Derzeit ist Konstantin Wecker auf der "Poesie und Widerstand"-Tour unter anderem in Hannover, Bremen und Saarbrücken.
Der poetische Dauer-Anarchist
Konstantin Wecker galt früh als Wunderkind. Inzwischen steht der 70-Jährige mehr als sein halbes Leben auf der Bühne. Ob er immer noch Anarchist ist, wie schwer Genießen sein kann und wie politisch Kunst sein soll, erzählt er im Gespräch mit Katrin Heise.
Bei inzwischen 600 Liedern, Filmmusicals und Gedichten verliert er schon mal den Überblick: Konstantin Wecker. Der Musiker, Schauspieler und Autor steht inzwischen mehr als sein halbes Leben lang auf der Bühne und füllt auch mit 70 Jahren noch die Konzertsäle. Schon früh galt der gebürtige Münchner als musikalisches Wunderkind. Derzeit ist er mit seinem Programm "Poesie und Widerstand" auf Tournee.
"Als ich angefangen hab - in München in der Lach- und Schießgesellschaft - war mein erster großer Auftritt bei Sammy Drexel und Dieter Hildebrandt. Und da waren 20 Leute da, in den Laden passen hundert rein. Ich habe mir gesagt, wenn da mal hundert Leute sind, die meinen Gedichten, meinen vertonten Gedichten zuhören, dann habe ich es geschafft. Also da war nie der Traum, einmal ein Stadion zu füllen oder in irgendwelche großen Hallen zu gehen. Heute muss ich sagen, ein halbes Jahrhundert später, bin ich unendlich dankbar, wenn ich in einem Raum mit tausend Leuten sein kann, und die hören mir drei Stunden lang bei Gedichten zu."
Wecker: "Willy"-Ballade aktueller denn je
Der Durchbruch kommt für Konstantin Wecker Ende der 1970er-Jahre mit dem Album "Genug ist nicht genug". Darauf der Titel "Willy" – die Ballade über seinen von Rechtsradikalen erschlagenen Freund. Heute sei sie aktueller denn je, meint Konstantin Wecker, der sich nach wie vor als Anarchist bezeichnet.
"Ich halte dieses Lied für sehr wichtig. Ich habe ein Foto von Sophie Scholl bei mir im Arbeitszimmer. Sie konnten zwar weder den Weltkrieg noch die Hitlerdiktatur verhindern, aber ohne die 'Weiße Rose' und Sophie Scholl und viele, viele andere, die es damals auch gab, wäre unsere Welt noch viel unerträglicher als sie in manchen Punkten ist. Das zeigt uns, dass etwas möglich ist."
"Wunderschöne Geschichte" mit Mercedes Sosa
Trennungen, Exzesse, Drogen, Gefängnis – Konstantin Wecker durchlebt Höhen und Tiefen und verarbeitet sie in zwei Autobiografien. In den 1980er-Jahren tourt er mit anderen politisch engagierten Künstlern wie Joan Baez und Mercedes Sosa:
"Es gibt eine wunderschöne Geschichte von Mercedes Sosa, die ja leider verstorben ist. Mir ging es in dieser Zeit nicht so gut, ich habe mich in dieser Zeit von Mercedes Sosa umarmen lassen. Und das werde ich nie vergessen, von einer südamerikanischen Frau, und dann noch von Mercedes Sosa, umarmt zu werden, das ist wie von Mutter Erde in den Arm genommen zu werden. Mir ging es daraufhin so viel besser. Einfach nur eine Umarmung. Wie viel kann das sein!"