Happy Birthday, Ignatz!
Warum nicht mal einen 135. Geburtstag feiern? Der Musiker Ignatz Waghalter hat es verdient - der Konzertmeister "seines" Hauses, Tomasz Tomaszewski von der Deutschen Oper Berlin, spielt in Poznań Waghalters Violinkonzert. Der US-amerikanische Dirigent und Musikwissenschaftler Leon Botstein hat außerdem drei weitere Werke aufs Programm dieses besonderen Konzerts der Philharmonie Poznań gesetzt, die sämtlich in Nordamerika entstanden sind.
Ignatz Waghalter war ein polnisch-deutscher Geiger, Dirigent und Komponist. Am 15. März ist sein Geburtstag - 1881 kam er in Warschau auf die Welt, in Berlin war er Mitgründer und einige Jahre lang Leiter des Städtischen Deutschen Opernhauses (der heutigen Deutschen Oper Berlin). Die Opern Giacomo Puccinis wären ohne ihn in Deutschland nicht so schnell bekannt geworden.
In den 20er Jahren ging Igantz Waghalter in die USA und wurde schnell zum Chef der New Yorker Philharmoniker, doch die schlechten Bedingungen für die Kunst in Nordamerika ließen ihn nach Deutschland zurückgehen - das war kurz vor der NS-Zeit. Als Jude musste er bald aus seiner Wahlheimat Berlin fliehen. Als er nun nach Amerika zurückkehrte, war er kein gesuchter Stardirigent mehr, sondern einer von vielen exilierten Künstlern. Mit Dirigaten, Lehraufträgen und mit Komponieren versuchte er sich über Wasser zu halten. Energie gab ihm ein neues Projekt - er wollte während des Weltkrieges in Nordamerika ein "American Negro Orchestra" gründen und leiten, das nur aus afroamerikanischen Musikern bestehen sollte. Im letzten Moment scheiterte dieser Versuch. 1949 starb Waghalter in New York City an einem Herzinfarkt.
Der derzeitige Konzertmeister des Orchesters der Deutschen Oper Berlin, der polnische Geiger Tomasz Tomaszewski, widmet sich Ignatz Waghalters Violinkonzert gemeinsam mit der Poznaner Philharmonie. Das Violinkonzert entstand 1911 und steht ganz in der Tradition von Johannes Brahms. Mit ihm war Waghalter über seinen Lehrer Joseph Joachim verbunden.
In einem ansonsten rein nordamerikanischen Programm, das Deutschlandradio Kultur am 12. März in Poznan aufgenommen hat, dirigiert der auch als Musikhistoriker bekannt gewordene Leon Botstein (ihn verbindet wiederum mit Ignatz Waghalter die polnisch-jüdische Herkunft und die intensive Beschäftigung mit der Musikkultur der deutschsprachigen Länder). Neben dem bekannten "Appalachischen Frühling" von Aaron Copland gibt es die für Otto Klemperer und das Los Angeles Philharmonic Orchestra komponierte Pinocchio-Ouvertüre von Ernst Toch und die Sinfonie "Nächte der Mayas", die der mexikanische Komponist Silvestre Revueltas eigentlich als Filmmusik geschrieben hat.
Aula der Universität Poznań
Aufzeichnung vom 12. März 2016
Aaron Copland
"Appalachian Spring" Suite für Orchester
Ignatz Waghalter
Konzert für Violine und Orchester A-Dur op. 15
Ernst Toch
"Pinocchio" Ouvertüre für Orchester
Silvestre Revueltas
"La noche de los Mayas" Suite für Orchester
Tomasz Tomaszewski, Violine
Philharmonisches Orchester Poznań
Leitung: Leon Botstein