Erste Bischöfin der Church of England
Die anglikanische Kirche zählt weltweit 29 Bischöfinnen, bisher alle außerhalb Englands. Mit der 48-jährigen Libby Lane ändert sich das nun - nach zwei Jahrzehnten erbitterter interner Auseinandersetzungen.
1994 wurde die damals 28-jährige Libby Lane eine der ersten Priesterinnen der Church of England, die kurz zuvor grundsätzlich beschlossen hatte, Frauen zum Priesteramt zuzulassen. Sie trat damals zusammen mit ihrem Ehemann George in den Dienst der Kirche, was beide zum ersten gemeinsam geweihten Ehepaar der anglikanischen Staatskirche machte. Jetzt ist Libby Lane erneut Vorreiterin.
Kurz vor Weihnachten wurde die 48-jährige Gemeinde-Vikarin und Mutter zweier Kinder zur ersten weiblichen Bischöfin in England ernannt. Eine unerwartete Freude sei es für sie:
"Es ist für mich ein besonderer Tag und für die Kirche ein historischer. Ich fühle mich geehrt und bin dankbar, zum nächsten Bischof von Stockport berufen zu werden. Ich bin aufgeregt und auch ein wenig eingeschüchtert, dass mir ein solches Amt anvertraut wird."
Justin Welby, Erzbischof von Canterbury und geistliches Oberhaupt der Church of England, zeigte sich begeistert von der Wahl Libby Lanes, die in ihrer Freizeit Saxophon spielt und als Fußball-Fan Manchester United bejubelt.
"Libby ist eine außergewöhnliche Person - uneitel, voller Menschlichkeit, sie liebt Jesus Christus, ist nachdenklich und zutiefst theologisch, mit einem sehr lebhaften Sinn für Humor und einer Bescheidenheit, die sie die Herausforderung, erste weibliche Bischöfin zu sein, meistern lassen wird und zu einer gewaltigen Bereicherung des Bischofskollegiums macht."
Queen stimmte der Ernennung von Libby Lane zu
Die Queen, das weltliche Oberhaupt der Church of England, stimmte der Ernennung von Libby Lane zu und das Parlament beschloss ein Eilgesetz. Danach werden Frauen bei der Neubesetzung jener 26 Sitze bevorzugt, die für leitende Bischöfe im Oberhaus reserviert sind. Ginge es wie bislang nach Dienstalter, würde es noch Jahrzehnte dauern bis zur ersten Bischöfin im House of Lords. Libby Lane wird dies aber nicht sein können, da sie heute nur zu einer untergeordneten Suffraganbischöfin geweiht wird, die nicht selbst eine Diözese übernimmt. Was aber den historischen Einschnitt keineswegs schmälert:
"Ich bin mir jener zahllosen Frauen und Männer bewusst, die sich seit Jahrzehnten auf den Tag gefreut haben, wenn die Church of England ihre erste weibliche Bischöfin ernennen würde - jene Bekannten und Unbekannten, die gebetet, gearbeitet und gekämpft haben für diesen Moment."
Jahrzehntelange interne Auseinandersetzungen
Erst im November letzten Jahres hatte die Kirchensynode den Weg endgültig frei gemacht für weibliche Bischöfe - nach zwei Jahrzehnten erbitterter interner Auseinandersetzungen zwischen Traditionalisten und Reformern. Noch 2012 sagte das Kirchenparlament mit denkbar knapper Mehrheit nein zum weiblichen Bischofsamt, weil sechs Stimmen der Laienvertreter zur notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit fehlten. Eine Minderheit aus Traditionalisten, Evangelikalen und Anglo-Katholiken hält daran fest, dass das Bischofsamt ein von den zwölf Aposteln abgeleitetes Vorrecht für Männer sein sollte. So argumentiert etwa die Aktivistin Susie Leafe:
"Ein Mann kann ja auch keine Mutter sein. Der Bischof ist der Vater einer Familie und es gibt eben Väter und Mütter in einer Familie. Was nicht heißt, dass er der Boss ist - wir sehen uns als absolut gleichwertig an, aber wir haben unterschiedliche Rollen und Verantwortlichkeiten."
Zwar gelang es im vergangenen Sommer, die Blockade mithilfe von Zugeständnissen aufzuheben. So erhalten konservative Gemeinden, die für sich keinen weiblichen Bischof akzeptieren, das Recht, eine männliche Alternative zu beantragen. Doch die Spaltung der Kirche besteht weiter.
So wird jetzt John Sentamu, der Erzbischof von York, der Libby Lane heute zur Bischöfin weiht, heftig kritisiert. Sentamu hat nämlich angekündigt, bei der Weihe des Reverend Philip North zum Bischof von Burnley eine Woche später, ihm nicht - wie es traditioneller Brauch ist - die Hand aufzulegen. Das empört die Kirchenreformer, weil dies ein unerhörtes Zugeständnis an die Konservativen sei, die glauben, dass die Hände des Bischofs durch die vorherige Weihe von Libby Lane befleckt seien.