Leidenschaft für Live-Musik
Von manchen wird er als der bedeutendste Geiger der Gegenwart bezeichnet: Daniel Hope, südafrikanisch-britischer Violinist, der sich freilich nicht allein aufs Fiedeln beschränkt, sondern auch als Buchautor eine gute Figur macht. "Wann darf ich klatschen?," heißt sein neuestes Werk, das vor wenigen Tagen erschienen ist und mit dem er Konzertanfängern die Schwellenangst nehmen will.
"Wir haben quasi diese unglaubliche Schatzkiste von Tausenden von Komponisten überreicht bekommen. Und wir als Interpreten sind da, um das zu vermitteln. Wir müssen versuchen, die Ideen, die Sorgen, die Inspiration dieser Künstler lebendig zu machen und das rüberzubringen."
Das ist so etwas wie das Credo von Daniel Hope, ein Credo, dem er seit Jahren treu geblieben ist: Unermüdlich tingelt er durch die Lande, um die Schönheit der klassischen Musik zu vermitteln und seine eigene Leidenschaft für das Konzert auf andere zu übertragen:
"Das live zu sehen, mit der Möglichkeit, dass alles schief gehen kann, oder dass man die Stücke noch schöner erlebt als auf der Platte, weil die Musiker in dem Moment sagen, wir denken jetzt nicht an das Mikrophon, sondern wir riskieren etwas, und diese Risikobereitschaft hört man und sieht man. Und dann hat man natürlich die Ausstrahlung der Künstler. Man kann eine DVD anschauen, es ist aber trotzdem nicht das Gleiche, wie wenn man in den ersten zehn Reihen sitzt und plötzlich erlebt, wie ein Sänger oder eine Sängerin loslegt, und man spürt die Vibration, die durch den Stuhl und über den Boden kommt und man ist ein Teil dieses Erlebnisses, das der Mensch in dieser Sekunde versucht, dem Publikum zu geben. Das ist faszinierend."
Gerade mal 35 Jahre ist Daniel Hope alt und er wirkt gar nicht so ernst und würdevoll, wie man es von einem berühmten Geiger erwarten könnte: Rote Haare, fröhlich blitzende Augen, ein offenes Lächeln. Seit dem zarten Alter von vier Jahren spielt Hope Geige, seit niemand Geringerer als Yehudi Menuhin, bei dem Hopes Mutter als Sekretärin arbeitete und der ein Freund der Familie wurde, den kleinen Daniel für das Instrument begeisterte. Überhaupt entstammt Hope einem Haushalt, in dem die Musik allgegenwärtig war, vor allem die klassische Musik:
"Ich habe diese Musik als Baby kennen gelernt, sie war immer für mich da, ich habe nicht mehr diesen Überraschungseffekt. Ich wünschte, ich hätte es. Denn dann würde ich auf das erste Konzert mit so einem Fieber warten, das wäre einfach herrlich."
Menuhin war es auch, der Daniel Hope in London unter seine Fittiche nahm und später erklärte, der Junge sei ihm "in den Schoß gefallen". Dabei wurde Hope eigentlich in Südafrika geboren, aber als er gerade sechs Monate alt war, musste die Familie das Land verlassen. Denn der Vater, ein Schriftsteller, hatte sich wegen seines Engagements gegen die Apartheid unbeliebt gemacht.
In der britischen Hauptstadt studierte Daniel Hope am Royal College of Music und etablierte sich langsam aber sicher in der Musikszene. In dieser Zeit entdeckte er auch, dass er nicht nur seine Programme abspulen wollte - dass er den direkten Kontakt zu seinem Publikum brauchte:
"Nicht jeder Künstler sieht seine Stärke darin, mit einem Publikum zu sprechen, sondern manche möchten sich lieber auf die Musik konzentrieren. Das respektiere ich absolut. Es ist nur nicht mein Weg. Mein Weg ist, zu versuchen, immer dem Publikum mehr zu geben als einen reinen Austausch von Tönen. Den bekommen sie sowieso, und ich versuche einfach, ein Erlebnis obendrauf zu geben."
