Liebeserklärung an eine Stadt
Michael G. Fritz ist mit "La vita è bella" ein wunderschönes, sprachlich sehr elegantes Buch über Venedig gelungen. Er weiß, wie man Liebeserklärungen formuliert und versteht es, seinem Staunen und Wundern in fein ziselierten Wortminiaturen Ausdruck zu verleihen.
Ein alter Merkspruch der lateinischen Grammatik besagt: "Die Weiber, Inseln, Städt' und Land, als Feminina sind bekannt." Venedig wäre demnach weiblich. Doch wegen der Reize, die die Stadt so prachtvoll zur Schau zu stellen vermag, dürfte sie auch als eine Verführerin ersten Ranges gelten. Obwohl verschwenderisch in ihrer Schönheit, bleibt die Stadt stolz und uneinnehmbar. Sie ist eine Diva, die immer wieder Sehnsüchte weckt, aber sich in ihren Versprechungen gefällt. Schriftsteller sind ihrem Charme reihenweise erlegen und gern lassen sie sich von Venedig verzaubern. Die Stadt erwartet als Dank dafür nur einige, ihr zugeeignete Zeilen.
Inzwischen besteht die Venedig-Literatur aus ganz unterschiedlichen Texten. Was es mit dieser sprichwörtlichen Venedig-Magie auf sich hat, dieser Frage ist Wolfgang Koeppen in "Ich bin gern in Venedig, warum" ebenso nachgegangen wie Joseph Brodsky in "Ufer der Verlorenen". Venedig ist oft beschrieben worden. Wer es mit dieser Unvergleichlichen aufzunehmen gedenkt, weiß, worauf er sich einlässt.
Blauäugig war der 1953 geborene Michael G. Fritz, Autor der viel gelobten Romane "Die Rivalen" (2007) und "Tante Laura" (2008) keinesfalls, als er gerade Venedig für seine literarischen Erkundungen auswählte. Angesichts der Namen, auf die er verweist und der Motive, die er in seinem Buch zitiert, merkt man, dass er sich der durchaus schwergewichtigen literarischen Tradition bewusst war. Er weiß aber auch, wie man Liebeserklärungen formuliert und meisterlich versteht er es, seinem Staunen und Wundern in fein ziselierten Wortminiaturen Ausdruck zu verleihen.
Aus Kleinem setzt er ein imposantes Bild zusammen, in dem sich die Stadt spiegelt. Statt ausschweifender Beschreibungen, die auf das Ganze zielen, öffnet Fritz kleine Fenster. Dadurch ergeben sich Einblicke in das Stadtleben, die tiefer gehen, als es der touristische Blick zu sehen vermag. Selten gerät dieser tiefgehende Blick des Fremden in vordergründiges Schwärmen. Warnend steht am Anfang das Bild einer Marktfrau, deren Lachen den Erzähler in Abgründe schauen lässt.
Es liegt eine Ahnung von Vergänglichkeit über diesen Texten, die neben der Tiefe auch in die Weite gehen, wenn plötzlich eine Verbindung zwischen Venedig und Berlin durch eine Blickachse hergestellt wird. Venedig ist ja nicht nur eine Verführerin, sondern die Stadt ist auch eine große Zauberin und so tauchen plötzlich Gefährten aus der Kindheit mitten in Venedig auf, als würde es keine Grenzen zwischen Raum und Zeit geben. Offensichtlich ist der Wind, der dem Autor das vielfältige Glockenschlagen bis auf den Lido hinterher weht, auch Träger von weit zurückliegenden Erinnerungen.
Michael G. Fritz ist mit "La vita è bella" ein wunderschönes, sprachlich sehr elegantes und seinem Gegenstand auf Augenhöhe begegnendes Buch gelungen. Entstanden ist eine Eloge auf Venedig, in der viele Erinnerungen an eine zauberhafte Gefährtin aufgehoben sind, die ihm Partnerin bleiben wird. Das ist das beeindruckende an dem Buch von Michael G. Fritz: Liest man seine Miniaturen, dann ist man in Venedig.
Besprochen von Michael Opitz
Michael G. Fritz: La vita è bella. Miniaturen aus Venedig
Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale 2010
111 Seiten, 16 Euro
Inzwischen besteht die Venedig-Literatur aus ganz unterschiedlichen Texten. Was es mit dieser sprichwörtlichen Venedig-Magie auf sich hat, dieser Frage ist Wolfgang Koeppen in "Ich bin gern in Venedig, warum" ebenso nachgegangen wie Joseph Brodsky in "Ufer der Verlorenen". Venedig ist oft beschrieben worden. Wer es mit dieser Unvergleichlichen aufzunehmen gedenkt, weiß, worauf er sich einlässt.
Blauäugig war der 1953 geborene Michael G. Fritz, Autor der viel gelobten Romane "Die Rivalen" (2007) und "Tante Laura" (2008) keinesfalls, als er gerade Venedig für seine literarischen Erkundungen auswählte. Angesichts der Namen, auf die er verweist und der Motive, die er in seinem Buch zitiert, merkt man, dass er sich der durchaus schwergewichtigen literarischen Tradition bewusst war. Er weiß aber auch, wie man Liebeserklärungen formuliert und meisterlich versteht er es, seinem Staunen und Wundern in fein ziselierten Wortminiaturen Ausdruck zu verleihen.
Aus Kleinem setzt er ein imposantes Bild zusammen, in dem sich die Stadt spiegelt. Statt ausschweifender Beschreibungen, die auf das Ganze zielen, öffnet Fritz kleine Fenster. Dadurch ergeben sich Einblicke in das Stadtleben, die tiefer gehen, als es der touristische Blick zu sehen vermag. Selten gerät dieser tiefgehende Blick des Fremden in vordergründiges Schwärmen. Warnend steht am Anfang das Bild einer Marktfrau, deren Lachen den Erzähler in Abgründe schauen lässt.
Es liegt eine Ahnung von Vergänglichkeit über diesen Texten, die neben der Tiefe auch in die Weite gehen, wenn plötzlich eine Verbindung zwischen Venedig und Berlin durch eine Blickachse hergestellt wird. Venedig ist ja nicht nur eine Verführerin, sondern die Stadt ist auch eine große Zauberin und so tauchen plötzlich Gefährten aus der Kindheit mitten in Venedig auf, als würde es keine Grenzen zwischen Raum und Zeit geben. Offensichtlich ist der Wind, der dem Autor das vielfältige Glockenschlagen bis auf den Lido hinterher weht, auch Träger von weit zurückliegenden Erinnerungen.
Michael G. Fritz ist mit "La vita è bella" ein wunderschönes, sprachlich sehr elegantes und seinem Gegenstand auf Augenhöhe begegnendes Buch gelungen. Entstanden ist eine Eloge auf Venedig, in der viele Erinnerungen an eine zauberhafte Gefährtin aufgehoben sind, die ihm Partnerin bleiben wird. Das ist das beeindruckende an dem Buch von Michael G. Fritz: Liest man seine Miniaturen, dann ist man in Venedig.
Besprochen von Michael Opitz
Michael G. Fritz: La vita è bella. Miniaturen aus Venedig
Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale 2010
111 Seiten, 16 Euro