Ost-West-Paare und ihre ganz private Einheit
Sie sind immer noch selten: Paarbeziehungen oder Ehen, in denen sich zwei Menschen mit ostdeutscher und westdeutscher Herkunft zusammentun. Alexa Hennings hat Frauen und Männer getroffen, bei denen es geklappt hat - und sich von Missverständnissen, Prägungen und wechselseitiger Anziehung berichten lassen.
"Ja, wir haben natürlich unser Bild vom Wessi. Aber ich habe mir damals gesagt: Opfer bringen müssen wir alle! Das war noch mein letzter Parteiauftrag: Kümmere dich mal um einen Wessi! Anders wird’s nicht mit der Wiedervereinigung. Versuch’s mal!"
Versucht haben es viele. Na, so viele nun auch wieder nicht: Nur vier Prozent aller Paare probt in historischen Zeiten der Einheit auch die ganz private Einheit. Doch das hat wohl weniger mit Vorurteilen zu tun, sondern damit, dass nun mal Bayern gern Bayern heiraten und Sachsen Sachsen. Drei von vier Paaren finden sich in der eigenen Heimat. Da sind also Ost-West-Ehen nichts anderes, als wenn eine Hamburgerin einen Kölner heiratet. Oder doch?
Musik – Plattenladys: "Ich bin eine Frau, und schon etwas grau, doch tarn ich das gut, hier unter dem Hut. Die Falten verschmier, ich dort und auch hier, doch nichts wird mehr glatt, wer hat, ja der hat…"
Wenn in Schwerin die "Plattenladys" auf der Bühne stehen, dann hält sich ein Herr dezent im Hintergrund. Doch ohne ihn geht es nicht, er ist der Keyboardspieler und der Komponist der meisten Lieder.
Hanne Luhdo, die Sängerin und Texterin, und Gert Dunse, der Musiker, sind ein Paar. Seit 2009 ein Ehepaar. "Plattenladys" ist eine multikulturelle Band aus dem Plattenbaugebiet Großer Dreesch in Schwerin - und eines ihrer gemeinsamen Projekte.
Eigentlich istHanne Luhdo Stadtteilmanagerin und Gert Dunse Optiker. Beide sind 59 Jahre alt. Sie wuchs in Mecklenburg auf, er in West-Berlin.
"Wir haben und ganz modern übers Internet kennengelernt. Ich war schon längere Zeit auf der Suche im Internet und bin auf seine Anzeige gestoßen - die sehr vielverprechend klang! Er hat ein bisschen übertrieben, indem er da was von sportlich und so schrieb. Aber was mich interessiert hat, er schrieb, dass er Musik macht. Ich hatte zuvor 17 Jahre lang mit einem Trainer zusammen gelebt und ich hatte jetzt die Nase voll von Sport."
Zwei Monate nach ihrem Kennenlernen hatten sie ihren ersten gemeinsamen Auftritt und nahmen gemeinsam eine CD mit Musik und Gedichten auf.
Luhdo: "Das war ein ganz wesentlicher Grund, wie wir uns damals angenähert haben. Über dieses Hobby, über diese Interessen. Aber auch über das Reden. Da war sofort klar - wir haben geredet, als ob wir uns schon 100 Jahre kennen. Das andere, was man jetzt in Ost und West unterschiedlich erlebt hat, da waren wir auch beide neugierig drauf. Wenn er dann mit seinen Geschichten kam: Daaaamals, als ich noch in West-Berlin auf der anderen Seite der Mauer war - und ich dann aus meinen DDR-Erfahrungen erzählt habe. Ich habe dann auch spaßeshalber so einen Quiz mit ihm gemacht, wo er heute immer noch erzählt, er musste Fahnenappell bei mir machen! Ein paar Fragen zur DDR-Geschichte - er war gut vorgebildet!"
Kein Problem für einen West-Berliner, dem der Fernsehturm auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz in die Westprogramme funkte und der "den Osten" gestochen scharf empfangen konnte. So kannte Gerd Dunse all die Märchen, Fernsehfiguren und Filme, mit denen auch Hanne Luhdo großgeworden war. Nicht nur das war eine erste gemeinsame Basis.
