Lettland will den Euro
Die Europäische Kommission bescheinigt Lettland, alle Voraussetzungen erfüllt zu haben. Für die Studie überprüfte die Kommission unter anderem Defizit und Schulden des Staates, Inflationsrate, Wechselkurse und langfristige Zinsen. Über den Beitritt soll endgültig auf einem EU-Gipfel Ende Juli entschieden werden.
Die Letten kommen mit Idealmaßen: Inflation: 1,6 Prozent, Haushaltsdefizit 1,2 Prozent. Schulden wenig über 40 Prozent, 60 sind erlaubt. Burkhardt Balz (CDU, EVP):
"Ich glaube, dass das Land relativ gut vorbereitet ist für einen Euro-Beitritt. Die Daten sind exzellent, ich würde sagen, Lettland liegt mit an der Spitze, was die Gesamtrahmendaten betrifft innerhalb der Europäischen Union."
Anders als Burkhardt Balz, Berichterstatter für das EU-Parlament, bleiben die Letten nordisch kühl, was weniger an der Finanzkrise, eher an ihrer Vergangenheit liegt, sagt Anna Muhka, die den Lats nur ungern aus der Hand gibt. Doch auch wegen des mitunter unkalkulierbaren großen Nachbarns Russland muss es ihrer Meinung nach sein:
"Es ist schade. Vielleicht ist es ein Identitätsverlust. Russland zeigt ja immer wieder ein reges Interesse an baltischen Staaten, an Lettland. Es ist uns sehr bewusst. Aber das ist oft in der Politik passiert, das darauf hingewiesen wird, eigentlich gehörten wir ja nun dorthin und nicht dorthin."
Anna Muhka bereitet Riga als Europäische Kulturhauptstadt nächstes Jahr mit vor, EU-Gäste müssen nicht mehr in die Wechselstuben. Bisher allerdings kommt der größte Teil von Rigas vielen Touristen aus Russland. Nils Sakss, Fiskalstratege im lettischen Finanzministerium,
ist überzeugt davon, dass sein Land als Wirtschaftsstandort mit dem Euro aufgewertet wird. Russland sieht er vielmehr als Chance, denn als Gefahr:
"Derzeit geht von Russland keine Bedrohung aus, wie wir sie in den Jahrzehnten zuvor erlebt haben. Aber Russland hat wirtschaftliche Interessen im Baltikum und wir können davon profitieren, quasi als Brücke von Russland in die EU, denn bei uns hat jeder Dritte Russisch als Muttersprache. Ein Freund von mir, der Unternehmer ist, sagte: Wenn man der Euro-Zone angehört, ist man in einem zivilisierten Land und da ist das Vertrauen größer."
Im Dezember wollten nur 28 Prozent der Bevölkerung die neue Währung, inzwischen 38 Prozent, sagt Arina Andreicika, Chefin des Euro-Büros im lettischen Finanzministerium. Sie weiß, dass die Unentschlossenen erst dann mit dem Beitritt in die Euro-Zone einverstanden sein werden, wenn sie nicht wieder die Zeche für eine neue Währung gezahlt haben:
"Wir hatten Rubel, die in Lats getauscht wurden, mit großen Verlusten. Deshalb zweifeln die Bürger, dass sie für einen Lat wirklich 75 Cents bekommen und nicht etwa nur 68 oder 70 Cent und sie einbüßen. Aber die Umtauschrate besteht schon seit 2005, daran rütteln wir nicht, sie ist fest."
Der lettische Lats ist schon seit acht Jahren an den Euro gekoppelt. Lettlands Note im internationalen Kreditranking ist ein Tripple B, BBB, was in Geld ausgedrückt bedeutet, dass die Letten für Kredite 3,8 Prozent Zinsen zahlen, ein guter Wert. Von der Möglichkeit, in Krisen die eigene Währung abzuwerten, hielt und hält die lettische Regierung nichts, macht Nils Sakss vom Finanzministerium klar:
"Manipulationen am Kurs sind nicht gut. Vielleicht kann man kurzfristig etwas ausrichten, aber langfristig ist das nicht der Weg, die Wirtschaft zu entwickeln. Auch hohe Schulden nicht. Wir können nicht erkennen, dass wir irgendetwas opfern, um den Euro zu bekommen."
Dass die Eurozone als sinkendes Schiff betrachtet wird, das man besser verlässt, statt noch aufzusteigen, kann die lettischen Befürworter nicht erschüttern. Grund ist die Krise von 2008. An ihr sei ganz sicher nicht der Euro, den es da noch nicht gab, schuld gewesen, sondern eine falsche Kreditpolitik. Seitdem wird streng gespart. Etliche Letten konnten oder wollten den Gürtel so eng nicht schnallen, sie suchten ihr Auskommen im Ausland, 300.000 wanderten ab, für ein Zwei-Millionen-Volk ein schwerer Verlust.
