Leidenschaftlicher Fotograf
Ohne die Fotografien von David Goldblatt wäre unser Bild von Südafrika noch weniger komplett. Während der Apartheid dokumentierte er den Alltag seiner Landsleute und zeichnete so ein differenziertes Bild der rassistischen Gesellschaft. Jetzt erhält er den renommierten Preis des "International Centre of Photography" in New York.
David Goldblatt steht am Fenster seiner Wohnung im Zentrum von Kapstadt, schaut auf die multikulturelle Longstreet. Ein drahtiger 82-Jähriger mit wettergegerbtem Gesicht, braun gebrannt, in kurzen Hosen. Auf dem Tisch stapeln sich Bücher, auf dem Sofa liegt seine Kameratasche.
"Ich versuche eigentlich immer Situationen oder Momente einzufangen, die die Komplexität dessen ausdrücken, was ich sehe. Ich fälle keine schnellen Urteile in Schnappschüssen."
Die Fotografien von David Goldblatt sind wie leise Töne, die lange nachklingen. Er bereitet sie akribisch vor, denkt eher in Essays als einzelnen Aufnahmen. Seine Bilder sind bis ins letzte Detail durchkomponiert. Dicht. Analytisch. Die professionelle Distanz ist ihm wichtig. Künstlerische Freiheit. Während der Apartheid war das eine Gratwanderung.
"Damals wie heute glaube ich, dass ich als Fotograf in einem Land, in dem vieles extrem umstritten ist, so unabhängig wie möglich bleiben muss. Das heißt nicht, dass ich keine Meinung habe. Aber es sind meine persönlichen Ansichten und nicht die einer bestimmten Partei. Obwohl ich die Ideale des Freiheitskampfes geteilt habe, wollte ich keine Propaganda für den ANC machen. Es war eine schwierige Haltung. Oft einsam. Aber nur so konnte ich für mich selbst rechtfertigen, wo ich stand."
Auf dem Höhepunkt der Apartheid fotografiert Goldblatt nicht die brutalen Szenen des Freiheitskampfes, kein Blut, kein Tränengas, sondern den Alltag der Menschen. Nicht minder eindrucksvoll. Keineswegs unkritisch. Schwarz-weiß Aufnahmen, die die Grautöne der Gesellschaft erforschen. Die abgeschirmte, ignorante Idylle weißer Mittelschichtfamilien. Ein schwarzer Herr im Anzug, der sich vor einem weißen Bengel mit Spielzeugpistole erschreckt. Die tägliche Odyssee der Arbeiter aus den Homelands.
"Ich habe versucht, die Komplexität unserer Situation so gut es ging widerzuspiegeln. Pendler, die jeden Tag bis zu acht Stunden lang mit dem Bus zur Arbeit unterwegs waren. Von den Homelands, die ein verrücktes Hirngespinst der Apartheid waren, in die Hauptstadt. Ich wollte so eindrucksvoll wie möglich abbilden, was die Apartheid für den Alltag der Menschen bedeutete. Es war furchtbar. Kein Völkermord, aber eine tägliche Schinderei, der Millionen von Menschen ausgesetzt waren."
"Ich versuche eigentlich immer Situationen oder Momente einzufangen, die die Komplexität dessen ausdrücken, was ich sehe. Ich fälle keine schnellen Urteile in Schnappschüssen."
Die Fotografien von David Goldblatt sind wie leise Töne, die lange nachklingen. Er bereitet sie akribisch vor, denkt eher in Essays als einzelnen Aufnahmen. Seine Bilder sind bis ins letzte Detail durchkomponiert. Dicht. Analytisch. Die professionelle Distanz ist ihm wichtig. Künstlerische Freiheit. Während der Apartheid war das eine Gratwanderung.
"Damals wie heute glaube ich, dass ich als Fotograf in einem Land, in dem vieles extrem umstritten ist, so unabhängig wie möglich bleiben muss. Das heißt nicht, dass ich keine Meinung habe. Aber es sind meine persönlichen Ansichten und nicht die einer bestimmten Partei. Obwohl ich die Ideale des Freiheitskampfes geteilt habe, wollte ich keine Propaganda für den ANC machen. Es war eine schwierige Haltung. Oft einsam. Aber nur so konnte ich für mich selbst rechtfertigen, wo ich stand."