Daniel Hope einzuordnen ist nicht ganz einfach. In seinen Adern fließt irisches, deutsches, südafrikanisches und jüdisches Blut. Er hat einen irischen Pass, heiratete eine deutsche Frau und lebt in Amsterdam. Und er beschränkt sich nicht nur auf die Musik, sondern hat vor zwei Jahren auch seine Liebe zur Schriftstellerei entdeckt: 2007 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel "Familienstücke", in dem er die abenteuerliche Geschichte seiner Vorfahren erzählte - vom irischen Urgroßvater etwa, der es in Südafrika bis zum Bürgermeister brachte, oder von der Großmutter aus Berlin, die später eine Hühnerfarm in Afrika bewirtschaftete:
"Bei dem letzten Buch, 'Familienstücke', habe ich zum ersten Mal in meinem Leben auch gelernt, zu lesen. Also eine Lesetour zu machen, das habe ich nie gemacht. Und ich habe so einen Spaß daran gehabt, durch ganz Deutschland zu fahren, von den kleinsten Dörfern bis zu den großen Städten, mit meiner Geige, sie auszupacken, ein bisschen zu spielen, ein bisschen zu lesen, ein paar Fragen zu beantworten - es war himmlisch!"
Deshalb hat er nun ein zweites Buch geschrieben, in dem er seine Freude am Schreiben mit seiner Leidenschaft für klassische Musik verbindet und Fragen rund um den Konzertbetrieb beantwortet. Wie eben jene nach dem richtigen Zeitpunkt für Applaus. Aber gibt es den wirklich? Das weiß auch Daniel Hope nicht so ganz genau:
"Gerade wenn ich mit meinen Musikerfreunden unterwegs bin in einem Konzert, und mich nimmt etwas unheimlich mit und ich möchte gern applaudieren, dann kriege ich von meinen Kollegen einen Stoß in die Rippen ... Man kann so und so argumentieren und ich sage nicht, dass es immer richtig ist, spontanen Applaus zu geben wie bei einem Jazzkonzert, aber am Ende eines Satzes, der abgeschlossen ist und eine tolle Leistung bezeugt, habe ich persönlich kein Problem damit."
Das ist so etwas wie das Credo von Daniel Hope, ein Credo, dem er seit Jahren treu geblieben ist: Unermüdlich tingelt er durch die Lande, um die Schönheit der klassischen Musik zu vermitteln und seine eigene Leidenschaft für das Konzert auf andere zu übertragen:
"Das live zu sehen, mit der Möglichkeit, dass alles schief gehen kann, oder dass man die Stücke noch schöner erlebt als auf der Platte, weil die Musiker in dem Moment sagen, wir denken jetzt nicht an das Mikrophon, sondern wir riskieren etwas, und diese Risikobereitschaft hört man und sieht man. Und dann hat man natürlich die Ausstrahlung der Künstler. Man kann eine DVD anschauen, es ist aber trotzdem nicht das Gleiche, wie wenn man in den ersten zehn Reihen sitzt und plötzlich erlebt, wie ein Sänger oder eine Sängerin loslegt, und man spürt die Vibration, die durch den Stuhl und über den Boden kommt und man ist ein Teil dieses Erlebnisses, das der Mensch in dieser Sekunde versucht, dem Publikum zu geben. Das ist faszinierend."
