"As It Was" ist auf DVD und BluRay erhältlich und kann auf gängigen Video-on-Demand-Plattformen geliehen werden, unter anderem auf Amazon für derzeit 4,99 Euro.
Eine Art Heldenreise
06:34 Minuten
Als Sänger von Oasis war er einer der größten Rockstars der Welt. Nach der Trennung der Band, ließ der Erfolg allerdings eine Weile auf sich warten – bis er seine Solokarriere startete. Jetzt gibt es eine Dokumentation über ihn.
"Don’t look back in Anger" war in den Neunzigerjahren ein internationaler Hit. Und bei weitem nicht der einzige, den die Band Oasis geschrieben hat, die bis heute eine der erfolgreichsten Rockbands ist, die Großbritannien je hervorgebracht hat. Gegründet wurde sie 1991 in Manchester von den zwei Brüdern Liam und Noel Gallagher. Und als Brüder lagen die beiden leider oft und viel im Streit.
Sänger Liam, der jüngere und der Hauptsongschreiber Noel, fünf Jahre älter, haben über künstlerische Entscheidungen, über die Vorherrschaft und über den Ruhm gestritten. Im August 2009 kam es dann zum großen Knall. Vor einem Auftritt haben sich die Brüder in der Umkleide so heftig gezankt, das Noel seinen Ausstieg verkündete und die Band nicht auftreten konnte. Danach sind beide Solo-Wege gegangen. Und über den einen, über Liam Gallagher, ist jetzt eine Dokumentation mit dem Namen "As It Was" erschienen.
Sie zeigt den Aufstieg und Fall eines Rockstars, eine Art Heldenreise, mit einer zaghaften Läuterung. Der Film beginnt mit alten Aufnahmen aus der Hochzeit von Oasis und benutzt auch immer wieder Ausschnitte aus den 1990ern. Dabei konzentriert er sich jedoch auf die Zeit nach der Trennung.
Gallagher flucht immer noch genau so viel
Es geht um Liam Gallaghers eigene Band "Beady Eye", die nicht an die alten Oasis-Erfolge anknüpfen konnte, bis hin zu seiner Rückkehr als Solokünstler, mit der ihm schon mit dem Debüt ein Erfolg gelingt.
Dabei kommen natürlich auch seine bekannt schlechten Umgangsformen nicht zu kurz. Man hat den Eindruck, das sämtliche Rockstar-Klischees erfüllt werden müssten, die in seine ganze Karriere lang begleiten. Er trinkt, raucht konstant und jedes zweite Wort ist "fuck" oder "fucking". Dazu kommt ein so schnoddrigen Soziolekt, dass man ihn ohne Untertitel manchmal kaum verstehen kann.
Der Elefant im Raum
Im Laufe des Films wandelt sich das Bild, das man von Liam Gallagher hat, allerdings. Er öffnet sich, wird milder. Man sieht auch mal den Jogger im Morgentau, den Familienmenschen, den Sohn. Vor allem aber sehen wir einen Künstler, der auch an sich zweifelt, der denkt seine Karriere sei vorbei und der sich dann mit der Hilfe von anderen neu erfindet.
Sein Bruder Noel ist währenddessen der Elefant im Raum, der aber nie wirklich auftauchen wird. Nur einmal, in einem alten TV-Interview, nachdem sich die Band gerade getrennt hatte und auch Noel eine Solokarriere begonnen hat. Dort fragt ihn die Interviewerin: "Sie haben zur Hälfte eigene und zur Hälfte Oasis-Songs gespielt", woraufhin Noel sagt: "Nein, ich habe nur meine Songs gespielt."
"Wie hätte das gutgehen sollen?"
Das ist ein wichtiger Moment, der zeigt, wie der große Bruder den Jüngeren sieht, nämlich nicht als Songwriter. Wenn Liam dann über Noel spricht, ist es eine einzige Beschimpfung. Es gibt aber auch einem Punkt, wo Liam im gemeinsamen Kinderzimmer steht, die Enge zeigt, in der die beiden aufgewachsen sind und dann fragt: "Naja, wie hätte das gutgehen sollen?"
Erzählt wird die Dokumentation nicht von einem einzelnen Sprecher, sondern durch geschickt eingestreute Einspieler. Die wichtigste Person ist dabei der älteste Gallagher-Bruder Paul, der nicht zu Oasis gehörte. Der ordnet seine beiden jüngeren Geschwister und vor allem Liam für das Publikum ein.
Am Ende zeigt "As It Was", dass hinter Liam Gallagher viel mehr steckt, als man bei seinem oberflächlichen Auftreten vermuten würde. Es bleibt die Erkenntnis: Rockstar sein, ist halt auch nicht so leicht.