Arte zeigt die Doku "Das Geschäft mit dem Babyglück - Leihmütter in der Ukraine" am heutigen 29. Januar um 19.40 Uhr. In der Mediathek ist der Film bereits abrufbar.
"Es gibt das Recht auf Fortpflanzungsfreiheit"
08:18 Minuten
Leihmutterschaft ist vielerorts eine rechtliche Grauzone. Der Mediziner Guido Mewis hat seine Kinder von einer Leihmutter in den USA austragen lassen. Er fordert eine gesetzliche Lockerung auch für Deutschland.
Etliche kinderlose Eltern wählen den Weg über eine Leihmutterschaft, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. In Deutschland ist das verboten, in anderen Länder, wie etwa in der Ukraine oder in den USA ist es legal.
Arte zeigt dazu derzeit eine Dokumentation über Leihmütter in der Ukraine.
Schlechte Bedingungen in der Ukraine
Auch der Mediziner Guido Mewis und sein Ehemann, heute Eltern zweier Kleinkinder, hatten sich zunächst über die Bedingungen für eine Leihmutterschaft in der Ukraine informiert, aber die Idee schnell wieder verworfen. Die Bedingungen für die Frauen dort seien ungleich schlechter als etwa in den USA, erläutert Mewis, der als Orthopäde in Potsdam praktiziert.
So etwa in rechtlicher Hinsicht: Die Frage, ob ein so geborenes Kind auch die deutsche Staatsbürgerschaft bekomme, liege in einer rechtlichen Grauzone. "Außerdem ist die Leihmutterschaft in der Ukraine auch nur für heterosexuelle Paare legal."
Vor allem aber: Die 24.000 Dollar, die es in der Ukraine kosten würde, seien viel zu wenig, denn nur ein Viertel etwa bleibe davon den Müttern. Das lehnt Mewis ab.
Bessere Versorgung für Mütter und Kinder in den USA
In den USA gehe man komplett anders damit um, sagt er. Die Mütter würden medizinisch gut betreut. Das hat seinen Preis: Etwa 200.000 Dollar haben Mewis und sein Partner für die Leihmutterschaften bezahlt.
"Die Preise sind in den letzten Jahren, so wie wir das beobachtet haben, enorm in die Höhe geschnellt", sagt der Mediziner. "Weil die Leute gemerkt haben, dass es diese Möglichkeit dort gibt und dass in den USA die rechtliche und die medizinische Situation hervorragend ist."
Seine beiden Kinder wissen, dass sie von einer Leihmutter ausgetragen wurden. Er und sein Partner spielten "mit offenen Karten". Zudem hätten die Kinder schon Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter gehabt, betont Mewis. Diese Offenheit sei wichtig – "das geht sonst schief, später".
Keine gesetzlichen Möglichkeiten in Deutschland
Er fordert, auch in Deutschland gesetzliche Möglichkeiten für Leihmutterschaften zu schaffen. Mewis ist überzeugt, dass es in der Bevölkerung eine Offenheit für das Thema gebe. Aber: "Die deutschen Politiker sind ja so windelweich und schauen immer auf die nächste Wahl und welche Wählerschaft man noch erreichen könnte."
Deshalb werde sich nichts bewegen. Aus seiner Sicht schränken die Politiker damit grundlegende Rechte ein: "Es gibt das Recht auf Fortpflanzungsfreiheit, es gibt das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Und es gibt das Recht auf Zuordnung von Eltern zu ihren Kindern und Kindern zu ihren Eltern. Das sind ganz fundamentale Rechte, die wurden sogar ins Grundgesetz geschrieben."
(mkn)
Anmerkung der Redaktion: Eine frühere Audioversion enthielt eine unzutreffende Äußerung zu den Rechten leiblicher Eltern von Adoptivkindern. Wir haben die entsprechende Passage entfernt.