Gerade mal 35 Jahre ist Daniel Hope alt und er wirkt gar nicht so ernst und würdevoll, wie man es von einem berühmten Geiger erwarten könnte: Rote Haare, fröhlich blitzende Augen, ein offenes Lächeln. Seit dem zarten Alter von vier Jahren spielt Hope Geige, seit niemand Geringerer als Yehudi Menuhin, bei dem Hopes Mutter als Sekretärin arbeitete und der ein Freund der Familie wurde, den kleinen Daniel für das Instrument begeisterte. Überhaupt entstammt Hope einem Haushalt, in dem die Musik allgegenwärtig war, vor allem die klassische Musik:
"Ich habe diese Musik als Baby kennen gelernt, sie war immer für mich da, ich habe nicht mehr diesen Überraschungseffekt. Ich wünschte, ich hätte es. Denn dann würde ich auf das erste Konzert mit so einem Fieber warten, das wäre einfach herrlich."
Menuhin war es auch, der Daniel Hope in London unter seine Fittiche nahm und später erklärte, der Junge sei ihm "in den Schoß gefallen". Dabei wurde Hope eigentlich in Südafrika geboren, aber als er gerade sechs Monate alt war, musste die Familie das Land verlassen. Denn der Vater, ein Schriftsteller, hatte sich wegen seines Engagements gegen die Apartheid unbeliebt gemacht.
In der britischen Hauptstadt studierte Daniel Hope am Royal College of Music und etablierte sich langsam aber sicher in der Musikszene. In dieser Zeit entdeckte er auch, dass er nicht nur seine Programme abspulen wollte - dass er den direkten Kontakt zu seinem Publikum brauchte:
"Nicht jeder Künstler sieht seine Stärke darin, mit einem Publikum zu sprechen, sondern manche möchten sich lieber auf die Musik konzentrieren. Das respektiere ich absolut. Es ist nur nicht mein Weg. Mein Weg ist, zu versuchen, immer dem Publikum mehr zu geben als einen reinen Austausch von Tönen. Den bekommen sie sowieso, und ich versuche einfach, ein Erlebnis obendrauf zu geben."
Daniel Hope einzuordnen ist nicht ganz einfach. In seinen Adern fließt irisches, deutsches, südafrikanisches und jüdisches Blut. Er hat einen irischen Pass, heiratete eine deutsche Frau und lebt in Amsterdam. Und er beschränkt sich nicht nur auf die Musik, sondern hat vor zwei Jahren auch seine Liebe zur Schriftstellerei entdeckt: 2007 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel "Familienstücke", in dem er die abenteuerliche Geschichte seiner Vorfahren erzählte - vom irischen Urgroßvater etwa, der es in Südafrika bis zum Bürgermeister brachte, oder von der Großmutter aus Berlin, die später eine Hühnerfarm in Afrika bewirtschaftete:
"Bei dem letzten Buch, 'Familienstücke', habe ich zum ersten Mal in meinem Leben auch gelernt, zu lesen. Also eine Lesetour zu machen, das habe ich nie gemacht. Und ich habe so einen Spaß daran gehabt, durch ganz Deutschland zu fahren, von den kleinsten Dörfern bis zu den großen Städten, mit meiner Geige, sie auszupacken, ein bisschen zu spielen, ein bisschen zu lesen, ein paar Fragen zu beantworten - es war himmlisch!"
Deshalb hat er nun ein zweites Buch geschrieben, in dem er seine Freude am Schreiben mit seiner Leidenschaft für klassische Musik verbindet und Fragen rund um den Konzertbetrieb beantwortet. Wie eben jene nach dem richtigen Zeitpunkt für Applaus. Aber gibt es den wirklich? Das weiß auch Daniel Hope nicht so ganz genau:
"Gerade wenn ich mit meinen Musikerfreunden unterwegs bin in einem Konzert, und mich nimmt etwas unheimlich mit und ich möchte gern applaudieren, dann kriege ich von meinen Kollegen einen Stoß in die Rippen ... Man kann so und so argumentieren und ich sage nicht, dass es immer richtig ist, spontanen Applaus zu geben wie bei einem Jazzkonzert, aber am Ende eines Satzes, der abgeschlossen ist und eine tolle Leistung bezeugt, habe ich persönlich kein Problem damit."