Literaturkreise

Gemeinsames Lesen - doppeltes Glück

83:31 Minuten
Eine Gruppe Menschen liest gemeinsam.
Gemeinsam lesen kann noch besser sein als alleine lesen. (Symbolbild) © Getty Images / SolStock
Moderation: Katrin Heise |
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Ein gutes Buch zu lesen, ist immer ein Glück. Es mit anderen gemeinsam zu lesen, kann noch viel gewinnbringender sein. Etwa 30.000 Literaturkreise in Deutschland treffen sich regelmäßig, um sich auszutauschen – ob im Wohnzimmer oder online.
Lesen verbindet. Das beweisen die unzähligen Literaturkreise, die sich regelmäßig zum Austausch über Bücher treffen, ob zu Hause, in einer Buchhandlung – oder seit Corona auch vermehrt online. Was macht den Reiz des gemeinsamen Lesens aus?

„Es eignet sich jedes Genre“

„Es gibt nichts, was es nicht gibt bei Lesekreisen. Und ich bin immer wieder überrascht, was es an neuen Ideen gibt“, sagt Kerstin Hämke, Gründerin von „Mein-Literaturkreis.de“, der größten Ratgeber- und Empfehlungsplattform im deutschsprachigen Raum. „Es eignet sich jedes Genre, wenn man Gleichgesinnte findet, die daran interessiert sind. Immer mehr junge Leute gründen auch gerade Kreise auf Instagram oder WhatsApp. Dort bin ich auf einen Lesekreis für Sehbehinderte und Blinde gestoßen.“

Kerstin Hämke tauscht sich in mehreren Literaturkreisen aus: So gründet sie mit Kolleginnen und anderen Frauen vor mehr als 20 Jahren „Lesegenuss“, um über neue Romane zu sprechen. Vor drei Jahren startete sie einen Lesekreis auf Facebook, der mittlerweile 2500 Interessierte zählt.
Sie weiß beide Varianten zu schätzen. „Bei ´Lesegenuss` sind wir eine feste Gruppe von acht, neun Frauen. Ich kenne jede einzelne; wir machen gemeinsame Reisen, gehen ins Kino in Literaturverfilmungen. Online können Sie sich aussuchen, ob Sie dabei sein möchten: Interessiert mich das Buch oder nicht? Da kann ich auch mitmachen, wenn ich im Urlaub bin.“

Ein Buch zu teilen, macht glücklich

„Ich verstehe Bücher als Bühne“, sagt Christof Gramm. „Ein Lesekreis ist eine Einladung, sich selbst einzulassen, sich zu öffnen.“ Der Verfassungsjurist gründete vor zehn Jahren einen Lesekreis für Paare. Sie treffen sich vier Mal im Jahr, um über Bücher zu reden, die nicht auf den Bestellerlisten stehen. „Angefangen haben wir mit ´Candide` von Voltaire. Und es war toll, dass das, was ist den Büchern steht, uns heute noch etwas sagt. Wir haben den Graben der Zeit zu überbrücken gelernt mit diesen Büchern. Und das ist etwas Beglückendes.“
Doch darauf müsse man sich einlassen können, so Gramm: „In Wahrheit redet man doch nicht nur über die Bücher. Man redet auch über sich selbst, da kommt auch die eigene Persönlichkeit zur Geltung.“
Wie erklärt er sich, dass Lesekreise fast ausschließlich von Frauen besucht werden? „Männer haben nicht so viel Interesse an Literatur und vielleicht auch nicht an dem Austausch. Seine Erfahrung: „Mit anderen ein Buch zu lesen und zu teilen, macht glücklich.“

Literaturkreise: Gemeinsames Lesen – doppeltes Glück
Darüber diskutiert Katrin Heise am 22.Oktober mit der Lesekreis-Expertin Kerstin Hämke und Christof Gramm, dem Begründer eines Literaturkreises für Paare – live von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

(sus)
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