"Eine gewissen Neugierde gehört dazu"
Luhdo: "Eine gewissen Neugierde gehört dazu, dass man das will, dass man sich darauf einlassen will. Dass man den anderen auch kennenlernen will, und dass man Geschichtsunterricht ganz persönlich erfahren kann, indem man sich über bestimmte Dinge austauscht: Wie war das damals bei euch? Und dazu gehört Neugierde, und die haben wahrscheinlich nicht viele. So wie ein Großteil der Westdeutschen noch nicht im Ostteil war. Und andere, die nach der Wende gleich rüber gekommen sind - ist schon sehr unterschiedlich."
Unterschiedliche Lebenserfahrungen und Prägungen führen noch heute dazu, dass sich Gert Dunse öfter mal wundert: Zum Beispiel über den hartnäckigen Sparwillen nicht nur seiner Frau, sondern auch von Freunden und Kollegen. Zuhause hat er schon - mühsam, wie er zugibt - gelernt, Papier nicht nur einseitig zu bedrucken, beim Rasieren das Wasser nicht ablaufen zu lassen und den Müll vorschriftsmäßig zu trennen.
Dunse: "Ost und West, auch mit dieser Sparsamkeit - da ist mir im Betrieb aufgefallen, wir müssen immer mal Wasser nachfüllen - Sie wissen ja, dass ich Optiker bin - damit wir unsere Brillen reinigen können. Und eines Morgens war es so, dass das schon jemand gemacht hatte und ein anderer Kollege irrtümlicherweise mit dem Eimer Wasser nach vorne ging, reinguckte und sah, da war nun schon Wasser drin. Und der Kollege hat es nicht geschafft, diesen Eimer Wasser wegzukippen. Dieser Eimer stand den ganzen Tag im Betrieb und niemand hat’s übers Herz gebracht …
Luhdo: "Weil Wasser kostbar ist!"
Dunse: "Ja, ja, aber das sind Dinge, wo in mir der Wessi durchkommt und ich staune einfach nur, von morgens bis abends staune ich, wie unterschiedlich doch viele Dinge im Alltag sein können."
"Es setzt sehr häufig bei mir ein gewisses Fremdschämen ein"
Das Schweriner Paar fühlt, wie die Ost-West-Unterschiede langsam geringer werden, ob im Berufs- oder im Eheleben. Doch Grund zum Wundern gibt es für Gert Dunse immer wieder einmal.
Dunse: "Es setzt sehr häufig bei mir ein gewisses Fremdschämen ein, wenn ich Westdeutsche beobachte, die nach Ostdeutschland kommen und sich sehr arrogant benehmen. Dann ist mir das für diese Menschen mit peinlich. Und das beobachtet man immer mal wieder, diese Vorbehalte zwischen Ost und West. Ich habe erst gestern wieder mit einem guten, alten Freund in Berlin telefoniert, der eigentlich sehr aufgeschlossen ist. Er hat aber, ohne dass er es gemerkt hat, ganz deutlich Position gegen Ostdeutsche bezogen. Er hat das geschäftlich begründet, dass er also mit Kunden aus Ostdeutschland nicht klarkommt. Aber ein Vorurteil, also ein Vorbehalt ist da gegen Ostdeutsche. Und das kann ich überhaupt nicht teilen. Es ist auch meistens so, dass die Vorurteile umso tiefer sitzen, umso weniger die Menschen mit Ostdeutschen Kontakt haben. Wahrscheinlich ist es im Osten ähnlich gegenüber den Wessis. Aber ich sehe es ja immer wieder, wenn hier mitunter sich Wessis bewegen, dann wird es schon peinlich und unangenehm - mitunter."
