"Subkulturell, jugendkulturell und links geprägt"
Die rechtsextreme Randale am Montag in dem links geprägten Leipziger Stadtteil Connewitz erinnert an die 90er-Jahre, als es dort massive Übergriffe gegeben hat. Der Historiker Sascha Lange erklärt die Zusammenhänge.
Die Ausschreitungen von rund 250 rechtsextremen Hooligans im Leipziger Stadtteil Connewitz am Montagabend seien "ein Versuch, einen Teil der rechten Hegemonie wieder herzustellen", die sich die Rechten in Leipzig wieder wünschten, sagte Sascha Lange, Leipziger Historiker mit Schwerpunkt Jugendkultur, im Deutschlandradio Kultur. Der Stadtteil sei sehr "subkulturell, jugendkulturell und links geprägt". Es gebe dort sehr viele antifaschistische Initiativen. Dieser Stadtteil sei nicht nur den Rechtsradikalen, die leider in Sachsen viel zu viele aktiv sind, schon seit Langem ein Dorn im Auge.
Nach der Wende habe es in Connewitz zahlreiche ein gutes Dutzend besetzter Häuser gegeben. Später seien dann verschiedene Kulturinitiativen dazugekommen. Damals nahmen die gewalttätigen Konflikte zwischen Rechten und Linken ihren Anfang, so Lange:
"Dieser Stadtteil hat aufgrund seiner explizit nicht-rechten Jugendkultur und nicht-rechten Ausrichtung frühzeitig auch gewalttätige Auseinandersetzungen mit Neonazis gehabt, die gerade in den Wendezeiten auch in Leipzig sehr aktiv gewesen sind. Es gab da eine Vielzahl von Überfällen von Neonazis auf Haus- und Kulturprojekte. Diese Haus- und Kulturprojekte sind zum einen von den Bewohnern militant verteidigt worden, da Polizei oftmals nicht vorhanden war."
Linke Randale aus Frust gegen die Polizei
Diese massiven Übergriffen hätten vor allem zwischen 1990 und 1992 stattgefunden. Später in den 90er-Jahren hätten sich die Rechten "schlicht nicht mehr nach Connewitz getraut". Der aktuelle Überfall werde "die Grundstimmung in Connewitz nun nicht völlig umkrempeln".
Es gebe aber auch immer wieder Randale und Gewalt von Connewitzer Linken. Die letzte derartige Ausschreitung am 12. Dezember, die in den Medien sehr präsent gewesen sei, habe aber nicht in Connewitz stattgefunden, sondern in der angrenzenden Südvorstadt. Die antifaschistischen Gegendemonstranten hätten an dem Tag nicht die Nazi-Demo behindern können. Der Frust gegen die Polizei, die "mit einem martialischen Aufgebot" vor Ort gewesen sei, habe sich in dieser "sinnlosen Gewalt" auf der Karl-Liebknecht-Straße in der Südvorstadt entladen.