Leif Randts "Planet Magnon"

Eine Heimat für die Liebeskranken

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Der deutsche Schriftsteller Leif Randt © picture alliance / Erwin Elsner
Von Knud Cordsen |
Leif Randt hat nach einem Studium des kreativen Schreibens fünf deutsche Literaturpreise erhalten. Mit seinem dritten Roman "Planet Magnon" schickt der Autor seine Protagonisten in eine utopische Welt zu einem verheißungsvollen Kollektiv.
"Ich lese generell sehr wenig, das war schon immer so. Letztes Jahr habe ich genau ein Buch komplett geschafft." Das sagte so vor Kurzem der Schriftsteller Leif Randt in einem Magazin-Interview: Das ist zumindest originell: Ein Schriftsteller, der nicht liest. Dafür schreibt der 1983 geborene Ernst-Willner-Preisträger Leif Randt Bücher. Romane, die kontrovers diskutiert werden, wie auch sein jüngster. Er heißt "Planet Magnon".
Keine Ahnung, was "Masturbationswiesen" sind, aber wenn die Phantasie (und gemeint ist hier beileibe nicht nur die sexuelle) auf ihnen grasen und sich mal so richtig austoben kann, dann nutzt dieser Roman die Gelegenheit dazu weidlich. Seltsame Worte wie "Masturbationswiesen" tauchen auf in Leif Randts drittem Roman "Planet Magnon", und noch seltsamere Orte: Bis dato unbekannte Himmelskörper in einem Sonnensystem, durch das Emma Glendale und Marten Eliot als "Botschafter und Vermittler" ihrer Sache mit dem Shuttle reisen. Ihre Sache, das ist die Werbung für jenes verheißungsvolle Kollektiv, dem sie angehören: das der Dolfins. Emma und der Ich-Erzähler Marten sind zwei "Spitzenfellows" im Weltraumkolleg und vom hohen zivilisatorischen Wert ihrer interstellaren Mission erfüllt.
Denn die "ästhetisch-kommunikative Bedeutung" der Lebensweise der Dolfins liegt für sie auf der Hand. Sind sie alle doch gern für sich allein und ansonsten an einem äußerst sachlichen, kontrollierten und nachgerade unterkühlten Dasein interessiert, was man am besten daran erkennt, wie sie mit großen Gefühlen, mit Liebe und Zuneigung umgehen. Man ist allenfalls "miteinander assoziiert", und so kalt das klingt, wird es wohl auch sein: "Wir Dolfins unterstützen uns gegenseitig, wir sind füreinander da, aber nicht aneinander verloren."
Frei von Liebesmüh und Liebesleid
Eine Paarbeziehung als zeitlich begrenztes Zweckbündnis - und um ja keine substanzielleren Emotionen aufkommen zu lassen, experimentiert man mit der kupferfarbenen Flüssigkeit Magnon, einer Substanz, die einen in den Zustand "erhabener Besänftigung" versetzt. Das Konzept, das dahinter steht, wird im Roman "PostPragmaticJoy" genannt, und man ahnt: Dieses "postpragmatisch gefilterte" Leben mag zwar frei von Liebesmüh und Liebesleid sein, eines kann es einem sicherlich niemals schenken: Freude.
Dass die Bewohner der umliegenden Planeten an derartigen Lebenskonzepten nicht übermäßig interessiert sind, erklärt sich von selbst. Leider geht es auch dem Leser so: Sieht er anfangs noch in Leif Randts Geschichte hier und da eine gewisse Ironie aufblitzen, so wird ihm die Lektüre dieses schmalen, zusehends schalen Buches von Seite zu Seite zäher. Man fragt sich: Was will uns der Autor mit alldem? Einen Spiegel vorhalten, mutmaßten schon einige Rezensenten, die im Dolfin-Kollektiv ein Abbild unserer Ego-Gesellschaft erkannten.
Aber ist das schon Kritik an unseren Zuständen, wenn man sich mittels eines Wortes wie "Televisionshosen" mokiert über die legere Kleidung, mit der man mitunter vor der Glotze hockt? Ist das ein Riesengag, wenn man in diesem merkwürdigen Science-Fiction-Roman liest, das Internet habe ursprünglich mal "Pla-Net" heißen sollen? Nein, "Planet Magnon" hat ein Problem: Dieses Buch will albern und eisescool zugleich sein. Das geht nicht auf. Oder sagen wir: Diese Allianz funktioniert genauso schlecht wie jene am Ende des Romans in Aussicht gestellte Allianz zwischen den Dolfins und den gegen sie rebellierenden Hanks, die auf ihrem Planeten den gebrochenen Herzen, den Liebeskranken eine Heimstatt geben.
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