Warum der 9. Oktober unser Nationalfeiertag sein sollte
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Heute vor 30 Jahren demonstrierten 70.000 Menschen in Leipzig für Freiheit und ein "offenes Land". Kein Schuss fiel, die Friedliche Revolution siegte. Deshalb sollte der 9. Oktober zum deutschen Nationalfeiertag gemacht werden, fordert Vladimir Balzer.
Dieser 9. Oktober war der entscheidende Tag. Schon Wochen vorher hatten sich erst Hunderte, dann Tausende der mutigsten Menschen dieser stolzen Bürgerstadt Leipzig auf die Straße gewagt. Immer montags. Immer für die Freiheit.
Eines der schönsten Transparente hieß damals: "Für ein offenes Land mit freien Menschen". Gibt es Schöneres? Ein offenes Land mit freien Menschen. Es waren Visionäre. Diese Banner ließen sie sich nicht nehmen.
"Nur geteilte Macht ist gute Macht"
Es war wieder da, als der Abend dieses 9. Oktobers 1989 in Leipzig anbrach. Und es gab noch mehr Forderungen: "Nur geteilte Macht ist gute Macht" war zu lesen. Und immer wieder der Ruf "Keine Gewalt!". Die Demonstrierenden wollten um jeden Preis verhindern, dass Blut fließt.
Und diesmal waren es nicht nur Hunderte, es waren 70.000 Menschen, die durch die Innenstadt zogen. Sie alle konnten nicht wissen, wie Armee und Polizei reagieren würden. Würde es eine "chinesische Lösung" geben, so wie in Peking im Juni? Bewaffnete Kräfte standen bereit. Blutkonserven in den Krankenhäusern, eine nervöse Staatsmacht.
Dann kam der Abend dieses 9. Oktober, die Menschen mit Kerzen in den Händen. Und: kein einziger Schuss. Nicht einmal ein Schlagstock, so wie die Wochen vorher noch.
Kalte Abfuhr für die Ostdeutschen
Die mutige Bürgerinnen und Bürger von Leipzig hatten es geschafft. Sie hatten gegen die Staatsgewalt mit ihrer ruhigen, friedlichen Art des Widerstands gewonnen.
Am Morgen danach war klar: Die Friedliche Revolution hatte gesiegt. Es war der entscheidende Tag, dieser 9. Oktober 1989 in Leipzig.
Als es schon einige Monate später darum ging, den Tag der Einheit zu bestimmen, gingen die mutigen Demonstranten von damals aber leer aus. Ihnen wurde der 3. Oktober vorgesetzt: ein rein technisches Datum, eine kalte Abfuhr.
Die Ostdeutschen haben keinen stolzen Tag der Einheit, kein Symbol ihres Muts. Sie haben einen Feiertag, der ihnen nichts sagt. Was für eine verpasste Chance!