Les Passions de l'Ame - Orchester für Alte Musik Bern
Leitung und Violine: Meret Lüthi
Bachs Orchestersuiten an einem Abend
Johann Sebastian Bachs vier Orchestersuiten reihen Modetänze der Zeit aneinander und kombinieren Kurzweiligkeit mit Kunstfertigkeit. Das renommierte Schweizer Kammerorchester für Alte Musik "Les Passions de l'Ame" musiziert mit Frische und Witz.
Die Französische Kirche in Bern ist das älteste sakrale Gebäude der Schweizer Bundeshauptstadt und ein beeindruckendes Bauwerk, nicht weit von der Unteren Altstadt.
Schlichter Raum - prächtige Akustik
Im späten 13. Jahrhundert gegründet als Klosterkirche der Dominikaner, hieß sie einige Jahrhunderte lang "Predigerkirche". Seit dem späten 17. Jahrhundert wurde das Haus in der Zeughausgasse von geflüchteten Hugenotten genutzt und ist auch heute noch der Sitz der französischsprachigen reformierten Gemeinde in Bern.
Der hohe Innenraum mit den gotischen Säulen ist hell und schlicht gehalten und hat eine flache Decke aus Holz. Auf dem Lettner über dem Altar sieht man eine prächtige Orgel. Die farbigen Fresken der sogenannten "Nelkenmeister" sind gut erhalten. Die Französische Kirche hat auch eine sehr gute Akustik.
Historisch informiertes Zusammenspiel seit 2008
Aus diesem wunderbar klingenden Raum übertragen wir ein Konzert, das am 14. Januar ganz ohne Publikum in der leeren Kirche stattgefunden hat. Der Schweizer Rundfunk SRF 2 hat es mitgeschnitten und uns zur Verfügung gestellt.
Gestaltet hat diesen Abend eines der interessantesten historisch informierten Ensembles der Schweiz. Es hat sich bei seiner Gründung 2008 den Namen "Les Passion de l’Ame" ("Die Leidenschaften der Seele") gegeben, nach dem gleichnamigen Aufsatz von René Descartes.
Die Musikerinnen von "Les Passions de l’Ame" sind international tätige Spezialisten für Alte Musik und arbeiten sowohl als Solistinnen, als Kammermusiker, als Orchestermusikerinnen, wie auch als Dozenten für Institutionen wie das Freiburger Barockorchester, das Belgian Baroque Orchestra B’Rock, das Konservatorium Antwerpen oder die Hochschule der Künste Bern. Geleitet wird das Ensemble von der Geigerin Meret Lüthi.
Kurzweilig und trotzdem gelehrt
Auf dem Programm steht ausschließlich Musik von Johann Sebastian Bach: seine vier Orchestersuiten. Die Musikforscher gehen für die erste und zweite Suite von einer Entstehungszeit um 1721 aus, und für die dritte und vierte zwischen 1727 und 1736.
Man nimmt heute an, dass die Ouvertüren der vier Suiten bereits während Bachs Anstellungszeit als Hofmusiker in Köthen entstanden sind und er sie später in Leipzig umarbeitete und um die Tanzfolgen ergänzte.
Vom Kaffeehaus in die Kirche
Als sicher gilt immerhin, dass Bach die Suiten ab 1723 mit dem Collegium musicum in Leipzig aufgeführt hat, und zwar im Rahmen der wöchentlichen Konzerte des Zimmermannschen Caféhauses. Dieses Café hatte einen Saal, der einem Orchester und 150 Zuhörern genug Platz bot. Das Café befand sich bis 1943 in der Katharinenstraße, Ecke Böttchergasse, in der Nähe des Marktplatzes.
Modetänze der Zeit
Jede der vier Bachschen Orchestersuiten ist im Prinzip gleich aufgebaut. Am Beginn steht eine längere, kunstvoll konstruierte Ouvertüre im französischen Stil mit einem fugierten Mittelteil. Danach folgt eine lose Kette kurzer Tanzsätze. Jede der Suiten ist allerdings etwas anders besetzt, so dass wir während des Abends die unterschiedlichsten Klangfarben des Kammerorchesters erleben können.
Französische Kirche Bern
Aufzeichnung vom 14. Januar 2021
Aufzeichnung vom 14. Januar 2021
Johann Sebastian Bach
Orchestersuite Nr. 3 D-Dur, BWV 1068
Orchestersuite Nr. 2 h-Moll, BWV 1067
Orchestersuite Nr. 1 C-Dur, BWV 1066
Orchestersuite Nr. 4 D-Dur, BWV 1069
Orchestersuite Nr. 3 D-Dur, BWV 1068
Orchestersuite Nr. 2 h-Moll, BWV 1067
Orchestersuite Nr. 1 C-Dur, BWV 1066
Orchestersuite Nr. 4 D-Dur, BWV 1069