Wie funktioniert das mit der deutschen Einheit im Privaten? Das fragten sich auch die Neubrandenburger Christine Stelzer und Bernd Lasdin. Die Autorin und der Fotograf brachten den Foto-Bildband "Doppelbett" heraus. 53 Ost-West-Paare, mit und ohne Kinder, mit und ohne Hund, im Gutshaus oder in der Mietwohnung. Auf dem Titelfoto eine Familie im Ehebett, die Eltern lächelnd im Vordergrund, hinter ihnen turnen zwei Kinder herum und machen Kissenschlacht. Ein fröhliches Sinnbild für deutsche-deutsche Befindlichkeiten. Diese spürte Christine Stelzer auch ganz privat, in ihrer Familie:
"Unsere Tochter ist mit einem Wessi - in Anführungszeichen - liiert, verheiratet inzwischen. Und durch diese engeren Kontakte wurden einem doch unterschiedliche Sozialisationen bewusst und ich merkte auch in meinem Umfeld, dass es hier wie da Vorbehalte gibt. Irgendwie ballte sich in meinem Kopf zusammen, wie eigentlich Ostdeutsche und Westdeutsche zusammen leben könnten, ohne dass es ständig Meinungsverschiedenheiten und Streitereien gibt. Und wer sich als Ostdeutscher mit einem Westdeutschen, als Westdeutscher mit einem Ostdeutschen einlässt, der muss doch irgendwie miteinander klarkommen. Was im Kleinen geht, müsste vielleicht auch im Großen möglich sein."
Fast alle Ehen im Buch "Doppelbett" bestehen aus einem West-Mann und einer Ost-Frau. Das war Gegenstand zum Nachdenken für Kurt Starke, Soziologe und Nestor der ostdeutschen Sexualforschung. Er schrieb das Vorwort für Christine Stelzers Buch:
"Sie sind taff, und sie sind praktisch veranlagt"
"Es ist eigenartig, das hat der Professor Starke in seinem Vorwort ja auch festgestellt und nicht nur er: Es war schon so, dass bei den West-Männern, als sie in den Osten kamen, der Blick auf die Ost-Frauen vielleicht überraschend war. Und so mancher hat sich entschieden, sich eine Ost-Frau zu nehmen. Sicherlich hing das auch damit zusammen, sie haben hier fernab der Heimat verantwortungsvolle Aufgaben übernommen, das war ja damals so. Und waren dann auch alleine und, ja, dann hat man sich eine Frau von hier genommen. Sicher auch mit dem Blick darauf: Man kennt sich hier aus, sie sind taff, sie sind praktisch veranlagt, sie können vieles miteinander verbinden. Es war vielleicht anders als das, was sie bisher kannten. Das mag bei manchen, wie ich das auch bei den Gesprächen festgestellt habe, den Ausschlag gegeben haben."
Die taffe, sexuell befreite Ost-Frau, die Beruf und Familie scheinbar spielend unter einen Hut bekommt, die nicht unbedingt versorgt sein will und keine so hohen Ansprüche stellt an Verdienst und Karriere des Ehemannes und eigenes Versorgt-Sein - diese Sicht hat sich langsam überlebt, findet Christine Stelzer.
"Es entwickelt sich ja auch bei West-Frauen inzwischen eine andere Mentalität. Man sieht es ja auch an den Krippen und Kindertagesstätten, die dort zunehmend an Bedeutung gewinnen. Und Frauen – vielleicht außerhalb von Bayern – dieser Sache doch mehr zugeneigt sind, als das früher gewesen ist. Da haben sich schon Veränderungen ergeben. Ich weiß nicht, ob das der Einfluss des Ostens ist - wäre ja nett, wenn wir auch mal was beeinflussen könnten (lacht). Aber ich denke schon, dass da eine Entwicklung in Gang gekommen ist. Und die Ost-Frau mit ihrer größeren auch materiellen Selbständigkeit und dem entsprechenden Selbstbewusstsein vielleicht einen kleinen Beitrag dazu liefern konnte. Dieses Thema für ein Buch aufzuarbeiten ist eigentlich mehr als Synonym gedacht, was in Deutschland im Großen und Ganzen möglich sein könnte, wenn die Liebe dabei ist (lacht). Gut, wir müssen uns nun nicht alle lieben, aber es ist ja nur sinnbildlich gemeint, sondern das Verständnis füreinander und für die unterschiedlichen Biographien. Wie das ja in einer guten Ehe sein muss, egal, woher man kommt. Wenn das eine größere Rolle spielt. Und das haben wir aber immer noch nicht geschafft."
Ein Problem, das sich vielleicht irgendwann von selbst erledigt? Die nächste Generation macht es vor.
Freiheit, absolute Freiheit: das spürt man, wenn man diese Bilder sieht: Der Blick aus einem Flugzeug über die Ostsee. Inseln, Küsten, eine wilde Pferdeherde.
