauspielern und sich selber Mut machen."
So eine Situation des Leidens während der Probearbeiten sei aber nach drei bis vier Wochen durchaus üblich, betonte Stein. Die Tatsache, dass man unter solchen kreativen Prozessen leide, sei vollkommen normal: "Das wäre ja sehr lustig, wenn das nicht der Fall wäre, und würde mich eher verdächtig stimmen einem solchen Phänomen gegenüber."
Er könne allerdings auch ohne dieses Leid und auch ohne Theater leben, meinte Stein:
"Ich arbeite nur, wenn ich etwas machen kann, was mich wirklich interessiert und man mich lässt, wenn man sich anständig benimmt mir gegenüber. Wenn das nicht der Fall ist, haue ich sofort ab. Ich brauche das alles nicht mehr."
Die Darsteller in "Ödipus auf Kolonos" hätten ihm aber mitgeteilt, dass sie noch Spaß an der Sache" hätten so Stein - auch die zwölf Chordarsteller, die synchron sprechen müssten. Klaus Maria Brandauer als Darsteller des Ödipus sei ebenfalls hochmotiviert. Für Brandauer, der ein sehr publikumsbetonter Schauspieler sei und sich auf der Bühne bewegen wolle, stelle diese Rolle eine große Herausforderung dar:
"Nun wird er blind auf die Bühne geführt, auf einen Stuhl gesetzt und es hat sich dann. Dann am Ende darf er aufstehen, eine kleine Prozession machen und verschwinden, um dort irgendwo zu sterben. Das ist sehr, sehr, sehr schwierig."
Für einen absoluten Vollblutschauspieler wie Brandauer sei das zunächst einmal eine Qual, dann aber habe er die Chance dieser Situation begriffen:
"Es ist natürlich so: Wenn man eine solche schauspielerische Potenz hat, die sich sozusagen bremst auf diesem Stuhl und in dieser Blindheit, dann hat das eine eigenartige Kontrastwirkung. Und das verstärkt die Präsenz dieses Schauspielers."
Peter Steins in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen entstehende Inszenierung von "Ödipos auf Kolonos" hat am 26. Juli in Salzburg Premiere und am 25. August in Berlin.
Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 2.12.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player abrufen.
"Ich weiß überhaupt nicht, wie ich es eigentlich inszenieren soll. Ich bin in einer ziemlich kritischen Phase, um das sehr deutlich zu sagen. In dem Sinne, als ich nicht so genau weiß, wie ich weiter machen und die Sache verbessern soll. In dem Fall ist Geduld angesagt und sich zusammennehmen, den Schauspielern und sich selber Mut machen."
So eine Situation des Leidens während der Probearbeiten sei aber nach drei bis vier Wochen durchaus üblich, betonte Stein. Die Tatsache, dass man unter solchen kreativen Prozessen leide, sei vollkommen normal: "Das wäre ja sehr lustig, wenn das nicht der Fall wäre, und würde mich eher verdächtig stimmen einem solchen Phänomen gegenüber."
Er könne allerdings auch ohne dieses Leid und auch ohne Theater leben, meinte Stein:
"Ich arbeite nur, wenn ich etwas machen kann, was mich wirklich interessiert und man mich lässt, wenn man sich anständig benimmt mir gegenüber. Wenn das nicht der Fall ist, haue ich sofort ab. Ich brauche das alles nicht mehr."
Die Darsteller in "Ödipus auf Kolonos" hätten ihm aber mitgeteilt, dass sie noch Spaß an der Sache" hätten so Stein - auch die zwölf Chordarsteller, die synchron sprechen müssten. Klaus Maria Brandauer als Darsteller des Ödipus sei ebenfalls hochmotiviert. Für Brandauer, der ein sehr publikumsbetonter Schauspieler sei und sich auf der Bühne bewegen wolle, stelle diese Rolle eine große Herausforderung dar:
"Nun wird er blind auf die Bühne geführt, auf einen Stuhl gesetzt und es hat sich dann. Dann am Ende darf er aufstehen, eine kleine Prozession machen und verschwinden, um dort irgendwo zu sterben. Das ist sehr, sehr, sehr schwierig."
Für einen absoluten Vollblutschauspieler wie Brandauer sei das zunächst einmal eine Qual, dann aber habe er die Chance dieser Situation begriffen:
"Es ist natürlich so: Wenn man eine solche schauspielerische Potenz hat, die sich sozusagen bremst auf diesem Stuhl und in dieser Blindheit, dann hat das eine eigenartige Kontrastwirkung. Und das verstärkt die Präsenz dieses Schauspielers."
Peter Steins in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen entstehende Inszenierung von "Ödipos auf Kolonos" hat am 26. Juli in Salzburg Premiere und am 25. August in Berlin.
Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 2.12.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player abrufen.