„Seit einigen Jahren höre ich mir intensiv seine Aufnahmen an, beinahe täglich. Ich finde, dass er einzigartig spielt. (...) Dass ich dieses zweite Solo-Konzert komponieren konnte, lag allein in seiner Persönlichkeit begründet.“
Uraufführung Violinkonzert „Scherben der Stille“
Der Violinist Leonidas Kavakos hat die Komponistin Unsuk Chin zu einem zweiten Geigenkonzert inspiriert © picture alliance / Fred Toulet/ Leemage
Dem Geiger auf den Leib geschrieben

Eigentlich hatte die Komponistin Unsuk Chin kein zweites Solokonzert für Violine schreiben wollen. Doch für den Geiger Leonidas Kavakos machte sie eine Ausnahme. Anfang des Jahres feierte das Stück unter Leitung von Simon Rattle in London Premiere.
Die aus Südkorea stammende Komponistin Unsuk Chin lebt seit 1988 in Deutschland. Sie gehört mit ihrer expressiven und stilistisch eigenständigen Musik zu den meistgespielten Künstlerinnen. Ihr Grundsatz lautete bisher, für jedes Instrument nur ein Solokonzert zu schreiben.
Komponistin macht Ausnahme für einen Ausnahme-Violinisten
Sechs Werke sind in dieser Gattung bereits entstanden. Doch in diesem Fall hat sie ihre selbstgesetzte Regel gebrochen. Das liegt allein am Geiger Leonidas Kavakos, wie sie im Programm der BBC erklärt hat:
Alles, was das Orchester spiele, sei aus der Solostimme entwickelt, sagt Unsuk Chin. Die Form des einsätzigen Werkes erinnere eher an ein Labyrinth als an eine geschlossene Struktur, auch wenn alle Teile ineinander verschmolzen sind.

Die südkoreanische Komponistin Unsuk Chin.© pa/dpa/Knabe
Wirkliche Stille ist, anders als der Titel „Scherben der Stille“ suggerieren mag, nicht zu finden. Es sind vielmehr Schreie und Gesten, die aus der Stille entspringen.
Programm:
Unsuk Chin: Violinkonzert Nr. 2 “Scherben der Stille”
Jean Sibelius: 7. Sinfonie C-Dur op. 105
Béla Bartók: Der Wunderbare Mandarin (Suite) Sz. 73
London Symphony Orchestra
Leitung: Sir Simon Rattle
Solo-Geige: Leonidas Kavakos
Barbican Hall, London
Aufnahme vom 06.01.2022