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"Hee-haw, hippety hop"
Benjamin Britten war ein Meister der modernen englischen Kunstmusik, hatte aber auch eine Vorliebe für Volkskunst. Viele Folksongs hat er bearbeitet und dabei Stücke voller Witz, Hintersinn und Melancholie geschaffen.
Benjamin Britten (1913-1976) hat ein großes Œuvre geschaffen, alle wichtigen Gattungen sind vertreten: Opern, das "War Requiem", Instrumentalmusik. Auch für das Radio, den Film und das Theater hat er gearbeitet. Doch im Zentrum stehen seine Vokalkompositionen. Britten war ein literarisch vielseitig interessierter Musiker.
Seine Bearbeitungen der englischen Folksongs zeigen eindrucksvoll, dass ihn die Volksdichtung über Jahrzehnte hin interessiert hat. Britten hat die Lieder gesammelt, bearbeitet und in insgesamt sechs Bänden herausgebracht.
Papageno und Pflugjunge
Ein musikalisches Juwel ist darunter das Lied des kleinen Pflugjungen, der sich in ein gesellschaftlich erfolgreiches Leben hineinfantasiert. Das Klaviervorspiel in G-Dur erinnert an Papagenos Glockenspiel aus der "Zauberflöte". Im Gespräch mit Eckhard Roelcke erläutert der Autor und Übersetzer André Mumot, welcher Wortwitz hinter den so kecken Zeilen dieses "Little Plough Boy" steckt, wie politisch das Lied ist.
Wie kann ein Interpret dafür den "richtigen" Ton finden? Peter Pears zum Beispiel, der Tenor und Lebensgefährte von Benjamin Britten? Oder die Musical-erfahrene Sopranistin Sarah Brightman? Oder Ian Bostridge, der wie kein anderer die Kunst des Liedgesangs so virtuos und kunstvoll darstellen kann?
Rückblick auf das Goldene Zeitalter
In seinen Liedbearbeitungen setzte sich Britten aber nicht nur mit traditionell überlieferter, sondern auch mit komponierter Musik auseinander – etwa mit dem Schaffen von John Dowland. Er, der Zeitgenosse Shakespeares, hat als "Singer/Songwriter" der ausgehenden Renaissance melancholische Lieder geschrieben, deren resignative Essenz Britten in seinem instrumentalen Gesang für Bratsche und Klavier "Lachrymae" filigran verwoben hat.
Mit seinen "Reflections" wirft der Komponist einen traurigen, ja verzweifelten Blick zurück auf die 400 Jahre alte Klangwelt des "Goldenen Zeitalters". Auch wenn die "Lachrymae" in Dur enden: Die Tränen bleiben. Ein Licht ist nicht in Sicht.