Als Kind hatte er die Grenze immer vor der Nase
Der Film über das Baltikum ist eine gemeinsame Arbeit von Almut und Christoph Hauschild aus Schwerin. Die 41-Jährige und ihr 45-jähriger Mann haben zwei Kinder und ein Firmenbaby, wie sie sagen: Die Corax-Filmproduktion, spezialisiert auf Naturfilme. Viele davon laufen in der Fernsehreihe "Wildes Deutschland". Der Titel passt ziemlich gut zu dem, was Christoph Hauschild Anfang der 90er Jahre empfand, als er zum Studium nach Eberswalde ging, einem kleinen Städtchen nahe der polnischen Grenze. Er selbst war an der innerdeutschen Grenze aufgewachsen, in einem Dorf bei Ratzeburg. Den Zaun immer vor der Nase.
"So gab’s eben schon als Kind eine Begegnung mit dem Grenzzaun und dem Land, was hinter dem Zaun liegt. Aber durch das Reisen und das Älterwerden gab es auch – zumindest bei mir – so eine Sehnsucht, das auch mal weiter zu entdecken."
Landschaftsnutzung und Naturschutz hieß das Studienfach, das der Ratzeburger in Eberswalde belegte. Der Mitbegründer der ostdeutschen Nationalparks Michael Succow hatte dieses praxisorientierte Fach am neu entstandenen "Zonenrand" am östlichsten Zipfel der Republik begründet. Aus West-Sicht kurz vor Moskau.
"Eberswalde kannte ich natürlich nicht. Aber ich kannte die Uckermark, also, was man so gehört hatte: Mensch, dahinten ist das Tafelsilber des Ostens, das liegt dort hinten in den neuen Ländern. Da war ich Feuer und Flamme, dahin zu gehen. Die Oder ist nicht weit. Einmal waren es die großen Räume, die es da zu entdecken gab. Die Natur, die es im Westen wirklich nur noch auf kleinsten Parzellen gab, die dort flächendeckend war. Was man ja vorher im Westen auch nicht so wusste. Man dachte immer: Oh Gott, im Osten? Was, du gehst da rüber? Da ist doch alles totgemacht worden, das ist doch so eine intensive Agrarwirtschaft und und und. Ist gar nicht so. Im Gegenteil, dort zwitschern noch die Lerchen, da ist noch die Grauammer in richtig großen Zahlen, was man im Westen nur noch in kleinen Gebieten hatte. Das war dort flächendeckend zu erkennen, zu sehen und zu erleben."
Auch Almut Hauschild studierte in Eberswalde. Die Cottbusserin hatte sich für Holztechnik entschieden. Und für Christoph. Ob jemand aus Ost oder West kam, hat sie nicht interessiert - ihre eigene Familie war durch die Grenze getrennt, die Brüder ihrer Mutter hatten die DDR verlassen.
"Er hat mich immer zum Lachen gebracht"
"Ich kann mich nur daran erinnern, dass das überhaupt keine Rolle gespielt hat. Und wenn, dann aus Neugier. So eine positive Neugier: Wie war es bei dir, wie war es bei mir? Dass man eben wirklich erzählt hat von der anderen Seite. Und das aber ohne Wertung war. Für mich hat Christoph als Mensch sofort gezählt, wie er war, er hat mich immer zum Lachen gebracht – wie heute auch (lacht), und das war für mich das Wichtigste. Wir haben Musik gehört, das hat gepasst. Der Musikgeschmack hat gepasst, die Interessen haben gepasst und das Reisen. Das war für mich auch superwichtig. Weil ich hatte ja durch meine Verwandten den Kontakt und mir war schon immer klar, dass die Wessis nicht so und so sind und die Ossis so. Sondern, dass jeder Mensch für sich steht."
Geld und Karriere sind weniger wichtig, da sind sich die beiden einig. Sie gründeten eine Familie, als sie beruflich noch nicht auf so festen Beinen standen wie jetzt. Sanierten gemeinsam ein altes Haus, in dem beides Platz hat: Familie und Büro. So kann Almut trotz ihrer Arbeit als Cutterin und Produktionsleiterin der kleinen Filmfirma unkompliziert und schnell für die beiden Kinder da sein.
