Das gesamte Gespräch mit Liane Bednarz hören Sie hier:
Holocaust-Gedenken im Bundestag: Brauchen wir eine andere Erinnerungskultur? (05:14)
"Er hat wahrscheinlich wirklich etwas erreicht"
Der Kolumnist Henryk M. Broder hält eine Rede vor der AfD-Bundestagsfraktion - ein viel kritisierter Auftritt. Die Publizistin Liane Bednarz hält Broder dabei zumindest zugute, dass er Klartext gesprochen habe, vor allem in Sachen "Vogelschiss".
Es ist diese Passage aus Henryk M. Broders Rede vor der AfD-Bundestagsfraktion, die die Publizistin und Juristin Liane Bednarz ausdrücklich gutheißt: "Man legt die Füße nicht auf den Tisch, man rülpst nicht beim Essen, und man nennt die zwölf schlimmsten Jahre der deutschen Geschichte nicht einen 'Vogelschiss'. Das ist nicht nur aus der Sicht der Nazi-Opfer – der Juden, der Zigeuner, der Homosexuellen, der Widerstandskämpfer, der Deserteure – eine schwere Sünde. Es muss auch ein No-go für jeden Deutschen sein, der kein Jude, kein Zigeuner, nicht schwul ist und keine Angehörigen hat, die von den Nazis verfolgt wurden."
Broders Wort habe Gewicht bei den AfD-Anhängern
Dass Broder von einer "schweren Sünde" gesprochen habe, lobte Bednarz im Deutschlandfunk Kultur: "Dies so klar 'mal der Bundestagsfraktion zu sagen - und gerade auch Herrn Gauland als Fraktionsvorsitzenden -, das ist schon wichtig." Dabei unterstrich Bednarz, dass der "Welt"-Kolumnist im AfD-Milieu durchaus beliebt sei, etwa aufgrund seiner Äußerungen zum Islam: "Das heißt, wenn er dort etwas sagt, dann hat das ein größeres Gewicht, als wenn ich das zum Beispiel sagen würde, für die AfD-Anhänger."
"Vom Ergebnis her in diesem Fall hat er wahrscheinlich wirklich etwas erreicht", so die Publizistin, die selbst, wie sie sagte, "Herrn Broder durchaus sehr kritisch" sehe. "An anderer Stelle hat Herr Broder die AfD allerdings zum Opfer gemacht und gesagt, man würde so unfair mit ihr umgehen - also da muss man schon hinzufügen, dass die AfD diejenige ist, die sich regelmäßig verächtlich über die politische Konkurrenz äußert."
Grundsätzlich plädierte Bednarz dafür, keine Pauschalurteile wie "Das sind alles Nazis" gegenüber der AfD auszusprechen. Vielmehr müsse man sich mit deren konkreten Äußerungen auseinanderzusetzen, sie den AfD-Vertretern vorhalten und dann schauen, wie diese reagierten.
(bth)