Stefanie de Velasco: "Kein Teil der Welt"
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019
432 Seiten, 22 Euro
Alter, Alltag, Yalla!
04:08 Minuten
Ein Roman, der das Altern feiert. Ein Sachbuch, das verspricht, es zu verhindern. Und dazu: selbstbewusste, junge Frauen, die sich den Weg in die Freiheit suchen. Unsere Lektüre-Empfehlungen für den November.
Jeden Monat empfiehlt die Lesart-Redaktion fünf Bücher, die sie für besonders lesenswert hält. Das können Sachbücher, Romane oder auch Kinderbücher sein. Hier finden Sie unsere Auswahl für den November:
Wie entkommt man den Dämonen, an die man seit Kindertagen glauben muss? Stefanie de Velasco erzählt über ein Mädchen, das bei den Zeugen Jehovas aufwächst – und den Ausbruch schafft: durch die Kraft, die ihr eine Freundschaft und das Schreiben verleihen. Ein Emanzipationsroman, existenziell und erstaunlicher Weise und ungeheuer witzig.
David A. Sinclair/Matthew D. LaPlante: "Das Ende des Alterns. Die revolutionäre Medizin von morgen"
Aus dem Englischen von Sebastian Vogel
DuMont, Köln 2019
512 Seiten, 26 Euro
David A. Sinclair ist ein Star unter den Altersforschern. Gemeinsam mit Matthew D. LaPlante taucht er tief in sein Fach ein und malt ein atemberaubendes Bild moderner Möglichkeiten für ein verlängertes Leben. Ausgiebig erklärt er dazu, was es mit den molekularen Feinheiten der Zellgenetik auf sich hat, was mit den Stoffwechselprozessen und was mit den Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Erbgut. Wer das Altern verstehen will, der sollte das hier lesen.
Reyhan Şahin aka Dr. Bitch Ray: "Yalla, Feminismus!"
Tropen Verlag, Stuttgart 2019
316 Seiten, 20 Euro
Als Hip-Hop-Künstlerin Lady Bitch Ray hat sich die selbsternannte 'Undercover-Feministin' Reyhan Şahin mit den Macho-Jungs des Deutsch-Rap angelegt. Als promovierte und preisgekrönte Sprachwissenschaftlerin rechnet sie jetzt mit der Diskriminierung im Wissenschaftsbetrieb ab. Selbstbewusst, wortgewaltig und brutal.
Marc Uwe Kling/Astrid Henn: "Das NEINhorn"
Carlsen Verlag, Hamburg 2019
48 Seiten, 13 Euro
Im Land der Träume ist es wunderschön, schnuckelig und lieblich. Finden alle. Nur das NEINHorn nicht! Also haut es ab. Und trifft so den WASbären, der nur zuhört, wenn er will. Den NahUND, der zu allem und jedem "Na, und?" sagt. Und die KönigsDochter, die immer Widerworte gibt. Zu viert sind sie ein tolles Team. Auch sprachlich: Nein! Doch! Was? Na und? Das füllt mitunter ganze Bilderbuchseiten - und ist Sprachwitz pur. Selten war Dauer-Mecker-Berieselung so lustig.
Stewart O’Nan: "Henry persönlich"
Aus dem Englischen von Thomas Gunkel
Rowohlt Verlag, Hamburg 2019
480 Seiten, 24 Euro
Nichts ist so spannend wie der Alltag. Jedenfalls dann, wenn der amerikanische Schriftsteller Stewart O’Nan über so banale Dinge wie die Zubereitung von Kaffee oder Erbsenpüree erzählt. "Henry persönlich" zeichnet ein filigranes Bild einer alten Ehe und einer beschaulichen Normalität, die beinahe unsichtbare Risse hat. So aufregend kann Unaufgeregtheit sein.