Karl Schlögel: "Das sowjetische Jahrhundert. Archälogie einer untergegangen Welt"
Verlag C.H.Beck 2017 (3. Aufl. 2018)
912 Seiten, 38 Euro
"Topografie der sowjetischen Lebenswirklichkeit"
Von Packpapier bis Warteschlange: In zahlreichen Szenen entwirft Karl Schlögel ein Panorama der untergegangenen Sowjetunion. Für sein monumentales Werk ist er mit dem Preis der Leipziger Buchmesse prämiert worden.
Karl Schlögels Buch "Das sowjetische Jahrhundert. Archäologie einer untergegangenen Welt" befasst sich mit den Dingen, die in der historischen Forschung normalerweise zu kurz kommen: von den allgegenwärtigen Warteschlangen über die Goldgewinnung im Gulag bis zu einem Waisenhaus für Klaviere. Für das monumentale, 900 Seiten umfassende Werk wurde der Osteuropa-Historiker mit dem Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse 2018 ausgezeichnet.
Er freue sich besonders über den Preis, da es auch ein sehr persönliches Buch sei, sagte Schlögel nach der Ehrung im Deutschlandfunk Kultur.
"Ich habe ja nicht nur über einen historischen Gegenstand geschrieben, den man aus Akten kennt und aus Archiven. Sondern ich habe ja eigentlich seit meinem ersten Besuch 1966 noch einen lebendigen Eindruck von der Spätzeit der Sowjetunion bekommen und von der Auflösungszeit."
"Ich habe ja nicht nur über einen historischen Gegenstand geschrieben, den man aus Akten kennt und aus Archiven. Sondern ich habe ja eigentlich seit meinem ersten Besuch 1966 noch einen lebendigen Eindruck von der Spätzeit der Sowjetunion bekommen und von der Auflösungszeit."
Mehr als eine Alltagsgeschichte der Sowjetunion
Diese ersten Eindrücke seien immer die stärksten, so der emeritierte Geschichtsprofessor der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. "Man bleibt bei denen und ist eigentlich dann ein ganzes Leben damit beschäftigt, dahinterzukommen, was da eigentlich passiert."
Es sei ihm aber nicht um eine Alltagsgeschichte der Sowjetunion gegangen, sondern um ein "Zusammenbringen von gewöhnlicher, durchlebter Lebenssituation und den großen Momenten, die ja auch von Begeisterung oder von Gewalt bestimmt und getragen waren", betont Schlögel. Es sei der Versuch, "ein Gesamtbild zu geben – mit allen Risiken. "Ich glaube, dass man dadurch eine andere, sozusagen Topografie, eine andere Landkarte der Lebenswirklichkeit entwerfen kann."
(uko)