Ein erfrischendes Masterpiece
Mit 82 Jahren hat Leonard Cohen sein 14. Studio-Album veröffentlicht: "You Want It Darker". Doch anders als die Weltöffentlichkeit fürchtete, nimmt er damit nicht Abschied vom Leben und der Musik. Cohen-Kenner Christof Graf ist von dem Werk sogar begeistert.
In der "Residence Of Canada" in Los Angeles durften vergangene Woche ausgewählte Medienvertreter mit Leonard Cohen über sein neues Album sprechen. Mit dabei war Prof. Dr. Christof Graf, Professor für Marketing und Medien, der fünf Bücher über Cohen geschrieben hat und Webmaster der deutschsprachigen Leonard Cohen-Website cohenpedia.de ist.
Er habe den Kanadier agil, eloquent und gut gelaunt erlebt. Sein körperlicher Zustand sei gut. Er habe zwar Rückenschmerzen und habe unter Opium gestanden, aber er sei wieder auf dem Weg der Genesung, so Graf. Cohen räumte in Los Angeles ein, als er gesagt habe, er sei bereit zu sterben, habe er wohl übertrieben. Eigentlich wolle er für immer leben.
Vor der Präsentation des Album gab es wegen dieser Äußerung Cohens und einzelner Textzeilen ("I'm ready my lord" oder "I'm leaving the table") Mutmaßungen darüber, ob Cohen lebensmüde sei und womöglich das letzte Album vorgelegt habe. Doch mit seinem Auftritt hat Cohen diese Befürchtungen zerstreut.
Leonard Cohens Stimme pur
"You Want It Darker" bezeichnet der Cohen-Kenner Graf als "Masterpiece, ein ganz tolles Album in der Tradition der letzten beiden, Old Ideas und Popular Problems". Das Album beschäftige sich wieder mit Cohen-typischen Themen wie Liebe, Tiefsinnigkeit und Religion.
Neu sei, dass so gut wie keine Frauenstimmen und keine Gitarren mehr vorkommen. Der Produzent, Leonard Cohens Sohn Adam, habe die Stimme seines Vaters und das gesprochene Wort in den Vordergrund gestellt. Insgesamt mache das Album einen erfrischenden Eindruck, sagte Graf.
Auch wenn Cohen musikalisch noch lange nicht fertig ist, eine Welttournee wird er wohl nicht mehr schaffen, meinte Graf. Ein weiteres Album aber und einen Bühnenauftritt "für ein edles großes Ereignis" in Los Angeles oder Kannada sollte aber laut dem Cohen-Kenner noch drin sein.