Almut Hausschild: "Wenn es ein Westbild ist der Frau, darüber habe ich mir gar nicht so die Gedanken gemacht. Ich war ziemlich entsetzt, als ich das zum ersten Mal gehört habe – war auch ziemlich spät –, dass Kindergärten im Westen die Ausnahme sind und dass die Ostmütter im Westen als Rabenmütter bezeichnet wurden. Na gut. Wie kommt man denn darauf? Und zu der Zeit war ich mit Christoph schon zusammen. Er ist auf jeden Fall nicht – wenn es überhaupt so einen Archetyp gibt – er ist nicht so ein typischer Westmann. Vielleicht ist es das auch, warum wir uns beide so gut verstehen. Ich denke mal, wenn ich an so einen Archetypen geraten wäre, das wäre überhaupt nicht gegangen. Weil es für mich völlig absurd ist, zuhause zu sitzen, auf den Mann zu warten, Kinder zu betutteln und den ganzen Tag das Haus zu umzudekorieren. Das ist überhaupt nicht meine Sache. Ich wollte nach dem Studium Kinder, ja, aber ich wollte auch wieder arbeiten und so wie viele Tausende andere das hinkriegen, war es für mich völlig klar. Und hier im Osten oder in Schwerin, hat man ja auch keine Schwierigkeiten, für die Kinder eine Betreuung zu finden."
Nicht immer geht diese Arbeitsteilung konfliktfrei ab
Als Kameramann ist Christoph Hauschild viel in ganz Europa unterwegs. Seine Frau vollzieht die Reisen dann, wenn sie den Film schneidet, am Bildschirm nach. Nicht immer geht diese Arbeitsteilung konfliktfrei ab.
Christoph und Almut Hauschild:
"Dass es am Ende ein gutes Produkt wird, das ist das Wichtige. Und dass wir gleichzeitig zusammenbleiben können."
"Das ist diese Geschichte, dass man auch was aussprechen darf, was einem nicht passt. Das gab es gerade am Anfang viel. Da muss man sich zusammenraufen. Da hat es auch mal ordentlich gerumst. Aber sich dann wieder zeitnah zusammenzufinden und auf das Wesentliche zu konzentrieren, das hat uns weitergeholfen, wirklich."
Eigentlich ist es ganz einfach, meinen die beiden, das mit Ost und West. Wenn man im Großen so handelt wie im Kleinen, wird alles gut.
Christoph und Almut Hauschild:
"Jeder hat seinen Spleen, da will ich mich nicht ausnehmen. Die Frage ist nur, inwieweit kann man aufeinander zugehen und sagen: Ich verbieg mich nicht. So, dass ich immer noch erkennbar bin. Und das klappt mit uns beiden."
"Also, eine private Diplomatie kann man das vielleicht nennen. Und das finde ich total wichtig, dass man seinen eigenen Standpunkt behalten darf, wie Christoph sagt, sich nicht verbiegen. Dass der auch akzeptiert wird von dem anderen. Man muss das nicht gut finden, aber auf jeden Fall akzeptieren und auch mal zurückstecken. Und das ist eine Kraftanstrengung. Das macht nicht jeder mit. Der Kern ist wirklich, dass man auf einer Augenhöhe immer bleibt. Wenn einer unter dem anderen steht, dann funktioniert das nicht mehr."
Redet weniger übereinander, sondern miteinander, empfehlen die Schweriner-Paare. Als Hanne Luhdo und Gerd Dunse – die Stadtteilmanagerin und der Optiker – in Schwerin einmal eine Talkrunde mit Ost-West-Paaren organisierten, kam das gut an.
Dunse: "Es gehört auch eine Gesprächskultur dazu. Dass man den anderen zu Wort kommen lässt, so wie du sagst: Neugier. Dass man ihm auch zuhört und nicht immer schon Äußerungen des anderen im Ansatz erstickt, weil man es sowieso besser weiß. Wenn man das nicht drauf hat, wird man auch nicht zueinander finden und miteinander nicht umgehen können. Bei uns beiden klappt das super, und das macht es so gemütlich. Das macht’s vertraut, und dann fühlt man sich zu Hause. Das ist das Schöne, dass man sich in dieser Ost-West-Konstellation jetzt zuhause fühlt. Da muss ich ihr Recht geben, dass sie ihrem – in Anführungsstrichen – Parteiauftrag wirklich voll nachgekommen ist! Hat funktioniert!" (Lachen.)