Künstler Leopold über queere Emanzipation
Für Künstler Leopold ist der Christopher Street Day ein Tag, an dem sich die queere Community äußern sollte - auch nach außen. © Maximilian Borchardt
Enge Verbindung zu Black Music und der Black Community
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Der Künstler Leopold tritt beim Christopher Street Day in Berlin in High Heels auf und will dabei auch ein paar politische Worte loswerden. Leopolds Überzeugung ist es, dass der Soundtrack der queeren Emanzipation von schwarzen Frauen geprägt ist.
Für den Künstler und Aktivisten Leopold liegt die Bedeutung der Musik darin, dass sie die Menschen verbinde, ob queer oder nicht. Auf dem CSD gehe es darum, das Leben und die Liebe und die Musik zu zelebrieren, aber auch darum zu marschieren, macht Leopold deutlich – schließlich sei die Veranstaltung auch eine große Demonstration. (*)
Der Christopher Street Day in Deutschland und an vielen Orten der Welt schließt an die Proteste an, die 1969 in der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village stattfanden und heute als Auftakt der öffentlichen Emanzipationsbewegung queerer Menschen gelten. Zuvor hatte in den frühen Morgenstunden mal wieder eine Razzia in einer Kneipe mit trans- und homosexuellem Zielpublikum, der Bar "Stonewall Inn", stattgefunden, nur diesmal endete sie mit dem Stonewall-Aufstand.
Enge Verbindung zwischen queerer und schwarzer Community
Wegen des politischen Charakters werde er auch ein paar klare Worte sagen und nicht nur Party machen: „Das ist immer Teil meines Sets, weil ich einfach sehe, dass immer noch Bedarf ist – nicht nur in der queeren Community, aber eben auch nach außen hin.“ Es sei wichtig das Leben und den Moment zu feiern, „aber eben auch immer mit dem Hintergrund, dass das nicht selbstverständlich ist, was wir hier gerade tun.“
Bei der Frage nach der Musik der Emanzipation weist Leopold darauf hin, dass die queere Community extrem stark mit der People of Colour-Bewegung verknüpft gewesen sein: „Es waren vor allem schwarze Dragqueens damals, die auf die Straße gegangen sind und für ihre Rechte gekämpft haben.“
Deshalb sei auch die Musik schwarzer Künstlerinnen „ganz, ganz wichtig“, sagt Leopold. „Donna Summer, Diana Ross und Gloria Gaynor waren Vorreiterinnen und große Ikonen für die queere Szene. Und ich denke, dass sie das bis heute auch geblieben sind."
"I Will Survive“ von Gaynor werde gewiss auf ewig die queere Hymne bleiben, zeigt sich Leopold überzeugt. An Musik aus späterer Zeit nennt Leopold Lady Gagas „Born this Way“ als Referenzpunkt, und für sich persönlich nennt er da auch Madonnas „Vogue“.
Gemeinsame Diskriminierungserfahrungen
Dass die Musik so vieler Frauen so wichtig für die queere Bewegung ist, führt Leopold auf einen geteilten Erfahrungsschatz zurück: „Ich denke, weibliche Künstler haben ähnliche Erfahrungen gemacht und sind diskriminiert worden, sind unterschätzt worden, sind nicht gleichberechtigt behandelt worden.“ Das sei ein verbindendes Element, und auch deshalb seien weibliche und insbesondere weibliche schwarze Künstler so wichtig für die queere Community.
Wenn Leopold in High Heels, auffälligem Make-up und Paillettenkleidern auf die Bühne geht, hat das einen Grund: „Ich mache das vor allem deshalb, um Sichtbarkeit zu schaffen für queere Themen: Deshalb möchte ich meine innere Queerness eben auch nach außen tragen.“
(*) Anmerkung der Redaktion: Wir haben die Berufsbezeichnung präzisiert.