Lernforscherin warnt vor frühkindlichen Sprachkursen

Die Zürcher Lernforscherin Elsbeth Stern hat vor den Gefahren für Kleinkinder bei zu frühem Unterricht gewarnt. Angesichts der immer zahlreicher werdenden Angebote von Frühförderkursen auch für Kleinkinder sagte Stern im Deutschlandradio Kultur, "Menschen mögen es nicht, wenn Informationen auf sie einprasseln, die sie noch nicht verarbeiten können".
Wenn alles gut laufe, gehe ein Kurs spurlos an dem Kind vorüber, wenn es schlecht laufe, entwickle das Kind eine negative Haltung zum Lernen, so Stern.

Insbesondere den hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand kritisierte Stern: "Mit Sicherheit lernen sie vielleicht drei oder vier Vokabeln. Nur die Frage ist, lohnt sich der Aufwand, lohnt es, dafür Geld auszugeben, lohnt es, die Kinder dorthin zu fahren. ...Ich denke, der Aufwand steht in keinem Verhältnis zu dem Ertrag, den man bei dieser Art von Angeboten hat."

Stern wandte sich vor allem gegen Sprachkurse: "Es ist kompletter Nonsens, wenn man erwartet, dass Kinder dadurch einen Vorsprung im Englischen haben." Die geringen Ergebnisse könne man für einen Bruchteil des Geldes und mit weniger Aufwand dadurch erreichen, dass sich Eltern sinnvoll mit den Kindern beschäftigten.

"Ich rate den Eltern, das Geld lieber für spätere Studiengebühren zu sparen und stattdessen mit den Kindern Sinnvolles zu tun."

Als Beispiele nannte Stern Spielen mit Gleichaltrigen, Vorlesen von Geschichten und gemeinsames Singen. "Bei all diesen Dingen verbessern sie ihre Sprach- und Kommunikationsfähigkeit, und das sind wirklich sinnvolle Lernumgebungen für jüngere Kinder."

Sie können das vollständige Interview mit Elsbeth Stern mindestens bis zum 15.3.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.
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