Auf dem Höhepunkt der Apartheid fotografiert Goldblatt nicht die brutalen Szenen des Freiheitskampfes, kein Blut, kein Tränengas, sondern den Alltag der Menschen. Nicht minder eindrucksvoll. Keineswegs unkritisch. Schwarz-weiß Aufnahmen, die die Grautöne der Gesellschaft erforschen. Die abgeschirmte, ignorante Idylle weißer Mittelschichtfamilien. Ein schwarzer Herr im Anzug, der sich vor einem weißen Bengel mit Spielzeugpistole erschreckt. Die tägliche Odyssee der Arbeiter aus den Homelands.
"Ich habe versucht, die Komplexität unserer Situation so gut es ging widerzuspiegeln. Pendler, die jeden Tag bis zu acht Stunden lang mit dem Bus zur Arbeit unterwegs waren. Von den Homelands, die ein verrücktes Hirngespinst der Apartheid waren, in die Hauptstadt. Ich wollte so eindrucksvoll wie möglich abbilden, was die Apartheid für den Alltag der Menschen bedeutete. Es war furchtbar. Kein Völkermord, aber eine tägliche Schinderei, der Millionen von Menschen ausgesetzt waren."
Traumberuf Fotojournalist
Als die Apartheid 1948 beginnt, macht Goldblatt gerade Abitur. Er wächst in Randfontein auf, einer Bergbaustadt bei Johannesburg. Als jüngster Sohn einer jüdischen Familie. Die Großeltern waren lange vor dem Holocaust aus Litauen ausgewandert.
"Meine Eltern waren keine strenggläubigen Juden, aber sie haben mich und meine beiden Brüder nach einer jüdisch-christlichen Ethik aufgezogen. Während unsere Nachbarschaft ein Spiegelbild des rassistischen Gesellschaft Südafrikas war, wurden abfällige Bemerkungen über Schwarze oder Nicht-Juden bei uns zuhause nicht geduldet. Meine Familie war liberaler als die meisten."
Seine Eltern unterstützen ihn bei seinem Traum, Fotojournalist zu werden. Sein Vorbild sind die amerikanischen Magazine "Life" und "Look". Doch es kommt erst mal anders. Als sein Vater an Krebs erkrankt, übernimmt David Goldblatt das elterliche Herrenbekleidungs-Geschäft. Nicht aus äußerem Zwang, sondern innerem Pflichtbewusstsein. Erst ein Jahrzehnt später kehrt er zurück zu seiner Leidenschaft Fotografie.
Mit Aufträgen für Werbeagenturen und Zeitschriften verdient er nicht nur den Lebensunterhalt für seine Frau und drei Kinder, sondern finanziert auch das, was er seine "persönliche Arbeit" nennt. Die Fotos, für die er international bekannt ist. In allen namhaften Museen ausgestellt und in etlichen Büchern veröffentlicht.
"Ich habe schon sehr früh damit begonnen, mich dafür zu interessieren, welche Wertvorstellungen die Menschen haben und wie sie sie ausdrücken. Während der Apartheid waren es die Werte der Befürworter und der Gegner des Systems. Jetzt sind es die Werte, auf die unsere Demokratie aufbaut, die uns heute prägen. Es ist ein Versuch das Wesen der Gesellschaft, in der ich lebe, zu verstehen."
David Goldblatt wollte nie woanders leben als in seiner Heimat Südafrika. Trotz der Schattenseiten des Landes. Mit 82 reist er noch wie früher mit dem Wohnmobil durch’s Land, pendelt zwischen seinem Haus in Johannesburg und seiner Wohnung in Kapstadt. Manchmal begleitet ihn seine Frau.
"In den letzten Jahren habe ich Leute fotografiert, die in Konflikt mit dem Gesetz geraten sind. Hintergrund ist die hohe Kriminalitätsrate in Südafrika. Ich treffe mich mit verurteilten Straftätern, die ihre Haftstrafe abgesessen haben und fotografiere sie am ehemaligen Tatort. Dabei geht es mir nicht darum, sie zu verurteilen. Ich möchte einfach ihre Geschichte hören."
Geduldig, interessiert, ohne Vorurteile. Um die Essenz in einem Foto zu destillieren. Das ist die Stärke von David Goldblatt.
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