Insgesamt 42 000 Unternehmen sollen sich laut Regierung in den nächsten Wochen schriftlich per Memorandum verpflichten, auf Preissteigerungen zu verzichten. Lettland will den Euro, keinen Teuro.
"Ich glaube, dass das Land relativ gut vorbereitet ist für einen Euro-Beitritt. Die Daten sind exzellent, ich würde sagen, Lettland liegt mit an der Spitze, was die Gesamtrahmendaten betrifft innerhalb der Europäischen Union."
Anders als Burkhardt Balz, Berichterstatter für das EU-Parlament, bleiben die Letten nordisch kühl, was weniger an der Finanzkrise, eher an ihrer Vergangenheit liegt, sagt Anna Muhka, die den Lats nur ungern aus der Hand gibt. Doch auch wegen des mitunter unkalkulierbaren großen Nachbarns Russland muss es ihrer Meinung nach sein:
"Es ist schade. Vielleicht ist es ein Identitätsverlust. Russland zeigt ja immer wieder ein reges Interesse an baltischen Staaten, an Lettland. Es ist uns sehr bewusst. Aber das ist oft in der Politik passiert, das darauf hingewiesen wird, eigentlich gehörten wir ja nun dorthin und nicht dorthin."
Anna Muhka bereitet Riga als Europäische Kulturhauptstadt nächstes Jahr mit vor, EU-Gäste müssen nicht mehr in die Wechselstuben. Bisher allerdings kommt der größte Teil von Rigas vielen Touristen aus Russland. Nils Sakss, Fiskalstratege im lettischen Finanzministerium,
ist überzeugt davon, dass sein Land als Wirtschaftsstandort mit dem Euro aufgewertet wird. Russland sieht er vielmehr als Chance, denn als Gefahr:
"Derzeit geht von Russland keine Bedrohung aus, wie wir sie in den Jahrzehnten zuvor erlebt haben. Aber Russland hat wirtschaftliche Interessen im Baltikum und wir können davon profitieren, quasi als Brücke von Russland in die EU, denn bei uns hat jeder Dritte Russisch als Muttersprache. Ein Freund von mir, der Unternehmer ist, sagte: Wenn man der Euro-Zone angehört, ist man in einem zivilisierten Land und da ist das Vertrauen größer."
Im Dezember wollten nur 28 Prozent der Bevölkerung die neue Währung, inzwischen 38 Prozent, sagt Arina Andreicika, Chefin des Euro-Büros im lettischen Finanzministerium. Sie weiß, dass die Unentschlossenen erst dann mit dem Beitritt in die Euro-Zone einverstanden sein werden, wenn sie nicht wieder die Zeche für eine neue Währung gezahlt haben:
"Wir hatten Rubel, die in Lats getauscht wurden, mit großen Verlusten. Deshalb zweifeln die Bürger, dass sie für einen Lat wirklich 75 Cents bekommen und nicht etwa nur 68 oder 70 Cent und sie einbüßen. Aber die Umtauschrate besteht schon seit 2005, daran rütteln wir nicht, sie ist fest."
Der lettische Lats ist schon seit acht Jahren an den Euro gekoppelt. Lettlands Note im internationalen Kreditranking ist ein Tripple B, BBB, was in Geld ausgedrückt bedeutet, dass die Letten für Kredite 3,8 Prozent Zinsen zahlen, ein guter Wert. Von der Möglichkeit, in Krisen die eigene Währung abzuwerten, hielt und hält die lettische Regierung nichts, macht Nils Sakss vom Finanzministerium klar:
"Manipulationen am Kurs sind nicht gut. Vielleicht kann man kurzfristig etwas ausrichten, aber langfristig ist das nicht der Weg, die Wirtschaft zu entwickeln. Auch hohe Schulden nicht. Wir können nicht erkennen, dass wir irgendetwas opfern, um den Euro zu bekommen."
Dass die Eurozone als sinkendes Schiff betrachtet wird, das man besser verlässt, statt noch aufzusteigen, kann die lettischen Befürworter nicht erschüttern. Grund ist die Krise von 2008. An ihr sei ganz sicher nicht der Euro, den es da noch nicht gab, schuld gewesen, sondern eine falsche Kreditpolitik. Seitdem wird streng gespart. Etliche Letten konnten oder wollten den Gürtel so eng nicht schnallen, sie suchten ihr Auskommen im Ausland, 300.000 wanderten ab, für ein Zwei-Millionen-Volk ein schwerer Verlust.
Insgesamt 42 000 Unternehmen sollen sich laut Regierung in den nächsten Wochen schriftlich per Memorandum verpflichten, auf Preissteigerungen zu verzichten. Lettland will den Euro, keinen Teuro.